6

739 19 1
                                    

Ich hatte mir wirklich Zeit gelassen, denn ich brachte mehr als doppelt so lange bis zu Madame Rossinis Atelier als sonst. Ich machte Mr George gerade wirklich Konkurrenz.

Als ich vor dem Atelier stand hörte ich schon Madame Rossini von drinnen. Ich wollte wirklich nicht da rein. Ich bekam es immer mit der Angst, wenn ich schon an diese komischen Kleider dachte und so weit ich weiß waren die Kleider des 16. Jahrhundert nicht gerade der letzte Schrei, sondern eher das Gegenteil.

Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte dann.

„'errein." hörte ich Madame Rossini mit ihrem französischen Akzent sagen, was mich automatisch zum schmunzeln brachte.

Ich öffnete dir Tür und trat langsam ein, denn so eilig hatte ich es immer noch nicht in diese Klamotten zu kommen.

„Guten Tag, Madame Rossini." sagte ich höflich.

„Da bist du ja endlisch. Isch warte schon die ganze Zeit auf disch. Dein Onkel hat schon vor einer Ewigschkeit bei mir angerufen und mir von der Planänderung erzä'lt. Isch 'abe auch nischt den ganzen Tag Zeit. Und nun Marsch Marsch. Allez 'oppe deine Kleider liegen auf dem Tisch." sagte Madame Rossini und zeigte dabei auf einen Berg von Klamotten auf dem Tisch, die zum davonrennen aussahen.

Ich will hier weg. Aber anscheinend hatte Madame Rossini meine Gedanken erraten, denn sie stelle sich vor die Tür, sodass ich nicht mehr entkommen konnte.

„Nun stell disch nischt so an. Mein Schwanen'älschen macht nie einen Aufstand wegen der Kleider. Sowieso tut mir das arme Ding leid. Sie muss mit so einem Rebellen wie dir zurescht kommen. Kein Wunder, dass sie da krank wird." fing Madame Rossini auch gleich an zu meckern.

Ja, ich weiß, dass sie mich nicht sonderlich mögen, aber dafür Gwendolyn um so mehr. Madame Rossini hatte wirklich einen Narren an Gwendolyn gefressen, was ich nur zu gut verstand. Aber die Damenmode der damaligen Zeit war auch nicht annähernd so schlimm wie die Herrenmode.

„Ich mach ja schon, Madame Rossini." sagte ich schnell, damit sie nicht noch mehr an mir zu meckern hatte. So weit ich wusste beschwerte sie sich ja sowieso schon viel zu oft bei Falk wegen meinem Benehmen und der Kritik an den komischen Klamotten. Aber Falk hatte gut reden, der musste ja auch nicht diese komischen Sachen anziehen, die überall Rüschen hatten und knall bunt waren, sodass man locker als Clown im Zirkus durchgehen würde.

Ich nahm mir den Kleiderstapel vom Tisch und ging in die Umkleidekabine. Als ich aber die Kleider in der Umkleidekabine genauer unter die Lupe nahm, konnte ich ein aufstöhnen nicht unterdrücken. Das war ja mit das Schlimmste, was ich bisher tragen musste.

Oben auf lagen Kniestrümpfe die einfach nur bekloppt aussahen. Dazu musste ich eine Pumphose tragen und Schnallenschuhe, die noch das kleinste Übel waren. Das Highlight des Outfits war die monströse Jacke. Die war an den Schultern so ausgepolstert, dass ich Schultern hatte wie ein Gorilla. Nein das konnte Madame Rossini mir nun wirklich nicht antun.

Ich trat wieder vor die Kabine und meinte.

„Madame Rossini, haben sie nicht noch ein anderes Outfit, welches etwas besser aussieht? Damit bin ich doch die reinste Lachnummer." dabei sah ich sie flehend an.

„Nein, isch 'abe kein anderes Outfit für disch. Weist du wie lange isch darann gearbeite 'abe. Und außerdem war das in der damaligen Zeit tot schick. Und nun keine Widerrede. Los ge' disch umzie'en, die anderen warten schon unten auf disch." sagte Madame Rossini und lies dabei keine Widerrede zu.

Ich dreht mich wieder seufzend um, um mich umzuziehen.

Von draußen hörte ich Madame Rossini vor sich hin schimpften.

Smaragtgrün Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt