Leo/Hyuk: Sommerspiegel [VIXX Fan-Fiction]

4. Bekannte Lippen

Taekwoon wollte Sanghyuk eigentlich nicht auf die Semesterstart-Party mitnehmen, aber der Junge hatte so furchtbar niedergeschlagen ausgesehen, als Taekwoon ihm von seinen Plänen für den Abend berichtet hatte, dass er es nicht übers Herz gebracht hatte, den Jungen alleine zurückzulassen. Er wusste, wie gerne Sanghyuk sich mit Menschen umgab und wie neugierig er auf das Uni-Leben war. Wahrscheinlich war es eine Qual für den Jüngeren gewesen, die letzten 48 Stunden in dem langweiligen Studentenwohnheim zu verbringen.

„Dann treffe ich endlich deine Freunde, Hyung", sagte Sanghyuk, während er sich im Bad Gel in seine braunen Haare schmierte. Taekwoon hoffte nur, dass er seine Frisur damit verhunzte, denn das enge schwarze T-Shirt und die an den Knien zerrissene Jeans, die Sanghyuk am Körper trug, brachten ihn auf Gedanken, die er eigentlich nicht haben sollte. Zudem befürchtete Taekwoon, dass sich an Sanghyuks Beliebtheit mit den Mädchen seit seiner Schulzeit nichts geändert hatte, insbesondere, wenn er sich seine breiten Schultern ansah...

Er schüttelte mit dem Kopf. Sanghyuk war erwachsen; er konnte tun und lassen, was er wollte. Es wäre sogar gut, wenn er schnell eine Freundin finden würde, denn dann hätte Taekwoon wenigstens von vorneherein keine Chance bei dem Jüngeren und konnte sich somit auch keine falschen Hoffnungen machen. Taekwoon runzelte nachdenklich die Stirn, während er an dem Türrahmen zum Badezimmer lehnte und auf seinen Mitbewohner wartete.
Was wenn Sanghyuk schon eine Freundin hatte? Vielleicht gab es da eine Jugendliebe, von der Taekwoon nichts wusste. Er biss sich auf die Unterlippe. Irgendwie wollte er fragen, aber zugleich ging ihn das auch nichts an. Sie waren nicht mehr so wie früher.

Die Party fand in einem Café auf dem Campusgelände statt. Taekwoon war eigentlich kein Partygänger, aber Wonshik hatte ihn dazu genötigt zu kommen. „Hyung! Ich werde meinen ersten richtigen Auftritt haben, du musst kommen!", hatte er gejammert und da Taekwoon kein schlechter Freund war, hatte er ohne große Widerworte zugesagt.

„Dein Freund macht Musik?", fragte Sanghyuk staunend, als Taekwoon ihm auf dem Weg mitteilte, warum er zu der Party ging. „Ist er gut?"

Taekwoon zuckte mit den Achseln.

„Manche Sachen sind gut", antwortete er.

„Also ist er mittelmäßig?", lachte Sanghyuk und stupste ihm spielerisch in die Seite.

„Vielleicht."

„Sei nicht so geheimnisvoll...", grummelte Sanghyuk und für einen kleinen Augenblick vergaß Taekwoon alles, was gewesen war, und streckte den Arm aus, um dem Jüngeren durch die Haare zu wuscheln. – Nur um sich dann daran zu erinnern, dass Sanghyuk Haargel benutzt hatte und sich das ziemlich ekelhaft anfühlen würde.

Sanghyuk sah aus, als würde er einen Kommentar machen wollen, als er seinen Arm wieder zurückzog, doch Taekwoon nahm ihm die Gelegenheit, indem er sagte: „Wir sind da."

Tatsächlich standen am Wegesrand schon die ersten rauchenden Studenten und der Eingang des Cafés, aus dem gedämpfte Musik dröhnte, war nicht mehr weit entfernt.

Taekwoon brauchte nicht lange, um drinnen Wonshik und Hongbin zu entdecken. Es war noch recht früh und dementsprechend auch noch nicht sonderlich voll. Als er Sanghyuk an kleinen Menschentrauben vorbei zu seinen Freunden lotste, die an einem metallenen Stehtisch standen, zupfte der Jüngere nervös an seiner Jacke.

„Sind das deine Freunde?", murmelte er mit großen Augen und deutete geradeaus.

„Ja", erwiderte Taekwoon, ohne anzuhalten.

„Oh... cool", flüsterte Sanghyuk, sah aber eher noch verunsicherter aus als zuvor.

Taekwoon konnte Sanghyuks Unsicherheit nachvollziehen, denn auf den ersten Blick sah Wonshik schon ziemlich bedrohlich aus mit den Tattoos, die seine Arme zierten. Und auch Hongbin war mit seinem attraktiven Gesicht nicht die Person, der man sich ohne aufgeregtes Herzklopfen nähern würde. Taekwoon hatte die beiden über Jaehwan kennengelernt und schon vor langer Zeit herausgefunden, dass es nichts vor ihnen zu befürchten gab, auch wenn sie manchmal etwas anstrengend sein konnten.