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"In our dreams - I know it! -- we do make the journeys we seem to make: we do see the things we seem to see; the people, the homes, the cats, the dogs, the birds, the whales, are real, not chimeras; they are living spirits, not shadows; and they are immortal and indestructible."
~ Mark Twain

„Aufwachen! Jasper, Rosie, raus aus den Federn. Das Frühstück wartet auf uns und wir müssen in spätestens einer Stunde aufbrechen."
Ozz öffnet das Fenster uns ich spüre einen eisigen Windhauch, welcher mir ins Gesicht weht. Fröstelnd ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Es ist viel zu früh, um aufzustehen. Doch ehe ich wieder einschlafen kann, wird mir die Decke vom Leib gezogen. „He! Es ist kalt uns ich will schlafen." Ozz hält zwei Steppdecken in der Hand und sagt streng: „Wenn ich etwas frühstücken wollt, müsst ihr euch JETZT aus dem Bett bewegen."
Er verlässt den Raum und schließt die Tür mit einem lauten Knall. Verschlafen zwinge ich mich aufzustehen und werfe mir hastig meine Weste über. Da Jasper immer noch nicht wach ist, rüttle ich ihn mit den wiederholten Worten „Aufstehen!" durch. Er wirft mir einen hasserfüllten Blick zu, aber steht schlussendlich doch noch auf. Gemeinsam, ohne ein Wort miteinander zu sprechen, gehen wir in die Stube. Ozz und die Wirtin sind die einzigen Personen im Raum. Er lacht uns fröhlich an und sagt: „Gut geschlafen?" Jasper hisst genervt: „Halt die Klappe, Ozz! Wie spät ist es überhaupt?" Ich blicke aus dem Fenster und vernehme die nächtliche Dunkelheit. „Es ist fünf Uhr morgens. Ich sagte doch, dass wir früh raus müssen." Ich überrede mich dazu, ein wenig Rührei und ein Stück Brot zu essen. Für mehr fühle ich mich nicht in der Lage. Nachdem wir uns gestärkt hatten, bedanken wir uns freundlich bei der Wirtin mit den zwei Gesichtern und machen uns anschließend wieder auf den Weg. Ozz geht voller Tatendrang voraus, Jasper und ich schleichen müde hinterher. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis jeder Teil unseres Körpers aufgewacht ist.

Wir spazieren einen steinernen Waldweg entlang und ich kann eine Schar Vögel zwitschern hören. Sie fliegen quer durch die Lüfte und verbreiten ihren Morgengesang. Auch im Osten erscheint die Sonne langsam wieder am Horizont. Eigentlich ist es ja verrückt. Obwohl ich in einer Parallelwelt gefangen bin, ist es genauso wie auf der Erde. Die Sonne geht auf, der Mond geht unter und es gibt auch dieselben Wettererscheinungen wie in meiner Welt. Wir wandern schon einige Zeit, als Jasper zu jammern beginnt: „Wie lange müssen wir heute gehen? Mir reicht unser gestriger Marsch vollkommen aus." Der Unterton in seiner Stimme erinnert mich an ein Kleinkind. Ozz beruhigt ihn. „Nein. Heute müssen wir nur am Vormittag gehen. Zum Mittagessen sind wir bereits bei Zora. Dazwischen werden wir natürlich Pausen einlegen."
Plötzlich bleiben meine Gefährten stehen. Gezwungener Maßen bringe ich auch meinen Schritt zum Stillstand. Wir sind an einer Kreuzung angelangt. Vor uns befinden sich Holzschranken, welche uns den Weg versperren. An ihnen ist ein Warnschild befestigt. „Was ist das?" Jasper antwortet: „Geh und ließ selbst. Oder kannst du gar nicht lesen?" Ich ignoriere seine Aussage und untersuche das Schild. Es sind alle vollen Stunden von 5 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags aufgelistet, diese stehen immer in Verbindung mit einem seltsamen Begriff.
"Wie spät ist es?", frage ich. Ozz antwortet mir, dass es kurz vor 7 Uhr ist. Bei 7 Uhr steht das Wort „Dodo" daneben. „Was bedeutet denn Dodo?" Jasper und Ozz sehen mich an, als wäre ich gerade eben auf dem Mars gelandet. Verdutzt fragt mich Ozz: „Du machst Witze, oder? Weißt du denn nicht was ein Dodo-Vogel ist?" Da geht mir plötzlich ein Licht auf. Wir haben diese Tierspezies im Geschichtsunterricht durchgemacht. Diese flugunfähige Vogelart ist auf der Erde schon längst ausgestorben. „Eine Herde Dodos sollte gleich unseren Weg kreuzen. Da dies hier eine Mischstraße ist, eine Straße, welche alle Geschöpfe verwenden dürfen, wird sie durch Schranken geregelt. So kann es zu keinen Kollisionen kommen." Und siehe da, im selben Moment höre ich laute Schritte auf uns zukommen. Um die 50 Dodos rasen wild auf der Querstraße an uns vorbei. Sie haben buntes Gefieder und gigantische Schnäbel.
Es ist ein atemberaubender Anblick, denn welcher 18-jährige Erdling kann schon von sich behaupten einen leibhaftigen Dodo gesehen zu haben? Ich wage zu behaupten, dass das nicht viele können. Als der letzte Vogel verschwunden ist, bewegt sich der Schranken langsam in eine senkrechte Position und macht uns den Weg frei. Ich blicke auch den Steinpfad und entdecke ich eine große Feder, welche in bunten Farben leuchtet. Ozz hebt sie vom Boden auf und reicht sie mir mit einem Grinsen im Gesicht. „Hier! Damit du nicht vergisst, was ein Dodo ist." Glücklich bedanke ich mich und packe die Feder sorgsam in meinen Rucksack. Nach dieser Begegnung, bin ich hellwach und setze die Reise mit Freude fort.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 22, 2018 ⏰

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