C h a p t e r 9

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Mal wieder viel zu schnell verging das Wochenende.
Doch andererseits war ich auch etwas neugierig. Wie würden sich Kyle und ich uns gegenüber verhalten? Hatte er mir nur geholfen weil er nett ist und will nicht weiter etwas mit mir zu tun haben, würden wir uns auf dem Schulgang lediglich freundlich zunicken oder redeten wir nun öfter und aßen an einem Tisch gemeinsam Mittag?
Dies würde sich ab heute zeigen.
Mit meinem Rucksack bewaffnet fuhr ich zur Schule los.

Es stellte sich heraus dass es sich nicht zeigen würde. Noch nicht jedenfalls, denn er kam nicht zur Schule.

Dies fiel mir allerdings erst später auf, denn als ich das Schulgebäude betrat, merkte ich sofort das etwas nicht stimmte. Es war seltsam ruhig, obwohl die Aula voller Schüler war. Egal in welche Richtung ich blickte, überall standen tuschelnde Grüppchen und auf den Gesichtern lag ein trauriger oder angespannter Schleier.

"Mady, komm her zu uns!" Annie rief mir vom Kioskstand aus zu und zuckte gleich darauf zusammen, da ihre Stimme viel lauter als gewollt durch die Halle schallte.

Eilig schlängelte ich mich zwischen meine Mitschülern hindurch und huschte ich zu ihr, Mag und Jim herüber. 

"Was ist denn hier los? Ist irgend jemand gestorben?" witzelte ich etwas beklemmt.

Dies hatte zur Folge dass Anni weiß um die Nase wurde, Mag nach Luft schnappte und Jim zu Boden starrte und die Hände tiefer in seine Jackentaschen schob.

"Es ist.. also gestern Nacht..." stotterte Annie herum.

"Hannah Tompson ist tot." platzte es aus Jim heraus, er starrte immer noch auf den Boden als könnte er den Blick nicht davon abwenden.

Mir klappte leicht der Mund auf und ein kalter Schauer lief mir vom Nacken bis über den Rücken hinunter.

"Was?" brachte ich nach einem langen Moment schließlich heraus.

In meinem Kopf herrschte Chaos. Tausend Gedanken und Bilder schossen mir durch den Kopf.

"Sie wurde heute Morgen tot am Strand gefunden. Zumindest das was noch von ihr übrig ist." fing Jim an zu erklären, als Mag aufschluchzte und mit dem kurzen Wort "Toilette" in der Menge verschwand.

"Ich gehe ihr nach." Annie nickte uns traurig zu und verschwand ebenfalls.

Mag hatte Hannah gut gekannt, sie gehörten beide zu der Schulband, welche sich jeden Donnerstag nach dem Unterricht im Musiksaal traf und auf jeder Schulveranstaltung auftrat.

Mag spielte Gitarre und Hannah war die Sängerin, weshalb sie sehr beliebt an der Schule war und sie jeder kannte.

"Sie wurde von einem Tier regelrecht zerfetzt. Es wird vermutet dass es ein wilder Hund war, was sich ziemlich seltsam anhört wenn du mich frägst." Jim blickte mir diesmal in die Augen und nicht mehr starr auf den Boden, "heute gegen 5 Uhr hatte sie einer der Fischer gefunden und hat geschworen dass er sogar gleich zwei große Tiere weglaufen sehen hat, aber als ein paar andere Männer wenige Sekunden dazu kamen, waren die Hunde wieder weg und natürlich hat somit nur der angetrunkene Fischer etwas gesehen. Daher kann man seinen Worten nicht recht vertrauen."

Gerade als Jim's Erzählung endete, ertönte eine Durchsage des Direktors, wir sollen uns bitte alle in den jeweiligen Klassenzimmern einfinden.

Sofort kam es in der gesamten Aula zur Bewegung und die Masse löste sich in allen Richtungen auf. Wir folgten ihnen langsam als Nachzügler.

"Was wollte Hannah so früh am Strand? Es ist eiskalt um diese Uhrzeit" ich konnte die Geschichte immer noch nicht fassen.

"Das weiß keiner aber es gibt bereits die wildesten Spekulationen." er schnaubte wütend als sie die Stufen zum ersten Stock hinauf stiegen, "Die verrückteste ist dass sie mit Drogen dealt, weil sie so viele Kontakte durch ihr hohes Ansehen an der Schule hat und dort war um Kunden zu treffen. Lächerlich."

Ich wollte etwas darauf erwidern aber plötzlich stieß ich mit jemanden zusammen als wir in den Gang zu unseren Klassenzimmern biegen wollten.

Alle waren stehen geblieben und manche drängten wieder etwas zurück.

"Oh scheiße was passiert denn jetzt?" hörte ich vor mir einen Jungen raunen.

"Die spinnen doch total!" quietschte ein Mädchen nervös weiter rechts von mir.

Jim und ich blickten uns stirnrunzelnd an und schoben uns weiter nach vorne um zu sehen was vor sich ging.





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