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Ich starrte mal wieder auf meinen Handy Bildschirm. Mir gingen tausende von Gedanken durch den Kopf. Ich holte meine Kopfhörer aus meiner Hosentasche und stöpselte sie in mein Handy ein. Ich drückte auf 'zufällige Wiedergabe' und meine Musik begann zu spielen. Als der Bus eine Vollbremsung hinlegte, rutschte ich leicht nach vorn. Okay, vielleicht etwas zu weit nach vorne. Dann setzte ich mich etwas bequemer als zuvor auf meinen Platz und lehnte mich mit meiner Schulter an die Scheibe.

Mein Bildschirm leuchtete auf: Eine neue Nachricht. Ich pausierte die Musik, um die Audio, die ich gerade geschickt bekommen hatte, anzuhören. Ach nur wieder irgendwas unwichtiges. Nach 2 Sekunden pausierte ich sie wieder.
Ich durchsuchte meine Playlist nach einem Song, der meine Laune verbessern würde. Ich war immerhin ziemlich angepisst wegen Schule heute. Allgemein lief bei mir gerade alles schief.

Als ich fast am unteren Ende meiner Playlist angekommen war, stieß ich auf 'Save me' von Bts. Ja, warum eigentlich nicht. Ich bekam immer gute Laune bei diesem Song.

Ich ließ die Musik laufen. Auf einmal war ich wieder eingetaucht, eingetaucht in meine Welt, in der nur ich, die Musik und Bts existierten.

Nachdem das Lied zu Ende war, bemerkte ich erst, dass ich gleich aussteigen musste. War ich wirklich schon so lange hier im Bus? Anscheinend ja schon, sonst müsste ich die nächste Haltestelle ja nicht gleich wieder raus. Diesmal achtete ich genau auf die Straße und die Menschen, die draußen waren. Für einen Sommertag waren das ganz schön wenige Menschen in einer Stadt. Hab ich nochmal Glück gehabt.

Ich nahm meine Kopfhörer, es waren In Ears, aus meinen Ohren und wickelte sie um meine Hand. Anschließend fanden sie ihren Weg in meine Hosentasche. Als ich die Durchsage mit meiner Haltestelle hörte, drückte ich auf den Stopknopf und stand langsam auf. Der Bus hielt an und ich stieg aus.

Frische Luft, endlich frische Luft. Mir fiel erst jetzt auf, wie heiß es in dem Bus gewesen war. Also, was sollte ich alles, außer die Sachen, die ich benötige, machen? Ich ging nicht oft in die Stadt, meistens auch nicht lange. Ich beschloss erstmal die Sachen zu kaufen und dann noch ein Eis zu essen.

Ich lief in Richtung Drogerie Markt. Ich musste mir neuen Haarspray kaufen. Meine neue Frisur, was zwar nicht aufwendig zu stylen, aber mit Haarspray hielten sie einfach länger. Das war ganz praktisch, besonders an Tagen, an denen ich auch nachmittags Schule hatte. Ich gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums ganz hier in der Nähe.

Ich bin 17 Jahre alt und habe gerade so einige Probleme. Und daran war ich selbst schuld. Es war schon irgendwie dumm von mir gewesen, ja gebe ich ja zu, aber mir gefiel es nunmal. Ich hatte meine Frisur von jetzt auf jetzt geändert, ohne, dass jemand davon wusste. Ich bin einfach nach der Schule zum Friseur gegangen und hab meinen Hairstyle komplett geändert. Ich verstehe nichtmal, warum alle das anfangs so scheiße gefunden haben. Ich bin 17 Jahre alt und von Jugendsünden war bei mir nichts zu sehen. Das hier war meine erste richtige. Nur, dass ich sie nicht, wie die meisten anderen, bereue. Ich hatte mir alles genau überlegt, nur, dass halt niemand davon wusste.

Mittlerweile war ich am Eingang von dem Laden, indem ich mein Haarspray kaufte. Ich öffnete gelangweilt die Tür und ging herein. Eine angenehme kühle Luft kam mir entgegen. Ich lief zu dem Regal, bei dem es meinen Haarspray gab und nahm einen Dose mit. Ich lief zur Kasse. Ich wollte zur Kasse. Ich drehte mich nochmal um und lief zurück. Ich nahm eine zweite Dose mit. "Nur zur Sicherheit", dachte ich mir.

Nix da nur zur Sicherheit. Eine Dose würde mir mindestens 3 Wochen halten. Es war ein ganz anderer Grund, warum ich zwei nahm. Eigentlich ein ganz simpler. Ich hasste es in die Stadt zu gehen und durch Menschenmengen zu laufen. Deswegen mied ich die Stadt.

Ich ging zur Kasse und holte meinen Geldbeutel aus meiner schwarzen Adidas Umhängetasche raus. Die Haarspray Dosen auf dem Kassenband liegend, wartete ich, bis die Frau vor mir bezahlt hatte. Dann war ich dran. "Das macht dann 5.49€", sagte die Frau an der Kasse in einer fast schon zu übertrieben glücklichen Stimme. Ich kramte einen fünf Euro Schein und eine 50 Cent Münze aus meinem Geldbeutel heraus. Das musste reichen. Emotionslos drückte ich der Frau das Geld in die Hand. "Noch eine Tüte, der Herr?", fragte sie höflich. "Nein, danke, das geht schon",antwortete ich etwas angepisst.

Wie ich es hasste, wenn man mich so nannte. Ich nahm die zwei Dosen und lief aus dem Laden raus. Dann verstaute ich sie schnell in meiner Tasche. Den Geldbeutel quetschte ich in meine andere Hosentasche. In der einen waren nunmal Handy und Kopfhörer drinnen. Das erledigt, schaute ich mich nach einer Eisdiele um. Schon bald sah ich eine und steuerte auf sie zu. -Natürlich am Rand, sodass ich nicht in die Nähe von allzu vielen Menschen kam, wie immer halt.

Ich hasste es einfach nur, wenn fremde Menschen - oder allgemein Menschen, die nicht meine Freunde oder Verwandten waren - mich berührten. An der Eisdiele angekommen sah ich schon eine etwas längere Schlange. Nein, bitte nicht auch noch. Ich musste mich wohl wohl oder übel anstellen. Ich stellte mich hinter die Schlange und zählte, wie viele noch vor mir waren. Fünf Leute. Das geht ja noch. Hoffentlich kommt jetzt niemand so schnell hinter mich.

Das Warten kam mir Wie eine Ewigkeit vor. Ich stand hier schon 10 Minuten und wartete immer noch.
Oh, jetzt bin ich dran. Ich bestellte mir eine Kugel Schokolade im Becher und nahm mir einen von den hellblau gefärbten, fast durchsichtigen Löffeln. Ich möchte die Dinger irgendwie. Des weiteren versuchte ich, ohne nahe an anderen Menschen vorbei zu laufen, in Richtung Ampel zu gehen. Ich musste weg hier, weg von den vielen Leuten. Ich werde sonst noch wahnsinnig.

An der Ampel wartete ich, bis sie grün war und lief drüber. Puh, endlich in der Mitte zwischen beiden Straßenseite. Hier konnte ich gechillt mein Eis essen. Mittlerweile hatte ich mir eine Strategie gebildet: Immer auf dieses schmale Zwischending, das auch als Fußweg galt gehen. Da war fast niemand und somit, musst ich nicht mit anderen Menschen zusammentreffen. Es lag jedoch in der prallen Sonne, was nicht so gut für mein Eis ist. Egal, hauptsache nicht in Kontakt mit vielen Menschen kommen.

Ich löffelte mein Eis hastig aus. Es schmolz schnell, es hatte schließlich 29°C. Und ich hatte einen Pulli an. Tja, Sachen gibt's. Als mein Becher fast leer war, hielt ich es noch schräg nach oben und kippte den Becher, sodass ich noch die letzten Reste von dem Eis bekam. Es schmeckte sehr lecker und Schokolade war meine Lieblingssorte. Diese Eisdiele musste ich mir merken.

Ich habe mich etwas von der Ampel entfernt und musste zu einem Mülleimer. Ich drehte mich in alle Richtungen, aber fand leider keinen auf der Straßenseite, auf der ich war. Dann musste ich halt rüber laufen. Die Ampel war zu weit weg und ich hatte keine Lust da nochmal hin zu laufen. Deswegen beschloss ich einfach so über die Straße zu gehen. Es würde schon nichts passieren, auch, wenn das in einer Großstadt vielleicht der falsche Gedanke war, wenn man eine Straße überqueren wollte. Egal, hier ist eine Fußgängerzone von einer Straße getrennt, das fahren nicht viele Autos.

Ich wartete bis die Straße frei war und ging zum Mülleimer. Dort schmiss ich meinen Müll dann weg und begab mich wieder zu meinem Platz. Auf dem Weg zog ich meine Kopfhörer aus meiner Hosentasche und stöpselte sie in mein Handy. Ich drückte auf Play. Musik kam und ich vergaß die Welt um mich herum. Plötzlich bekam ich einen höllischen Durst und musste wohl oder über was kaufen gehen. Meine Flasche von der Schule war schon längst leer. Dann musste ich halt wieder auf die andere Straßenseite. Heute war echt nicht mein Tag.

Ich ging in den nächstbesten Supermarkt rein und kaufte mir eine 0,5 Liter Flasche Pfirsich Eistee. Die alte Flasche von heute aus der Schule gab ich ab. Bezahlt und wieder draußen öffnete ich die Flasche und trank sie sofort, fast auf einmal leer. Ein bisschen brauchte ich noch für später.

Dann musste ich wieder auf die andere Straßenseite, um zur Bushaltestelle zu gelangen. Jetzt ab nach Hause. Ich freute mich schon duschen zu können. Mir war echt heiß und ich schwitzte sehr. Kein Wunder. Ich hatte auch einen Hoodie bei fast 30°C an.

Ich kramte meine Kopfhörer erneut heraus und war gerade dabei sie in meine Ohren zu stecken, als ich zwei Mädchen auf mich zukommen sah.
"Oh nein, bitte nicht, nicht schon wieder", dachte ich mir.

Hotter BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt