Kapitel 8 - Hoch hinauf

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Der eiskalte Wind gab seinen jungen schuppigen Flügeln Kraft höher und höher zu steigen. Hoch in die dicken flauschig kühlen Wolken und dunkel werdenden Himmel. Dies war sein erster alleinige Flug. Das erste Mal das er so weit von den Eiskappen davon flog. Das erste Mal das er so viel Macht und Stärke und unbändige Kraft verspürte. Vor lauter Freude öffnete er sein Maul und spie sein Eiskaltes Feuer um sich herum. Die schon kalte Luft fror noch weiter und die weißen Schwaden der Wolken die von seinem eisigen Atem erwischt wurden, gefroren zu kleinen Kristallisierten Flocken. Sie fingen das Licht der untergehenden Sonne ein und funkelten bis sie hinab in die Tiefe fielen. Fasziniert von seiner Tat hauchte er eine weitere Wolke an und beobachte das glitzern und funkeln von neu erzeugtem Eis und Schnee.
Wie zu schwerer Tau auf Grashalmen, fielen die gefrorenen Wolken in sich zusammen und bedeckten den kleinen Flecken Erde unter ihm mit gefrorenen glitzernden Schnee. Wie ein freudiges Fohlen flog er in die dickste größte Wolke drehte sich in Spiralen und spie wieder und wieder sein eisblaues Feuer. Nur um zu beobachten wie es um ihn herum glitzerte und hinab fiel.

Durch sein freudiges Spielen war er nicht mehr in der Lage dem riesigem Stählenden Vogel zu entkommen der durch die dicke Wolkenfront brach. Erschrocken drehte er sich zu dem viel zu lauten und gleichzeitig nichtssagenden Wesen um. Beide Flügel trafen aufeinander aber das Junge war nicht einmal ein Zehntel so groß. Sein Flügel wurde grob geschubst und er verlor den schlagenden Rhythmus mit dem er sich in der Luft hielt. Er strauchelte und konnte sich mit seinem verstauchten Flügel nicht mehr aufrecht halten. Wie die Wolken, vor wenigen Momenten, glitzerten seine Schuppen in der untergehenden Sonne während er zur Erde fiel. Schneller als die Flocken näherte er sich der Tiefe. Panisch versuchte er seinen verletzten Flügel zu öffnen aber der Schmerz ließ es nicht zu. In einem letzten Verzweifelten Akt zwang er sich seine Flügel auszubreiten und sich in einem starken Luftzug abzufangen. Er blieb genau 3 Millisekunden in der Luft bevor der verletzte Flügel aus seinem Gelenk sprang. Schmerzverzerrt brüllte er die letzten hundert Meter bis er in die spitzen Tannen krachte. Es hörte sich wie Donner und Blitz an und jeder in 30 Kilometer vernahm das laute Krachen der umfallenden Bäume. Doch hier waren diese Geräusche nichts ungewöhnliches.

Schnaufend und schmerzerfüllt versuchte er mit seinen Krallen die dicken Stämme weg zu schieben. Sie waren über ihm zusammengefallen und hielten ihn unter sich begraben. Aber er war zu schwach und zu klein um diesen Baum auch nur anzuheben. Verzweifelt kratzte er die Rinde an und fauchte laut. Die Macht, Stärke und Kraft die eben noch in den Lüften zu spüren war, war nun verflogen. Er spie frustriert sein Feuer aber es bildete sich nur eine kühle Eisschicht auf den Pflanzen aus. Anstatt die nun steinharte Rinde zu zerfleischen, wand er sich dem Boden zu und grub ein Loch um unten drunter zu krabbeln. Vorsichtig drückte er sein ausgerenkten Flügel an den schuppigen Körper und zwängte sich durch das enge Loch. Die leisesten Berührungen, von Geäst, Erde oder Zweigen an dem Flügel ließen ihn die gezackten Zähne blecken. Endlich war er befreit. Aber nun war er nicht mehr wirklich frei. Er war auf die Erde gebunden und wenn sein Flügel nie wieder heilte würde er auf immer an die Erde gebunden bleiben. Damit das nicht passierte musste er heilen. Musste er Kraft schöpfen und das könnte man am Besten hoch. Hoch oben. Er war noch zu jung und zu klein um gefahrlos auf dem Boden zu ruhen. Mit dem Rest seiner Energien kletterte er einen dicken alten Baum hoch um den höchsten Punkt zu finden. Um ihn herum erstreckte sich Meilenweit Wald. Doch nicht all zu weit von seiner Einsturzstelle überragte eine glatte Gesteinskonstellation die Bäume. Auf ihrer Spitze hielten vier Gesteinstapel eine Öffnung und doch war es mit gleichmäßig geformtem Lehm überdacht. Da! Da wäre er am Sichersten.

Die Erben der Drachen - GlaciaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt