Kapitel 5

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"Emilia! Gott sei Dank!" rief meine Mutter plötzlich wie aus dem nichts, schluchzend, eine Träne kullert über ihre Wange, sie wischt sie weg. Fragend sehe ich sie an "Mama, warum ist heute Sonntag?" Sie kneift die Lippen zusammen, dann schaut sie mir tief in die Augen und fängt zu erzählen an.
Bei meinem Aufprall hatte sich ein Blutgerinnsel in meinem Kopf gebildet, ein so genannter Thrombus. Das stellte man im Krankenhaus im MRT fest, direkt im Anschluss folgte eine OP. Nach der OP hatte man mich ins künstliche Koma gelegt, welches letzte Nacht ausgeleitet wurde, sodass ich heute morgen wieder aufgewacht bin. Das künstliche Koma war deswegen notwendig, weil die Verletzungen in meinem Kopf besser abheilen können, wenn man still daliegt.
"Es sind mehrere Briefe für dich abgegeben worden, die Blumen durften leider nicht mit auf die Intensivstation, deswegen stehen sie zuhause.
Ich bin so unendlich froh, dass es dir so gut geht!"
Ich nahm den Stapel Briefe und schaute ihn durch. Einer von meiner Oma an der Nordsee, einer von meinen Großeltern aus Tirol, einer von meiner Tante aus Paris und einer von meinem Onkel aus St. Gallen. Und einer ohne Absender. Ich betrachtete ihn. Merkwürdig. "Der Brief wurde im Schwesternzimmer für dich abgegeben von einem jungen Mann." Ihr verschwörerischer Blick entging mir nicht. Von einem jungen Mann? Aber... Ich hatte doch eigentlich gar nicht mit jungen Männern zu tun.
"Willst du ihn nicht öffnen?" fragte meine Mutter. Himmel, sie ist ja fast neugieriger als ich...
"Doch, später. Momentan würde ich lieber gerne etwas essen."

Meine Mutter war, nachdem ich ihr mehrfach versichert hatte, dass sie jetzt wirklich nach Hause gehen könne, dann endlich nach Hause gegangen und so konnte ich in Ruhe meinen Freundinnen zurück schreiben und die Briefe lesen.
Nachdem ich allen meinen Freundinnen geschrieben hatte, dass ich noch leben würde und das es keinen Grund gäbe, sich mehr sorgen zu machen, schlief ich ziemlich müde ein. Ich hatte die Briefe in meine Reisetasche gelegt, die meine Mutter mir mitgebracht hatte. Sicher ist sicher, nicht das noch einer davon im Müll landet.

Wincent und Emilia (Wincent Weiss-Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt