POV Toni
13.4
Mit einem letzten ruck zog Toni seine Schuhbändel an und stand auf. Er streifte sich seine Jeansjacke über, steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren und öffnete die quietschend Wohnungstüre, er musste die unbedingt wieder mal ölen. Schnellen Schrittes lief er das karge, graue Treppenhaus hinunter und öffnete endlich die alte Haustüre. Die schwachen Sonnenstrahlen des Aprils trafen auf sein Gesicht und wärmten seine Haut. Tief atmete er die frische Frühjahrs-Luft ein und genoss für einen Moment einfach das Gefühl vom kommenden Frühling. Gleich würde er sich im Park mit Nia treffen und zusammen das erste Eis des Jahres essen gehen. Bei dem Gedanken, dass Nia wahrscheinlich eh wieder zu spät kommen würde musste Toni lächeln. Nia würde sich im Nacken reiben und mit einem entschuldigendem lächeln auf den Boden blicken. Toni konnte ihm nie lange böse sein. Meistens genoss er sogar die ruhige Zeit im Park. Mit Musik in Ohren, auf einer Bank sitzend und die Umgebung um ihm herum Beobachten. Ein Moment völliger Entspannung.
Verträumt in seine Gedanken versunken bog Toni in die kleine zwischen Gasse die ihm zum Park führte. Er Summte leise die Melodie Never say Never von The Frey. Als sich eine grosse Hand sich auf Tonis Mund drückte. Er wollte laut losschreien und versuchte sich mit voller kraft zu wehren, doch gegen den angreifen hatte er keine Chance. Er schmeckte den salzigen Schweiss der Hände in seinen Mund und konnte sich nahezu nicht mehr bewegen. Er spürte wie der Angreifer ihm ein Taschentuch auf die Nase und den Mund drückte. Das letzte was er noch wahrnehmen konnte war die leise Stimme von Tori Kelly in seinen Ohren.POV Nia
Unruhig trommelte Nia mit seinen Fingern auf die Parkbank. Toni hätte eigentlich schon vor einer halben Stunde kommen sollten. Ja, ok Nia war selber schon eine Viertelstunde zu spät gekommen, doch Toni war bisher noch nie zu spät zu einem Treffen gekommen. Doch gerade Heute, an diesem Tag an dem Nia so aufregende neue Nachrichten hatte kam Toni zu spät. Die leise Vibration von seinem Handy holte Nia aus seinen Gedanken zurück in die Realität in den Park. Auf dem Bildschirm erkannte Nia Tonis Nummer, endlich. Mit einer gespielt tadelnder Stimme Nahm Nia ab und sagte:"Hey Schatz, du bist zu spät, da bin ich ein mal rechtzeitig und du bist spät dran." Doch an der anderen Seite der Leitung ertönte nicht Tonis vertraute Stimme, sondern eine Mechanische verzerrte Stimme die Nur einen Satz sagte:"Dein Leben gegen seind, morgen 10:00 in der alten Buchbinderei. Keine Polizei, sonst ist er tot."
Im ersten Moment starrte Nia Fassungslos, sprachlos in die leere. Dein Leben gegen seins. Nias Atem stockte, Hilflosigkeit und Panik breitete sich in seinem Körper aus. Alles verschwamm für einen kurzen Moment und Nia konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Gefühlte Stunden sass Nia hilflos da und versuchte seine Gedanken zu ordnen, einen Plan zu schmieden oder irgendein Ausweg zu finden. Doch es gab keinen Ausweg, es war ein Leben gegen das andere. Als er sich genug sicher fühlte um sich wieder aufzurichten, hatte er einen Entschluss geschlossen, er würde Morgen hingehen und sein leben gehen das von Toni tauschen. Morgen würde er sterben.14.4
Nia schloss seine Augen und machte den letzten Schritt über die Türschwelle. Er wusste, dass das das letzte mal war, dass er dieses Haus verlasse, das letzte mal, dass er seine Eltern gesehen hatte und sie Umarmen konnte, das letzte mal, dass er in seinem Bett geschlafen hatte. Denn in nur schon 12 Stunden würde er wahrscheinlich nicht mehr auf dieser Welt verweilen. Mit einem letzten blick zurück zu dem Haus, in dem er aufgewachsen ist lief Nia los, in die Richtung seines sicheren Todes.