Finale Sad

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Nia sah wie sich ein roter Fleck auf seinem Shirt ausbreitete. Doch im ersten Moment spürte er nichts. Erst als er versuchte Luft zu holen brach der schmerz über ihm ein und er fiel zu Boden. Er hörte, wie eine allzu bekannte Stimme in der Ferne einen Namen rief, doch er brach kein einziges Wort mehr über die Lippen. Der Mann mit der Maske lächelte vergnügt unter seiner Maske und lief langsam Richtung Ausgang. Auf dem weg dort hin löste er wortlos Tonis fesseln. Angespannt dazu bemüht jede Bewegung von dem Mann wahrzunehmen starrte Toni ihn an. Bei der ganzen Aktion rutschte dem Mann sein Ärmel hoch und für eine Sekunde prangte ein Tattoo einer Schlange auf seinem Handgelenk. Ein Tattoo, dass Toni ausgesprochen bekannt vorkam. Das Tattoo von Valentin Meier die rechte Hand der Firma, die Person die wenn Nia stirbt seine Stelle einnehmen würde und Nachfolger von Nias Vater sein würde. Endlich war der Mann fertig und Toni stürmte so schnell er konnte auf Nia zu. Er warf sich auf den Boden und presste eine Hand auf die Blutende Wunde wie er es schon mehrfach in verschiedenen Serien und Filmen gesehen hat. Mit der anderen Hand suchte er Nias ganzer Körper nach seinem Handy ab. Vergeblich.
„VERDAMMT NIA! WACH AUF! ICH BRAUCHE DICH DOCH NOCH! Wir haben doch noch so viele Dibge nicht erbebt." Voller Angst nahm Toni Nia in seine Arme und strich ihm eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Nias trüben blauen Augen zuckten wild umher, bis er Toni fixierte. Tränen tropften auf Nias shirt und er redete weiterhin fehlend auf Nia ein. Er hörte wie Nia nach und nach röchelnd nach Luft schnappte und wie sein Herzschlag immer schwächer wurde.
„Ich liebe dich doch" flehte Toni ein letztes mal mit hoffnungsloser Stimme. Alleingelassen ohne Hoffnung. Tonlos nahezu unsichtbar formten Nias Lippen die Worte „ich dich auch" und ein letztes mal atmete er keuchend aus. Sein Puls war weg und seine trüben mal von Leben erfüllten Augen starrten regungslos an die Zimmerdecke. Ein Schmerzensschrei entwich Tonis Kehle und er brach weinend über Nias regungslosen Körper zusammen.

Den blick nach unten gerichtet mit Tränen in den Augen stand Toni da. Vor ihm ein grosser Hölzerner Sarg. In dem Sarg lag Nia. Sein bester Freund und seine liebe des Lebens. Seine Haut war schneeweiss und eiskalt, unter den geschlossen Augenlieder verbargen sich seine trüben leblosen Augen. Augen die mal von leben erfüllt waren, die in der Sonne glitzerten und glänzten, die ihn fassungslos voller Freude angestarrt haben, als Toni gesagt hat, dass er ihn liebe. Nun würde Toni nie mehr das glänzten in Nias Augen sehen können, konnte nie mehr seine Lippen voller verlangen auf die von Nias pressen können, konnte nie mehr seine warme Haut unter seinen Finger fühlen können, konnte ihn nie mehr lachen sehen. Vorsichtig legte er seine Hand auf die kalte Wange von Nia und eine Träne tropfte auf den Schwarzen Anzug mit einem tränenerstickten „Ich liebe dich Nia, für immer" verabschiedete sich Toni und trat von dem Sarg weg. Eine Weile stand Toni einfach nur da, starrte in die leere und versuchte zu weinen. Vorsichtigen Schrittes kam Nias Vater auf Toni zu. In der Hand hielt er ein kleines ziemlich schlecht eingepacktes braunes Paket und in krakeliger Handschrift stand ‚Für Toni' darauf.
„Das ist von... Nia. Wir haben es in seinem Zimmer gefunden. Es gehört dir." mit diesen Worten übergab der Vater Toni das Paket und ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er weiter, in die Richtung von anderen bekannten oder Verwandten.
Vorsichtig drehte Toni das Paket in seinen Händen fuhr über jede rille und Unebenheit. Behutsam nahm er das braune Packpapier auseinander und zum Vorschein kam Nias kleines Notizbuch in das er all seine Gedanken und Gefühle geschrieben hatte. Toni schluckte und blätterte behutsam durch die Seiten, bis er beim letzten Eintrag angekommen ist. Dessen Überschrift Toni direkt ins Auge stach.
‚Toni es tut mir leid' Tonis hände krampften sich zusammen und er blickte erschrocken auf das kleine Buch. Ein letzter Text von Nia an ihn.
‚Toni. Wenn du das hier liest bin ich wahrscheinlich nicht mehr am leben und alles hat geklappt. Ich habe gerade vor wenigen Stunden herausgefunden, dass du sterben wirst wenn ich es nicht tue. Ich habe zwar noch Angst vor dem tot, doch nur schon das wissen, dass ich dir damit das Leben rette lässt meine Angst verschwinden.
Bei unserem 1. treffen hast du gesagt, dass ich für mich leben muss, nur für mich. Doch das habe ich nie getan. Ich habe dafür gelebt mit dir eine Zukunft zu haben, an deiner Seite alt zu werden, Kinder zu haben und Erfahrungen zu sammeln.
Danke, dass du mir meinen Lebenswillen zurück gegeben hast. Danke, dass du mir Licht ins dunkle gebracht hast und mir gezeigt hast wie wunderschön das Leben sein kann.
Wenn ich an die letzten 6 Monate zurück denke bin ich glücklich. Ich erinnere mich an all unsere durchgemachten Nächte, an deine verschwitze samtweiche Haut, kitschige Momente und an dein Lächeln, dass ich nie mehr vergessen werde.
Ich will, dass du deinen Traum verwirklichst und Musiker wirst, dass du dich unsterblich in einen Menschen verlieben wirst, ich will, dass du glücklich wirst und ich hoffe, dass du deinen Lebenswillen niemals verlieren wirst.
Danke, dass du mich damals auf der Brücke angesprochen hast.
Danke für die glücklichsten 6 Monate meines Lebens. 
Ich liebe dich Antonio Pirosa!'

Epilog

Der Abend war kühl und feiner Regen prasselte auf die Lauwarmen Strassen.
Vorsichtig packte Toni seinen kleinen Sohn in eine Kuscheldecke und legte ihn behutsam in das kleine Bett. Als er Noah so friedlich schlafen sah, breiteten sich in seinem Körper Glücksgefühle aus und er musste lächeln. Leisen Schrittes verliess er das Kinderzimmer und legte sich eine Jacke über und Schlüpfte in seine alten Turnschuhe. Doch bevor er die Haustür öffnete lugte er kurz ins Wohnzimmer und sagte:"ich geh nochmals raus... frische Luft schnappen."
Im Wohnzimmer sass eine Frau, seine Frau, die er über alles liebte, die er schätzte und unglaublich dankbar für sie war.
„Wegen Nia?" fragte sie mit einem einfühlsamen Verständnisvollem blick.
Toni nickte ertappt und sah kurz zu Boden.
„Sollte ich mitkommen?" Fragte sie immer noch Verständnisvoll. Toni schüttelte den Kopf und meine, dass sie lieber bei Noah bleiben sollte und dass er das alleine schaffen würde.
Als er in die kühle Abendluft trat fröstelte sein ganzer Körper und er lief schneller. In die Richtung eines kleinen Parks, ein Park in dem verdammt viele Erinnerungen waren. Seine Hand umklammerte ein zusammengefaltetes Papier und in Gedanken ging er erneut den Inhalt dieses Briefes durch. Es war ein Brief, ein Brief an einen Verstorbenen.
Toni öffnete das quietschende Parktor. Nahezu nichts hat sich in diesen 10 Jahren in diesem Park verändert. Eine kleine Baumgruppe zu seiner linken, ein kleiner Teich mit Brücke und unzählige Parkbänke. Alles so wie er es in Erinnerung hatte. Das leise prasseln des Regens gab dem Park ein Melancholischen Flair. Toni schluckte und lief langsam in Richtung der Brücke. Er zog das zusammengefaltete Papier aus seiner Tasche und las das geschriebene ein letztes mal durch.
‚Hi Nia...
Es ist nun mittlerweile 10 Jahre seit dem du mich verlassen hast. Wie du es dir gewünscht hast, bin ich jetzt Musiker, habe eine Frau gefunden die ich über alles lieben kann und habe mittlerweile einen kleinen Sohn. Doch ich werde dich niemals vergessen. Ich werde niemals den ersten Moment vergessen, als ich dich auf dieser Brücke gesehen habe, wie aufgeregt ich damals war und wie überrascht wie viel ich dir plötzlich erzählt habe. Ich werde niemals deinen Blick vergessen als ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe, ich werde niemals das Gefühl von deinen Lippen auf meinen vergessen. Deine weiche Haut unter meinen Fingern, dein leises Stöhnen, dass mein Zimmer erfüllte. Deine vertrauten Arme die sich um mich schlossen, wenn ich weinen von jeglichem Mut verlassen in meinem Bett sass. 
Doch ich werde auch nie vergessen wie du auf den Boden gestürzt bist, wie ich auf dich losgestürmt bin und dich weinend in meinen Armen hielt. Wie ich deinen letzten Atemzug gesehen habe und deine trüben Augen die ins nichts starrten. Ich werde dich niemals vergessen. Du wirst für immer bei mir sein und ich werde dich für immer lieben.'
Mit tränengefüllten Augen nahm Toni ein Feuerzeug aus der Tasche und hielt es an den Brief, dieser entflammte sogleich und fiel als kleine Aschenteilchen in das Wasser. Toni lächelte und blickte Richtung Himmel, wo er Nia eines Tages Wiedersehen wird.

Lebenswillen Tonia ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt