Vorschnelle Abreise

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Viola war zu begabt darin, gemütliche Bäder vorzubereiten! Ich wollte gar nicht wieder aus dem warmen, schäumenden, nach Rosen duftenden Wasser heraus. Das Bad war mit Dampf erfüllt und gemütliche Kerzen warfen einen warmen Schein in das vom das Schneetreiben draußen verdunkelte Zimmer. Als ich mich doch überwinden konnte, lagen neben einer cremigen Lotion optional ein kuscheliger Bademantel oder bequeme Sachen auf der Kommode. Ich zog mir die Sachen über und föhnte meine Haare. Jetzt ging es mir besser. Ich war wieder warm und fühlte mich wohlig behütet. Dieser Service und Violas und Jeans Fürsorge würden mir bestimmt fehlen. Ich war kein fauler Mensch, genoss es aber doch sehr, meine beiden Wunscherfüller um mich herum zu haben. Ich hatte sie wirklich ins Herz geschlossen, fiel mir auf. Wenn ich mir vorstellte, jetzt zu gehen und sie nie wieder zu sehen, war ich schon etwas traurig. Und Emi würde mir auch unglaublich fehlen! Wir mussten unbedingt Kontakt halten, egal wer Königin werden würde.

Das Abendessen war heute sehr lustig. Der König, der immer eine Spur Kühlheit hinein brachte, hatte keine Zeit mit uns zu essen. Darum war die Stimmung ungezwungen und wir redeten und scherzten alle zusammen. Ich fand es sehr schön, wie wir drei Mädchen aus dem Volk von den Royals herzlich aufgenommen worden waren und mit ihnen zusammen geschmolzen sind.

Bevor ich am Abend ins Bett ging, telefonierte ich mit Mom und Dad. Inzwischen machte ich das nur noch alle paar Tage. Sie erzählten mir wie jedes Mal, was in den letzten Tagen passiert war. Heute hatte eine Freundin von Mom Geburtstag und sie, Dad, Kenny und Mark würden gleich zu ihr fahren. Darum konnten wir auch nicht lange reden, sondern verabschiedeten uns gleich wieder. Ich sagte ihnen, dass ich sie lieb hatte. Ohne die leisteste Vorahnung zu haben.

So unbeschwert wie sonst machte ich mich bettfertig und schlief so schnell wie immer ein. Im Nachhinein war ich froh, dass ich keine Ahnung oder ein schlechtes Gefühl gehabt hatte.

Doch darum traf mich der Schock umso tiefer, als mein Handy kurz vor drei Uhr klingelte und mich aus dem Schlaf riss. Ich wunderte mich, als ich auf das Display sah, was Ty um diese Uhrzeit von mir wollte.

„Hey, Ty. Was ist los?", fragte ich schläfrig, als ich abnahm.

Doch sobald ich seine Stimme hörte war ich hellwach. Er klang heiser und aufgewühlt. „Rina!", sagte er inbrünstig. Jetzt hatte ich ein schlechtes Gefühl, wenn auch keine Ahnung davon, was wirklich geschehen war.

„Sie hatten einen Unfall. Auf dem Weg nach Hause. Es ist so schrecklich!" Er bemühte sich nicht, es auf die sanfte Tour zu sagen. Natürlich war er selbst vollkommen aufgelöst.

Ich wagte es nicht, mit dem Schlimmsten zu rechnen und fragte ruhig: „Was genau ist wem passiert? Wie geht es ihnen jetzt?"

Ich hörte Ty langsam ausatmen. „Sag etwas!", schluchste ich voller Angst.

"Ein Autounfall.", teilte er mir bitter mit, "Sie sind im Krankenhaus. Mom und Dad, Kenny und Mark, alle. Und ich auch gerade. Annika sollte jeden Moment da sein. Ich bin völlig fertig, Rina. Dad hat nicht so viel abbekommen und die Jungs sind noch im OP. Aber Mom liegt auf der Intensivstation. Ihr geht es am schlechtesten. Ich weiß nicht, was ich machen soll."

Ich konnte seine Verzweiflung genau nachvollziehen. Ich wäre wahrscheinlich zusammengebrochen, wenn ich nicht schon Bett gesessen hätte. Jetzt kämpfte ich gegen Übelkeit und Panik an.

„Warte auf Annika. Sie weiß bestimmt, was zu tun ist.", sagte ich schwer atmend.

Ty meinte: „Okay. Aber du musst herkommen. Wir brauchen einander jetzt alle."

„Selbstverständlich. Ich bin morgen da, versprochen. Ich muss nur Tobias Bescheid sagen und einen Flug bekommen. Glaubst du, ich darf auf Mom und Dads Notfallkonto zugreifen? Ich hab hier nicht genug Geld für Flug und Taxi."

Silver Swan ~ Die SchwanenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt