Nachdem wir unseren Sieg bekannt gemacht haben und mit der anderen Mannschaft wieder nach drinnen gegangen sind, habe ich erstmals Zeit, um mir über Jungkook's Verhalten Gedanken zu machen.
Als ich die Tür zu Zimmer 1 öffne, zieht sich Jungkook gerade um und ich habe eine Sekunde Zeit, um einen Blick auf seinen muskulösen Rücken werfen zu können.
Jungkook bemerkt wohl, dass ich nun auch da bin, denn er zieht sich schnell sein Schlafanzug-Oberteil über und schlüpfte in sein Bett.
Das alles natürlich, ohne auch nur ein einziges Mal in meine Richtung zu sehen.
Ich seufze.
Dann ziehe ich mich ebenfalls schnell um, schalte das Licht aus und lasse mich vorsichtig auf die andere Seite des Bettes fallen.
Augenblicklich rutscht Jungkook weiter an die Bettkante, um so weit wie möglich von mir entfernt zu sein.
"Jungkook?", frage ich.
Er reagiert nicht.
"Jungkook?", frage ich etwas lauter.
Er knurrt. "Mann, was, Taehyung?"
"Warum hast du das vorhin getan? Mich mit der Flagge gehen lassen, meine ich?"
"Hatte einfach kein Bock auf dieses Spiel. Und je schneller wir verlieren, desto schneller ist es auch vorbei", meint er nur.
"Ist das alles?", frage ich vorsichtig.
"Was meinst du?"
"Bevor du gesehen hast, dass ich das bin, hattest du doch eindeutig vor, die Flagge wieder in deinen Besitz zu bringen."
Jungkook stöhnt genervt auf. "Boah, keine Ahnung. Du hattest es einfach verdient, zu gewinnen, okay?"
"Verdient?"
"Ja, damit die anderen dir mal'n bisschen Respekt entgegen bringen", brummt Jungkook.
Ich schaube. "Du bist doch derjenige, der mir am wenigsten Respekt entgegen bringt. Jedes Mal, wenn ich versuche, mit dir zu reden, stöhnt du bloß genervt rum oder reagierst überhaupt nicht. Und wenn ich versuche nett zu dir zu sein, dann rennst du einfach weg."
Jungkook seufzt. "Es ist nicht so einfach, okay?"
"Wieso ist es nicht so einfach?", frage ich verwirrt und wütend.
"Weil ich... Weil ich", sagt Jungkook und macht eine kurze Pause, bevor er weiter spricht, "Weil ich weiß, was du für mich empfindest. Und ich - Ich komme damit einfach nicht zurecht."
Erschrocken reiße ich die Augen auf. Er weiß, was ich für ich empfinde? Woher? Seit wann?
"W-Woher?", frage ich leise.
"Hobi ist auch schwul. Glaub mir, er bemerkt das bei anderen sofort. Und er bemerkt auch, auf wen die anderen Personen stehen."
"W-wie?"
Es wirkt, als würde Jungkook mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung. Vielleicht hat er deine Blicke bemerkt, oder so. Oder er hat einfach ein Gefühl für sowas."
Als ich nach seinem letzten Satz still bleibe (weil ich einfach nicht weiß, was ich sagen soll), ergreift Jungkook wieder das Wort und es wirkt, als würde seine verletzliche Seite wieder hervorkommen. "Weißt du, ich habe es so oft versucht. Ich habe so oft versucht, etwas zu empfinden, wenn ich mit diesen Mädchen rummache. Aber es hat nie geklappt. Egal, mit welchem Mädchen ich es auch ausprobiert habe (und das waren sicher einige) und egal, an welchem Ort es war - Ich habe nie wirklich etwas empfunden."
"Dafür, dass du nichts empfunden hast, schien es dir aber ziemlich gefallen zu haben", schnaube ich.
Vielleicht nicht der schlaueste Kommentar, aber das musste ich einfach mal sagen.
Jungkook lacht leise. "Ja, vielleicht... Ich meine, die meisten Mädchen, mit denen ich es getan habe, waren ja immerhin ziemlich gute Küsser. Aber wirklich empfunden habe ich trotzdem nichts."
Erst Jetzt verstehe ich, was er mir damit sagen will. "Dann... Dann bist du also auch...?", frage ich vorsichtig.
Ich erhalte keine Antwort darauf. (Was ja auch eine Antwort ist, denn andernfalls würde er es wohl laut abschreiten.)
Ich lehne mich ein wenig zu ihm herüber und berühre ihn an seinem Arm. "Hey, das ist schon okay, ich meine-", sage ich.
Augenblicklich versteift sich irgendetwas in Jungkook und er dreht sich schnell von mir weg. "Lass mich, Tae", zischt er.
Es scheint, als hätte der verletzliche Jungkook sich wieder hinter seinen Mauern verkrochen.
"Jungkook-", flüstere ich, doch werde augenblicklich von ihm unterbrochen.
"Es ist spät. Lass uns einfach schlafen, okay?", sagt er kalt.
Und das war es dann. Nicht einen einzigen Laut kann ich mehr von ihm vernehmen, außer leisen, gleichmäßigen Atemzügen.
Ich lehne mich seufzend zurück und schließe die Augen.
Nachdem ich noch lange über unsere Konversation nachgedacht habe, kann ich schließlich ebenfalls einschlafen.
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Fake Love; VKook
FanfictionKim Taehyung ist der unbeliebteste Junge seiner Klasse und verliebt in einen der beliebtesten Jungen, Jeon Jungkook. Es scheint, als gäbe es keine Chance für ihn, jemals an ihn heranzukommen. Doch auf ihrer letzten gemeinsamen Klassenfahrt, bei der...