Kapitel 14

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"Da bist du ja", grinst Jungkook.

"Ja, ich - Ich hab mich entschieden, doch mit zu kommen", sage ich etwas verlegen.

"Wohin gehen wir überhaupt?", frage ich, während wir aus der Basilika heraus laufen.

Jungkook zuckt so mit den Achseln, dass es unglaublich lässig und cool herüber kommt. "Keine Ahnung. Ich hätte Lust auf ein Eis. Du?"

"J-ja, sicher", antworte ich unsicher.

Ich weiß nicht, ob es mir so wirklich gefällt, einfach den Unterricht zu verlassen, um mit jemandem Eis Essen zu gehen - selbst wenn dieser Jemand Jungkook ist.

"Gut, dann komm!", ruft Jungkook und rennt plötzlich los.

Ich versuche, mit ihm Schritt zu halten, während er sich schnell und scheinbar mühelos von der Kirche entfernt.

Als wir auf eine breite Fußgängerstraße gebogen sind, bleibe ich stehe, stütze die Hände auf die Knie und versuche, meinen viel zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen.

"Jungkook!", rufe ich atemlos, "Jungkook, bleib stehen!"

Überrascht dreht sich Jungkook - der schon deutlich weiter gekommen ist - in meine Richtung und joggt etwas langsamer zu mir zurück.

"Alles gut?", erkundigt er sich beinahe besorgt bei mir und als Antwort hebe ich nur die Hand, das Sprechen strengt mich zu sehr an.

"Oh mann, Tae. Du bist ja sogar noch unsportlicher als meine Großmutter", sagt Jungkook und seufzt theatralisch auf. "Und die wiegt sicher um die 200 Kilogramm, liegt den ganzen Tag nur auf der Couch herum und zieht sich Liebesschnulzen rein, während sie sich große Mengen ihre Lieblingspralinen gönnt."

"Nicht... Jeder... Ist... Eben... So... Sportlich... Wie... Du", stoße ich hervor, noch immer ganz außer Atem.

"Du schreinst ja wirklich nie Sport zu machen", sagt Jungkook nur und lacht.

Dann hält er mir plötzlich seine Hand hin.

Zögerlich blicke ich erst seine Hand an, dann ihn - und offenbar sehe ich dabei nicht so aus, als wäre ich sonderlich begeistert über sein Angebot.

Augenblicklich wird er rot und lässt die Hand wieder sinken.

"Ähm", sagt er nur und durchsucht die Umgebung nach etwas, auf das er das Gesprächsthema ziehen kann.

Er scheint es gefunden zu haben, denn seine Augen beginnen zu glänzen, sein Mund verzieht sich zu einem ehrlichen Lächeln.

"Eis!", ruft er und deutet auf ein Gebäude hinter mir.

Mein Atem hat sich so weit beruhigt, dass ich auf stehen und mich umdrehen kann.

Direkt hinter mir ist ein kleiner Laden, der Kugeleis verkauft.

Hinter der Theke, durch die die verschiedenen Eissorten zu erkennen sind, steht ein mittelalter Mann mit einer Eiskelle und scheint darauf zu warten, dass endlich jemand ein Eis von ihm kauft.

Jungkook ist sofort Feuer und Flamme. "Komm, holen wir uns ein Eis", ruft er und sprintet zu der Eisdiele.

Seufzend folge ich ihm.

Als Jungkook gerade bestellen will, scheint ihm etwas einzufallen, und ein verloren wirkender Gesichtsausdruck schleicht sich auf sein Gesicht.

Unsicher dreht er sich zu mir herum. "D-die sprechen hier wohl kein koreanisch, oder?"

Diesmal bin ich es, der lacht.

Irgendwie finde ich seine Unwissenheit süß.

"Nein", sage ich. "Nein, die sprechen Spanisch. Ist ja irgendwie logisch, wir sind schließlich in Spanien."

"Und kannst du denn spanisch?", fragt Jungkook.

"Nein", gebe ich zu. "Aber ich kann Englisch. Ich bin mir sicher, dass die hier alle Englisch sprechen können."

Peinlich verlegen schaut Jungkook auf seine Füße und räuspert sich dann. "Naja, mein Englisch ist echt nicht das Beste, könntest du vielleicht für mich...?"

Ich zucke mit den Schultern. "Klar", antworte ich und versuche dabei, genauso gelassen zu klingen wie Jungkook zuvor (obwohl ich innerlich eine triumphierende Party schmeiße, dass er auch mal der jenige ist, dem geholfen werden muss). "Willst du einen Becher oder eine Wafel? Und wie viele Kugeln Eis? Und welche Sorten? Und willst du Sahne?"

"Waffel. 2. Schokolade und Kaugummi. Hundertprozentig ja", sagt Jungkook, ohne zu überlegen.

Leicht nervös gehe ich an den Tresen und werde augenblicklich von dem Mann begrüßt. "Buenos dias", sagt er laut.

"Ähm", mache ich.

Dann bestelle ich mit meinem Englisch (das auch nicht das allerbeste ist, zugegeben) Jungkook's Wunsch und eine Kugel Cookie-Eis in der Waffel für mich.

"Aw, ist das süß, du hast dir ein extra ein Eis mit meinem Namen geholt", schmatzt Jungkook, während wir beide unser Eis schleckend durch die Straßen von Barcelona laufen.

Geschockt und verwirrt sehe ich zu ihm herüber. "Hm?", mache ich.

"Oh, das weißt du vielleicht gar nicht", murmelt Jungkook und beißt in seine Waffel. "Aber von meinen Freunden werde ich quasi nie Jungkook genannt, sondern immer nur Kookie. Naja, und du hast dir Cookie-Eis geholt. Das sind ja im Prinzip die selben Wörter, nur einmal mit einem c und einmal mit einem k am Anfang."

"Aha", sage ich nur und lache leise über Jungkook's Logik - was ein großer Fehler ist, denn augenblicklich verschlucke ich mich an meinem Eis und muss husten.

"Soll - Soll ich dich auch Kookie nennen?", frage ich, nachdem ich mich wieder beruhigt habe.

"Ja. Ich meine, so nennen mich die meisten, die mich wirklich gut kennen."

Für eine Weile laufen wir still weiter, peinlich berührt unser Eis essend.

"Und wie soll ich dich nennen?", bricht Jungkook schließlich die Stille.

"Keine Ahnung", antworte ich ehrlich, "Ich hatte noch nie wirklich einen Spitznamen."

Die einzigen Menschen, die einem Spitznamen geben oder Spitznamen benutzen, sind wirklich gute Freunde. Oder zumindest Personen, die einen gut kennen. Und bis jetzt habe ich solche Menschen nicht gehabt.

Jungkook schaut mich ein wenig traurig an, dann sagt er: "Wie wär's mit Tae?"

Auch wenn Tae wirklich kein besonderer Spitzname ist, lässt doch die sanfte Art, wie er ihn sagt, mein Herz schneller schlagen.

"J-ja, das passt", hauche ich und werde rot.

Jungkook schaut kurz auf seine Armbanduhr. "Wie lang hat dieser Mann nochmal gesagt, dass die Führung dauert?"

Ich überlege. "So eine Stunde, glaube ich. Wieso?"

"Okay, dann sollten wir vielleicht echt mal zurück zur Kirche gehen, wenn wir nicht doch erwischt werden wollen."

Ich esse den letzten Rest meiner Waffel und nicke. Ist wirklich schon so viel Zeit vergangen, seit ich und Jungkook uns davongestohlen haben?

Dann fällt mir plötzlich etwas ein. "Jungkook!", rufe ich und er dreht sich fragend wieder zu mir um. "Du hast doch gesagt, dass niemand bemerken wird, dass wir weg sind. Aber was ist deinen Freunden? Werden die's nicht bemerken?"

"Ach, keine Sorge", murmelt Jungkook, während er sich ebenfalls den Rest seiner Waffel in den Mund schiebt, "die würden mich niemals verraten. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die nicht einmal bemerkt haben, dass wir wegegangen sind."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02, 2018 ⏰

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