💫 19. Kapitel

10.5K 497 14
                                    

Mein Blick lag auf Josh, der weiterhin eine Waffe in seiner Hand hielt und sie weiterhin auf Hunters Brust hielt. In mir rumorte es. Ich wollte auf keinen Fall, dass Hunter wegen mir zu Schaden kam. Kaum auszudenken, was seine Mate durchstehen musste! Wenn sie es überhaupt überleben würde... Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich sah ihn weiterhin an. Mein Puls raste und mir war eiskalt. Dann, irgendwie schaffte ich es, den Mund zu öffnen und schaffte es sogar gleichzeitig, Wörter zustande zu bringen. Auch, wenn es mich unglaublich viel Kraft kostete. »Lass ihn gehen, Josh. Du willst mich haben. Das kannst du, wenn du Hunter gehen lässt.« Etwas blitzte in seinen Augen auf und er lockerte den Griff um Hunter. Hunter schüttelte kaum merklich mit dem Kopf, als wollte er mir damit sagen, dass ich das ja nicht tun sollte. Doch was würde eine Flucht jetzt noch bringen? Mir war klar, dass sie in der Überzahl waren. Mit Waffen. Und ich? Ich war nicht einmal gut im Weglaufen. Ich konnte Zeit rausholen, bis Kane kommen würde, doch sie würden nur auf ihn schießen. Das hier musste schnell gehen, bevor Kane hier eintreffen würde.
Inklusive seinem Rudel. Ich konnte nicht zulassen, dass einem von ihnen etwas passierte. Nicht, so lange ich darüber entscheiden konnte. Nicht, wenn ich eine Wahl hatte. Tim hatte schon wegen mir draufgehen müssen, ich würde nicht zulassen, dass jetzt noch jemand draufgehen musste. Erst und entschlossen blickte ich Josh entgegen, auch, wenn sich spürte, wie sich langsam aber sicher eine Kälte in mir breit machte. Eine Kälte, sie sich in meinen Gliedern und Knochen verankerte und mich erschaudern ließ. Eine Kälte, die mit ihren Klauen mein Herz zusammenpresste. Innerlich holte ich tief Luft und machte für den bevorstehenden Kampf bereit, den ich mit Josh führen würde, wenn auch ohne Waffen. Ich würde einen mentalen Kampf kämpfen. Einen Kampf, der mich auslöschen könnte. Denn er war stark. Mehr als das. Er würde mich nicht kampflos an Kane geben. Blut würde fließen. Da war ich mir sicher.

Und ich wusste, dass ich es auf lange Sicht nicht verhindern könnte, denn Kane würde mich holen. Aber nicht heute. Nicht, wenn Hunter in Gefahr war. Und Kane würde sich das auch niemals verzeihen. Und er würde daran kaputtgehen, denn auch, wenn er es nicht immer zeigte, Hunter bedeute ihm viel. Und ich würde nicht zulassen, dass er einen guten Freund verliert. »Du bist sehr mutig, kleines Wolfsmädchen. Wer hat dir diesen Mut beigebracht, July? Du hast dich nie gegen mich gewehrt und jetzt? Schau dich doch mal an. Was sie mit dir machen. Du kannst mir nicht weismachen, dass du ernsthaft etwas für diese Kreaturen empfindest«, gab Josh von sich und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich sah ihn nur an. Schweigsam. Still. Ich konnte nicht glauben, dass er das wirklich glaubte, dass er glaubte, dass Kane und das Rudel schlecht für mich waren. Josh war es die ganze Zeit gewesen.
Josh ist Gift. Er war Gift für mich gewesen. Denn dank Kane hatte ich verstanden, dass ich alles für Josh gegeben hätte. Alles. Während er mir nur Lügen erzählt hat. Jeden Tag. Mir Geld geklaut hat. Seine Gefühle für mich waren nicht echt und meine für ihn auch nicht. Das wollte er mich nur immer glauben lassen. Doch die Sache war die, dass die einzigen Gefühle, die wirklich echt waren, mein Bauchgefühl war, was mir immer gesagt hatte, dass bei ihm etwas nicht stimmen kann. Und da konnte er mir noch so viel erzählen. Ich würde nicht noch einmal auf seine Masche reinfallen. »Nein. Kane hat mich von dem Gift geheilt, was du mir mit jedem Wort eingeflößt hast, Josh. Er lässt mich dich mit neuen Augen sehen. Ich verstehe nun sehr gut, wer du wirklich bist. Und ich verstehe, wer Kane wirklich ist. Und du kannst sagen, was du willst. Du wirst mich nie wieder trügen können, denn ich weiß, dass ich zu ihm gehöre«, antwortete ich ruhig und war über meinen letzten fünf Worte überrascht. Aber es war wahr.

Ich wusste, dass Kane und ich zusammengehörten. Nicht Josh und ich. Und das konnte er auch durch seine Worte nicht ändern. In mir flammte auf einmal eine unkontrollierbare Wut und Verzweiflung auf, die nicht von mir stammte. Für einen Moment runzelte ich irritiert die Stirn, dann versuchte ich, Kanes Gefühle zurückzudrängen. Abzuschalten. Doch sie war so groß, dass ich sie spürte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, dann sah ich Josh wieder an. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Seine Hände zu Fäusten geballt. »Hörst du dir eigentlich zu? Vor zwei Wochen wolltest du noch mich heiraten!«, knurrte er und entsicherte seine Waffe. Ein Zucken durchlief mich, während Hunter ruhig da stand. Als würde diese Waffe nicht auf ihn gerichtet sein. Hunter war dafür zu bewundern. Doch in den Augen sah ich seine Sorge, die aber nicht ihm selbst galt. Sie galt Layla. Allein die Erinnerung daran, was mit ihr passieren würde, sobald er starb, versetzte mir einen Stich im Herzen. Sie würde nicht ohne ihn können. Eines Tages würde sie ihn zu sehr vermissen.
Und genau deswegen musste ich seinen Tot verhindern. Er würde nicht sterben. »Ja, aber auch nur, weil du mich mit deinen Wörtern und Sätzen manipuliert hast. Jetzt lass Hunter gehen. Sonst komme ich nicht mit dir. Er hat damit nichts zu tun«, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Josh sah mich an, dann Hunter. Sein Blick schnellte zwischen uns beiden hin und her, dann gab er Hunter einen Stoß, so dass er leicht ins Straucheln geriet. Doch er fing sich schnell wieder, dann lief er auf mich zu. Er sagte nichts. Er nickte mir nur zu. Doch an seinem ersten Ausdruck erkannte ich, dass er dafür sorgen würde, dass ich wieder hier raus komme. Und er würde Kane zur Seite stehen. Dann lief er an mir vorbei und ließ mich zurück. So wie ich es wollte. Und das wusste er. Er musste hier alleine raus, um uns zu retten. Bevor ich allerdings weiter darüber nachdenken konnte, packten mich zwei Freunde von Josh und führten ich auf die Lagerhallen zu. Doch zu meiner Überraschung stand vor einer der Hallen ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben. Mein Herz setzte aus, als mir bewusst wurde, was das hieß.

Her destiny ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt