|48| Promises and Explaining

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Wow, seit wann verteidigt der mich wieder?

|48| Promises and Explaining

Lena Pov

Die Bustüre ging hinter Lea und mir wieder zu. Wir liefen los. Als wir auf der Hälfte des Weges zu Leas Wohnung waren, fing es an zu regnen. Es fing an in Strömen zu regnen - Platzregen, na toll.

Normalerweise mag ich Regen, aber gerade hab ich nicht die Stimmung dazu. Ich freue mich immer, wenn es regnet, aber jetzt, in diesem Moment, bin ich alles andere als entspannt. Ich muss Lea gleich alles erklären.
Nicht, dass ich Angst vor ihrer Reaktion habe, nein, das habe ich nicht. Es ist nur... Ich weiß es nicht. Irgendwie bin ich gerade extrem nervös deswegen.

Sie ist meine beste Freundin und muss das jetzt so erfahren. Ich meine eigentlich bin ich ja nicht lesbisch - zumindest dachte ich das immer. Aber jetzt? Wie soll ich ihr das erklären?

Je näher wir zu Leas Wohnung kamen - wir rannten aufgrund des Regens - desto nervöser wurde ich. Mein Herz schlug wie verrückt, mein Hals fühlte sich an, als ob ich einen Kloß drinnen hätte, ich unterdrückte ein leichtes zittern. Warum war ich so nervös deswegen? Ich hab davor doch eigentlich keine Angst. Eigentlich. Rede ich mir nur ein, dass ich keine Angst davor hab? Ich meine das ist ja so eine Art Outing, oder nicht?

Als wir da waren, holte Lea ihren Schlüssel raus und sperrte auf. Dann liefen wir durchs Treppenhaus zu der Wohnung, in der sie wohnte. Die Türe dieser sperrte sie auch auf. Dann gingen wir rein, zogen unsere Schuhe aus und ich lief wortlos in ihr Zimmer. Dort blieb ich stehen, anstatt mich wie immer auf ihr Sofa zu setzen. Ich stellte meinen Sportbeutel neben ihr Sofa und lief nervös hin und her, bis Lea auch kam.

Als sie da war, fragte sie was los sei und stellte die zwei Wassergläser, die sie für uns geholt hatte, auf ein Regal. "Ich wollte nur nicht mit der nassen Kleidung auf dein Sofa sitzen", versuchte ich mich rauszureden. "Und das soll ich dir glauben?", fragte sie, "Ich kenn dich doch. Das ist dir normalerweise immer egal. Wieso also die Ausreden?" "Was meinst du?", fragte ich und schluckte leicht.

Ich fühle mich gerade wir in einer mündlichen Prüfung. Ich will hier eigentlich nur weg - oder einfach nichts sagen müssen.

"Wieso? Was ist los mit dir? Du wirkst so als hättest du Angst vor irgendwas? Ich hab gerade nur nen Kuss mitbekommen, beruhig dich mal. Du musst mir ja nicht erzählen, was ihr alles erlebt habt oder so. Das einzige, was du machen solltest, ist erklären warum du mir noch nichts gesagt hat und wie es dazu kam. Ich meine deine Eltern sind homophob?", sagte Lea. Ich nickte nur.

"Hey, komm mal her", sagte Lea in einer mitleidigen Stimme. Das hat noch gefehlt. Sie umarmte mich, was mich auch freute, aber eine "normale" Umarmung wird das eh nicht. Gerade als ich meine Arme um sie schlingen wollte, nahm sie mich in die Zwickmühle und rubbelte mir über meine Haare. Ich musste lachen. "Danke für die neuen Haarstyle", sagte ich dann ironisch. Dass meine Haare dadurch komplett durcheinander waren, ist nichts neues. Sie lächelte mich nur an, bis sich ihr Gesichtsausdruck zu einem ernsten, erwartungsvollen verwandelte. Von Null auf Hundert.

"Also sagst du's mir jetzt?", fragte sie erwartungsvoll. "Was?", wollte ich wissen. Darauf antwortete Lea: "Stell dich nicht dumm. Sag mir wie's dazu kam, wie lange das geht und warum ich erst jetzt davon erfahre." "Oh, ehm... ja. Naja... Lange Geschichte irgendwie", fing ich an.

Lea setzte sich auf ihr Sofa und zog mich mit. "Willst du dich nicht hinsetzen?", fragte sie. Dann setzte ich mich neben sie und fing an zu erklären: "Also... Du weißt ja wie wir uns kennengelernt haben, richtig? Richtig. Auf jeden Fall gab es dann noch viel Stress mit ihrer, jetzt nicht mehr, besten Freundin, weil die wollte bzw. immernoch will, dass wir keinen Kontakt haben, weil sie meint ich bin schlechter Umgang für Antonia. Und ja, das Mädchen, das mich vorhin geküsst hat, heißt Antonia. Das mit der ehemaligen besten Freundin von ihr ist aber auch wieder ne lange Geschichte. Irgendwann hat Antonia mich halt gebeten zu ihr zu kommen, weil sie Angst vor Nina, ihrer, jetzt nicht mehr, besten Freundin, hatte. Da ich ihr, wie ich finde, nen Gefallen schuldig war, weil sie wegen mir geweint hatte, bin ich halt nach etwas zögern gekommen. Da ist dann auch noch was passiert bei dem Nina ne große Rolle spielt und ja, irgendwann hat mir mein Gefühl gesagt, dass ich gehen sollte, weil mich eine Sache, die sie gesagt hat - ist jetzt nicht wichtig was - mich irgendwie verletzt hat, irgendwie aber auch nicht, verstehst du? Naja dann bin ich halt gegangen und einfach weggerannt. Sie ist mir hinterhergerannt und irgendwie haben wir uns dann halt geküsst, naja sie hat mich geküsst. Dann haben wir uns immer öfter getroffen und jetzt ist es halt so, wie's is"

"Oha das is ja voll die... naja interessante? Liebesgeschichte. Wie lange ist das jetzt schon so? Oder wir lange läuft da was zwischen euch?", wollte Lea wissen. "Nen paar Wochen. Seit drei oder so, glaub ich", antwortete ich. Lea sagte darauf nur: "Krass." Dann war es eine Weile still.

Stille zwischen mir und Lea heißt meistens nichts gutes - zumindest, wenn es so eine Art von Stille ist.

"Und was machst du jetzt? Sagst du das deinen Eltern noch? Oder wann sagst du es ihnen?", wollte Lea wissen. Ich antwortete, dass ich noch nicht so genau weiß, wann und vorallem wie ich das denen sagen bzw. beibringen will, weil die ja schonmal auf Antonia getroffen sind und das nicht so gut geendet ist. Lea wusste auch nicht weiter und riet mir nur, dass ich die Sache nicht zu lange rauszögern sollte. Ich nickte nur und sagte: "Irgendwann werd ich das denen schon noch sagen."

Daraufhin war es wieder still. Kurz später machte Lea Musik an. Sie war kein Kpop Fan, so wie ich, aber hatte nichts dagegen, dass ich das höre. Sie kommt damit ganz gut klar und hört sich auch, wenn's sein muss, was mit mir an. Dafür bin ich unglaublich dankbar.

Irgendwann begannen wir einfach mitzusingen. Nach einer Weile schaltete Lea die Musik aber aus, weil wir keine Lust mehr hatten. Dann fragte ich: "Und was ist jetzt eigentlich mit dir? Wie läuft's mit Jonas? Habt ihr euch schon geküsst?" Sie kickte nur und musste lachen. "Dein Bruder ist so unglaublich süß", sagte sie. "Ehm... okay, ja. Er ist vielleicht hübsch, aber ich bin viel hübscher und cuter. Außerdem ist er immernoch mein Bruder", sagte ich daraufhin. Dann lachten wir beide.

Nachdem Lea und ich ein wenig geredet hatten und dann noch etwas Netflix geschaut haben, ging ich, weil es schon relativ spät war. "Willst du nicht noch etwas bleiben?", wollte Lea wissen. Sie lallte leicht und umarmte meine Beine, weil ich schon stand, während sie halb auf dem Sofa lag. Ja, sie trank vorhin etwas Alkohol, nicht viel, aber schon ein, zwei Gläser Champagner. Schließlich ist sie ja schon eine Weile 18. Ihr Geburtstag war legendär. Ich hingegen trank keinen Alkohol, weil ich das nicht mag und nicht viel davon halte.

Ich verabschiedete mich, umarmte sie und ging nach Hause.

Draußen ist schöne Luft. Der Regen vorhin hat die Luft total verändert. Ich liebe den Duft von Regen.

Zuhause angekommen, duschte ich, aß etwas und ging letztendlich schlafen.

Hotter BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt