Leo/Hyuk: Sommerspiegel [VIXX Fan-Fiction]

3. Von vergangenen Sommern

Taekwoon wusste nicht mehr genau, wann Sanghyuk richtig selbstbewusst wurde. Bis er auf die weiterführende Schule kam, war der Jüngere immer sehr fahrig und sprunghaft gewesen und es hatte ihn stets einige Überwindung gekostet, vor Fremden das auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging. Es musste so ungefähr in seinem zweiten Jahr an der neuen Schule gewesen sein, dass Sanghyuk sich veränderte.

Bis zu diesem Zeitpunkt verbrachten er und Taekwoon den Großteil ihrer Freizeit drinnen, meistens in Sanghyuks Zimmer, da der Jüngere ganz besessen von Spielkonsolen war und seine Eltern so spendabel waren, ihm die Geräte auch noch zu kaufen. Oft lagen sie nebeneinander auf dem Bauch auf Sanghyuks schmalem Bett und drückten angestrengt auf irgendwelchen Knöpfen herum.

Taekwoon hatte damals, als er dem achtjährigen Sanghyuk ein Eis gekauft hatte, dem Jungen zwei Tage später bestätigt, dass sie nun offiziell beste Freunde wären. Er musste zugeben, dass er es damals mehr aus Schuldgefühl getan hatte, weil der Jüngere so geknickt ausgesehen hatte, aber er hatte auch nicht gelogen. Wenn er jemanden außer Jaehwan als seinen besten Freund bezeichnen konnte, dann war das Sanghyuk, trotz des Altersunterschieds von fünf Jahren. Zwar wurde ihre Freundschaft nie so kommunikativ und innig wie die zwischen ihm und Jaehwan, aber sie lernten sich immer besser kennen, besonders in der Zeit, als Jaehwan sich auf sein Gesangsstudium vorbereitete und sich nicht mehr so oft mit ihnen treffen konnte.

Deshalb war es Taekwoon, der für Sanghyuk da war, als dieser auf die weiterführende Schule wechselte und in der neuen Klasse keinen Anschluss fand. Zu Beginn wusste Taekwoon nicht, wie er Sanghyuk aufmuntern konnte, denn irgendwie war es immer Jaehwan gewesen, der für das Trösten in ihrer Gruppe zuständig war. Alles was er tun konnte, war Sanghyuk zuzuhören, doch oft änderte das nichts an der bedrückten Stimmung des Jungen. Es dauerte eine Weile bis er eine wirksame Methode fand, den Jungen aufzumuntern: Er begann einfach, Sanghyuk ein wenig zu ärgern. Er zupfte an dem Ohr des Jüngeren oder pikste ihm in die Seite und schon bald sprang sein Freund auf und schlug ihm erst wütend und dann gegen die Brust, als Taekwoon übertriebene Schmerzenslaute von sich gab, nur um später in lautes Gelächter auszubrechen.

Taekwoon konnte damals nicht recht verstehen, wie eine lebhafte Person wie Sanghyuk so ausgegrenzt werden konnte. Taekwoon wusste, was einen Außenseiter ausmachte. Er selbst verstand sich als einen, denn er sprach in der Schule nicht viel und hatte nur ein paar wenige Mitschüler, in deren Nähe er sich wirklich wohl fühlte. Das einzige, was ihn vor Sticheleien rettete, war die Tatsache, dass er dem Fußball-Team angehörte und einer der besten Spieler war. Er hatte sogar einen kleinen Fanclub, doch Taekwoon wusste nie, wie er mit diesen Schülern umgehen sollte. Meist verneigte er sich hastig vor ihnen, wenn er ihnen im Gang begegnete und flüchtete anschließend in ein verlassenes Klassenzimmer, um nicht mit ihnen reden zu müssen.

Sanghyuk war viel offener und gesprächiger, praktisch das Gegenteil von ihm. Er musste einfach Pech gehabt haben mit seiner Klasse, denn als zwei Jahre später die Klassen neu gemischt wurden, erzählte er Taekwoon eines Nachmittags freudestrahlend von seinem neuen Freund Sungjae.

„Wir können so viel miteinander lachen, Hyung", berichtete Sanghyuk ihm eines Nachmittags. „Wir sind praktisch dieselbe Person!"

Taekwoon freute sich für Sanghyuk, doch es machte ihn auch traurig, als der Jüngere immer weniger Zeit für ihn hatte. Durch Sungjae lernte Sanghyuk immer mehr Leute kennen und wurde schon nach ein paar Wochen zu einem der beliebtesten Schüler seiner Klasse.

Taekwoon war die Veränderung des Jüngeren nicht ganz geheuer. Sanghyuk trug nun immer öfters modische Jeans und eng anliegende T-Shirts. Er war nicht mehr der Junge, der den ganzen Tag in seinem Zimmer hockte, um zu zocken, sondern er kümmerte sich um sein Äußeres, um seiner Rolle als beliebter Schüler gerecht zu werden.