7. Von Hoffnung und Enttäuschung

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Vielleicht war es das weiße Shirt, das Hakyeon trug, aber als Taekwoon das Uni-Café betrat, dachte er zuerst, an dem Tisch am Fenster säße ein Engel. Hakyeons braune Haare fielen ihm weich in die Stirn und die Ärmel hatte er hochgekrempelt, sodass seine schlanken Handgelenke zu sehen waren. Taekwoon schluckte nervös, ein wenig überwältigt von dem Anblick seines Dates, ehe er sich dem Fenstertisch näherte.

Hakyeon hob lächelnd den Kopf, als Taekwoon sich zu ihm setzte.

„Hey", sagte er sanft und abermals musste Taekwoon schlucken.

„Hi", machte er leise und senkte rasch den Blick.

Seit seiner Schulzeit war er auf keinen Dates mehr gewesen. Hongbin stellte ihm manchmal irgendwelche Typen aus seinem Studium vor, aber Taekwoon fiel es schwer, mit fremden Leuten ein Gespräch anzufangen. Und er war auch nicht der Typ für One-Night-Stands. Das war ihm viel zu viel Arbeit dafür, dass man sich letzten Endes doch aus dem Weg ging.

„Du hast dich also für mich entschieden", sagte Hakyeon und Taekwoon runzelte verwirrt die Stirn.

„Entschieden?", fragte er und blickte kurz auf.

„Für mich und nicht für Jaehwan", erklärte Hakyeon.

Taekwoon seufzte. Natürlich musste die Lüge, die er Sanghyuk aufgetischt hatte, ihn bis hierhin verfolgen. 

„Vergiss Jaehwan", murmelte er und rieb sich nervös den Hals.

„Oh, ich denke das wird mir schwer fallen", lachte Hakyeon. „Er war sehr laut und charmant."

Taekwoon zog verwundert die Augenbrauen zusammen und hob den Kopf. Irgendwie hörte es sich fast so an, als hätte Hakyeon ein Auge auf Jaehwan geworfen...

„Bist du jetzt eifersüchtig?", fragte Hakyeon lächelnd, als könnte er seine Gedanken lesen, und streckte eine Hand aus. Taekwoon zuckte zusammen, als er mit leichten Fingerkuppen über seinen Arm strich. „Das brauchst du nicht sein. Ich sitze schließlich hier mit dir und nicht mit Jaehwan, nicht wahr?"

Taekwoon nickte und spürte, wie seine Wangen warm wurden, als Hakyeon ihn praktisch mit seinem Blick durchbohrte. Wenigstens zog er seine Hand wieder zurück, sodass sich Taekwoons Herzschlag wieder beruhigen konnte.

„Nun, Taekwoon... Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dich zu fragen, was du studierst", sagte Hakyeon und stützte das Kinn interessiert auf eine Hand.

„Literaturwissenschaft", antwortete Taekwoon knapp.

„Wie schön", lächelte Hakyeon. „Ich studiere Linguistik mit dem Schwerpunkt auf Gesprächsforschung."

Taekwoon wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er hatte sich noch nie mit Gesprächsforschung befasst und wusste auch nicht, was man da genau tat. Außerdem war er schlecht im Lügen. Dementsprechend war er froh, als die Bedienung sich an ihren Tisch stellte, um ihre Bestellung aufzunehmen. Hakyeon wählte einen Früchtetee, während Taekwoon sich für sein Standardgetränk Kaffee Latte entschied.

„Du sprichst nicht gerne, oder?", fragte Hakyeon, als die Bedienung wieder gegangen war.

Warum musste Hakyeon solch unangenehme Fragen stellen? Was für eine Art von Antwort erwartete er auf so etwas? Vielleicht war das irgendein Trick, irgendetwas, was er bei der Gesprächsforschung gelernt hatte, aber Taekwoon konnte nichts damit anfangen. 
Weil er keine andere Wahl hatte, nickte er stumm. Es brachte nichts, sich eine Ausrede zu überlegen, schließlich würden sie einander noch öfter treffen. Zumindest hoffte Taekwoon das. 

„Kein Problem", sagte Hakyeon zu seiner großen Überraschung verständnisvoll. „Ich kann für uns beide sprechen."

Taekwoon war hin und hergerissen, vor lauter Kitsch das Gesicht zu verziehen und belustigt zu lächeln. Das Ergebnis war sicherlich nicht sonderlich ansehnlich, doch Hakyeon strahlte nur noch mehr. Misstrauisch beobachtete Taekwoon, wie er abermals eine schlanke Hand über den Tisch schob bis zu der Stelle, wo Taekwoons eigene Hand ruhte.

Leo/Hyuk: Sommerspiegel [VIXX Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt