💫 6. Kapitel

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Japsend stützte ich mich am Baum ab. Spürte die harte Rinde an meiner Handfläche. Meine Herz pochte wild in meiner Brust. Hektisch sah ich mich um. Erkannte Josh, der immer näher zu kommen schien. Die Gier und die Wut dominierten seine Augen. Sofort rannte ich weiter. Immer weiter. Ignorierte den Schmerz an meinen Fußsohlen und wurde schneller. Ich wollte nicht zu ihm zurück. Niemals. Der Wind peitschte durch die Bäume hindurch und strich wüst über meine Haut hinweg. Bibbernd schlang ich die Arme um meinen Körper und versuchte mich warm zu halten. Was gar nicht leicht war. Ab und zu schien der Mond durch die Baumkronen hindurch und erleuchtete den Weg vor mir. Und dann war er wieder hinter den Bäumen oder eine Wolke verschwunden.
»Du kannst mir nicht entkommen, July! Eines Tages wirst du wieder mein sein. Du wirst nicht bei Kane bleiben! Und wenn ich dafür über Leichen gehen muss!«, hörte ich Joshs Stimme über den Wind hinweg rufen. Eine Gänsehaut rann meinen Rücken hinunter und machte sich auch auf meinen Armen breit. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Tränen liefen meine Wangen hinab.
»Niemals!«, rief ich und spürte das Zittern meiner Stimme. Zwei Hände packten mich und zogen mich nach hinten. Ein heißerer und überraschter Schrei entwich meiner Kehle und ich schlug um mich. Wollte ihn treffen. Egal wo. Er sollte seine Hände von mir nehmen.

Seine Hände lagen weiterhin fest an meiner Hüfte, während er knurrte und mich gegen den Baum presste. Ein erschrockenes Keuchen kam über meine Lippen, während sich die Rinde in meinen Rücken bohrte. Seine Augen waren dunkel. Er sah mich wütend an. »Du kannst so weit rennen, wie du willst. Ich werde dich immer bekommen. Kane kann dich nicht ewig schützen. Niemals. Du gehörst mir! Nicht ihm!«, fauchte er und presste mich gegen den Baum. Eine Träne rollte meine Wange hinunter, als ich spürte, wie sich ein Teil der Rinde in meinen Rücken bohrte.
»Lass mich los!«, schrie ich unter Tränen und drückte gegen seine Brust. Doch er bewegte sich nicht. Verzweifelt zappelte ich unter seinem Griff, aber er drückte mich nur noch fester gegen den Baum, bevor er sich vorbeugte und Küsse auf meinem Hals verteilte. Leise schluchzte ich auf und zappelte weiter. Aber egal wie sehr ich versuchte, mich zu wehren, es funktionierte nicht.

»July«, hörte ich ihn sagen. Aber seine Lippen saugten sich weiter an meinem Hals fest. Also konnte er es nicht gesagt haben. Wieder hörte ich meinen Namen. Diesmal lauter. Josh und der Wald verschwanden langsam und zurück blieb Schwärze. Ich sah mich um, dann zog mich jemand stark in seine Arme und die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst.

Keuchend schreckte ich auf. Doch bevor ich überhaupt sitzen konnte, wurde ich wieder zurück an eine muskulöse Brust gezogen. Siedende Hitze umgab mich und ich schluckte. Es war, als wäre ich zwischen der Traumwelt und der Realität gefangen. Starke langen um meinen Bauch und presste mich fest an den dazugehörigen Körper. Heißer Atem prallte gegen meinen Nacken. »July. Ist schon gut. Du bist bei mir. Nicht bei ihm. Alles ist gut«, flüsterte jemand in mein Ohr. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir bewusst wurde, wem diese Stimme gehört. Erschrocken sprang ich aus seinen Armen und saß auf der Bettkante, während meine Brust sich in unregelmäßigen Abständen hob und senkte. Kane musterte mich besorgt. »Hast du Angst vor mir, July?«
Sprachlos öffnete ich den Mund und sah ihn an. Nein, ich hatte keine Angst vor ihm. Also schüttelte ich stumm den Kopf und sah auf die Uhr, deren grüne Zahlen mir entgegen leuchteten. 23:34 Uhr. Wann war ich dann ins Bett gegangen? Mein Blick flog zurück zu Kane, der mich noch immer aufmerksam musterte. Sein intensiver Blick bohrte sich in meinen und brachte mich dazu, mit meinen Fingern zu spielen.

»Bist du dir darin sicher, July?«, hakte er leise nach und schien mich mit seinem Blick direkt zu scannen. Fast so, als wolle er die Wahrheit so aus mir heraus saugen. Wieder nickte und räusperte mich kurz darauf. »Ja. Ich war nur nicht darauf vorbereitet«, flüsterte ich und strich mir eine wirre Strähne aus dem Gesicht. Er nickte, musterte mich aber noch immer eindringlich, als könne er nicht glauben, was ich da von mir gab.
»Ehrlich, Kane. Ich war nicht darauf vorbereitet auf deiner Brust zu liegen und an deinen Körper gepresst zu werden«, sagte ich mit Nachdruck. Er zog eine Augenbraue nach oben. »Warst du nicht? Ich dachte, dass du das dachtest. Ich meine, das passiert doch auch immer in diesen Büchern, die du liest.« Röte schoss mir in die Wangen und ich warf einen kurzen Blick in Richtung des Regals, was nur leicht von dem Licht des Mondes, der leicht durch die Gardinen schien, beleuchtet wurde. Dann sah ich wieder zu ihm.
»Aber nie in der ersten Nacht, du Idiot«, gab ich von mir und wich seinem Blick aus. Er lachte rau und zog mich zu sich heran. Seine Hände legten sich dabei an meine Hüfte und ich spürte, wie diese Stelle augenblicklich zu brennen begann. Mir wurde ganz heiß.
»Ich bin also ein Idiot, ja?«, hauchte er, wobei sein Atem meinen Hals streifte. Steif nickte ich und wagte es nicht, ihn anzusehen. Und doch spürte ich sein Grinsen. »Warum, July?«, fragte er nun leise. Seine Nase vergrub sich in meinem Haar, was mich erstarren ließ. Es gab so viele Worte und doch schien ich jetzt kein einziges mehr sagen zu können. Mein Kopf war wie leergefegt. Genau deswegen wollte ich nicht in seiner Nähe sein. Es machte mir Angst, dass er so eine Wirkung auf mich hatte.

Her destiny ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt