Kapitel 6

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Ich musste noch eine komplette Woche im Krankenhaus bleiben, bis ich nach Hause durfte. Auch zuhause galt für mich erst einmal strenge Bettruhe und ich war froh, dass ich zumindest hin und wieder etwas machen durfte. So ließ ich es mir auch nicht nehmen, meine Tasche auszupacken - viel mehr ließ mich meine Mutter auch nicht tun.
Als ich einen Stapel dreckiger Kleider herausnahm um ihn ins Badezimmer in den Wäschekorb zu bringen, fiel etwas auf den Boden. Es war der Brief. Den hatte ich komplett vergessen. Alle anderen Briefe hatte ich bereits beantwortet, dieser war noch ungeöffnet. Es war der Brief von meinem unbekannten Verehrer. Für einen Moment wünschte ich mir, meine Mutter hätte mich irgendwann in der Woche darauf angesprochen, dann hätte ich ihn vielleicht nicht vergessen.
Ich legte ihn aufs Bett, trug die Wäsche ins Bad und kuschelte mich anschließend unter meine Bettdecke, so wie ich es früher immer getan hatte, wenn ich gerade ein so spannendes Buch gelesen habe, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.
Unter der Bettdecke knipste ich die kleine Taschenlampe an. Dann öffnete ich vorsichtig den Umschlag. Obwohl ich die Schrift noch nie zuvor gesehen hatte, wusste ich ganz genau, wem sie gehörte: dem jungen Mann der bei meinem Unfall meine Hand gehalten hatte.

Wincent und Emilia (Wincent Weiss-Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt