Kapitel 14

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Denise P.O.V

Leisen Schrittes stieg ich die Treppen hinunter. Vorsichtig tastete ich mich an der kalten Wand entlang. Hinter mir hörte ich Dean, der sich genau wie ich nach unten bewegte. Meine Waffe hielt ich allzeit bereit in der Hand. So genau konnten wir schließlich nicht sagen wo sich diese besessenen Männer befanden.
Endlich erreichte ich die letzte Stufe. Ein feiner Lichtstrahl zog sich von einer weiteren verrosteten Tür durch den Raum.
Lautlos stupste ich die Sicherheitstür an, sodass sie aufschwang. Mit schnellen Schritten trat ich aus der Dunkelheit in den spärlich beleuchteten Raum. Die Lichter die an der Decke befestigt waren flackerten und tauchten die Umgebung in eine befremdliche Stimmung. Achtsam huschte ich zwischen den Bürotischen hindurch.
Die gesamte Einrichtung sah aus, als käme sie aus den frühen 90ern. An der Wand, die an die Halle grenzte, war eine Glasfront angebracht worden, sodass man das Geschehen bequem von hier aus beobachten konnte. Dean schlich etwas gebückt an mir vorbei, zu eben dieser Glaswand.
Behutsam wagte er einen Blick über die Fensterkante, während ich mich noch weiter hinten im Raum verdeckt hielt. Nach wenigen Sekunden drehte er sich um und kehrte zu mir zurück.
"Von hieraus kann man auch nichts sehen, aber das gute ist am Rand der Halle steht viel Zeugs rum. Wir können uns bis zu den Kisten schleichen.", flüsterte er mir zu.
Stumm nickte ich. Wenn das stimmte was er sagte, dann wäre das ein ganz passabler Plan. Wir könnten hinein und wieder raus und das ungesehen.
Da beschlich mich wieder ein Gedanke. Sammy...
Ungewollt musste ich schmunzeln. Eigentlich hatten wir uns ja geeinigt, dass wir nur beobachteten und observierten, aber woher hätten wir den bitte wissen können, dass uns so eine Chance geboten werden würde? Aber um zu Grübeln fehlte mir die Zeit.
Sofort riss ich mich wieder aus meinen Gedanken und sah mich nach Dean um. Dieser war schon an der Treppe die nach unten führte angelangt. Unmittelbar folgte ich ihm nach unten.
Mein Vordermann hatte ebenfalls seine Waffe in der Hand und zusätzlich eine am Gürtel, an welchem auch noch mehrere Magazine befestigt waren. Grundsätzlich wollte ich eigentlich nicht schießen.
Schließlich waren das dort immer noch Menschen. Menschen mit Familie und einem Leben. Dennoch musste ich mich auch verteidigen können.
Endlich waren wir in der Halle angelangt. Von Innen sah sie noch größer aus. Ein paar Lastenseile hingen von der Decke, die vormals wahrscheinlich die Güter die hier gelagert worden waren, von einem Ende der Halle zum andern befördert hatten. Sorgsam blickte ich mich um, immer mit dem Finger am Abzug.
Möglicherweise gab es noch einen anderen, einen leichteren Weg zum Kistenberg, den Dean von seiner Position aus nicht hatte sehen können.
Plötzlich wurde ich am Handgelenk gepackt und mitgeschleift. Der Griff des Winchesters war keineswegs grob oder brüsk, nein eher sogar leicht. Vorsichtig zog er mich zu den Kisten und Metallteilen die sich am Rand der Halle häuften. Als wir außer Sichtweite waren hielt er.
"Du bleibst hier und passt auf das uns keiner den Rückweg abschneidet. Ich sehe mich vorne um.", murmelte er mir zu.
Das hatte er also vor gehabt, als er meinte er kämme mit mir mit! Aber ganz sicherlich nicht!
Er wollte sich schon umdrehen und gehen, da packte ich in am Hemdkragen und zog ihn wieder zu mir zurück.
"Hey nicht mit mir!", zischte ich ihm zu, "Ich komme mit. Du kannst mich doch hier nicht einfach so zurücklassen, wie eins von deinen Flittchen! Wenn du nicht mit mir zusammen arbeiten willst, dann geh doch zu deinem Bruder."
Genervt verdrehte er die Augen und fuhr sich durch seine braunblonden Haar. Dieses Getue konnte er sich bei mir sparen.
Elegant drängte ich mich an ihm vorbei und lief an der Wand entlang, bis ich nach den getürmten Kisten stehen blieb. Schon spürte ich einen leichten Luftzug. Wie vermutet. Das würde sich der Winchester nicht nehmen lassen.
"Was hast du vor, Denise?", hauchte er mir von hinten zu.
Ein angenehmer Duft von Männerdeo kroch mir in Nase.
Ebenso leise antwortete ich: "Klettern wir über die Kisten ist das Risiko zu groß, dass einer Abstürzt und Lärm macht, deshalb schleichen wir uns um den Berg herum.
Aber wir müssen vorsichtig sein. Sollte etwas passieren gebe ich dir Deckung und du verschwindest. Ist das klar?"
Nach den letzten Sätzen fing er an leicht zu lachen. Fand er das hier etwa so witzig?
In unmittelbarer Nähe befanden sich keine Ahnung wie viele Besessene und er lachte einfach dumm vor sich hin?
"Denise, was denkst du denn von mir?", flüsterte er mir belustigt zu, "Wir lassen niemals, niemanden zurück. Hot-Wings hin oder her."
Etwas verwirrt starrte ich ihn an. Dies schien ihn noch mehr zu belustigen und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
Zurück zu einer meiner Fragen:
Hat Dean Winchester Stimmungsschwankungen wie ein Teenagergirl auf einem Justin Bieber Konzert?
Ja! Definitiv und ganz ohne Zweifel.
Da nahm ich ein rauschen in meinen Ohren war. Dean sagte etwas.
"...in Ordnung für dich.", beendete er gerade noch den letzten Tag seines Satz.
Noch immer etwas abwesend murmelte ich: "Ääm, sorry. Wie bitte, was?"
Leicht schmunzelte er. Ich konnte ihn einfach nicht verstehen. War dieser Typ etwa auf einem Bewusstseins verändernden Drogentrip, oder so ähnlich?
"Ich sagte: Ich gebe dir Rückendeckung wenn es brenzlig wird. In Ordnung?", wiederholte er sich.
Das war etwas zu früh für mich. Mit einem leicht geöffneten Mund sah ich ihn an, nicht wissend was ich sagen sollte. Schlussendlich entschied ich mich dazu einfach zu nicken. Das schien ihm zu genügen!
Motiviert schnappte er sich seine Waffe und prüfte nochmals ob sie geladen war.
"Los jetzt, Hot-Wings. Du gehst vor.", flüsterte er mir zu.
"Hot-Wings?", entgegnete ich stutzig.
Dean verdrehte belustigt die Augen.
"Wäre dir Chicken-Wings lieber?", scherzte er.
"Bleiben wir doch lieber bei Denise.", murmelte skeptisch und lief leise zum Kistenberg, während Dean mir Schritt für Schritt folgte.
Man musste wirklich aufpassen wo man hin trat, denn diese Typen waren echt nicht ordentlich. Am Boden lagen ein paar Werkzeuge und Eisenspäne. Wahrscheinlich vom schleifen der Eisenteil.
Mehr und mehr schlich sich ein zentraler Gedanke in meinen Kopf. Was um Luzifer's Willen baute dieser Gott und wer war er?
Aber noch wichtiger war:
Wie konnte man diesem Arsch den Hinten heiß machen?
Schnell huschte ich an dem Holz vorbei, Dean Winchester noch immer hinter mir. Wir hatten den Anschein nach endlich mal etwas Glück. Seit wir vorhin unser kleines Pläuschchen gehalten hatten, war keiner der Rotäugigen mehr durch die Halle gelaufen.
Endlich waren wir nahe an dem Durchgang angelangt. Vorhänge verbargen das was dahinter lag. Sicherheitshalber legte ich meinen Finger auf den Abzug. Er war kalt. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Rücken aus.
Vorsichtig beugte ich mich ein Stück nach vorne, zu dem Stück Stoff. Sanft packte den Vorhang und zog ihn ein Stück beiseite. Nur einen Spalte, sodass ich hindurch schauen konnte. Sorgsam blickte ich mich um.
Keiner dieser Rotaugen war zu sehen, dafür ein Haufen Altmetall.
Leicht drehte ich meinen Kopf zu Dean zurück und deutete ihm, mit einer Handbewegung an, mir zu folgen.
Einen Moment später schlüpfte ich durch den Schlitz des Vorhangs. Dean hinter mir. Als ich beim Metall angekommen war drückte ich mich flach dagegen.
Keine Sekunde später stand der ältere Winchester Bruder neben mir. Seine Waffe hielt er dicht an seiner Brust. Achtsam schlich ich mich um den Berg herum, den Finger stetig am Abzug.
Schon seit ich das Hotel verlassen hatte, ignorierte ich die Schmerzen. Sam hatte zwar gute Arbeit geleistet und ich war überaus dankbar, aber dennoch war es ziemlich unangenehm. Aber in diesem Moment war alles anders. Ich spürte nichts.
Die Anspannung durchzog meinen Körper und hinterließ ein leichtes Kribbeln, sodass der Schmerz wie weggeblasen war. Der Job eines Jägers war besser als jedes Schmerzmittel der Welt.
Mein Atem war ruhig und kontrolliert. Konzentriert schritt ich weiter voran, darauf bedacht keinen unnötigen Lärm zu machen. Vorsichtig riskierte ich einen Blick um die Ecke.
Ehrlich gesagt, hätte ich alles erwartet, doch nicht dies. Verwirrt richtete ich mich auf und trat ein paar Schritte nach vorne.
Hinter mir zischte Dean aufgebracht: "Hey! Hey! Spinnst du? Komm sofort zurück! Sie sehen dich!"
Aber das würde nicht passieren. Ganz sicher nicht.
Kein einziger rotäugiger Zombie war mehr zu sehen. Die gesamte Halle war vollkommen leer. So als ob sie sich einfach in Luft aufgelöst hätten. Erschrocken zuckte ich zusammen. Jemand packte meine Hand und zog daran.
"Dean, lass das! Schau dir das an.", versuchte ich in zu beschwichtigen und währte mich zugleich gegen seinen festen Griff.
Ich befreite mich von seinen Händen und lief auf etwas zu. Hinter mir richtete sich auch der Jäger auf und folgte mir. Ich lief auf das große Ding zu.
Was zur Hölle war das?
Verwirrt sah ich mich um. Es war ein riesiger, nach oben gebauter Kreis aus Altmetall, gebaut aus den verschiedensten Eisenteilen.
Das runde Ding war circa zehn Meter hoch. Mehrere Runen waren in die Stangen, Pfosten und Balken eingeritzt.
Fassungslos starrte ich dieses Bauwerk an. Ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich tun sollte.
„Was verdammt nochmal ist das?", flüsterte ich.
Dean, der seine Waffe noch immer fest in der Hand hielt trat neben mich. Seine Augen waren vor Verwunderung geweitet. Er war genau so Erstaunt wie ich.
„Wenn ich das wüste, Hot-Wings, dann würde ich dir das liebend gerne sagen.", entgegnete er mir etwas geschockt.
Mit schnellen Schritten lief ich auf dieses Teil zu und kramte aus meiner Hosentasche mein Mobiltelefon. Mit diesem fotografierte ich die Zeichen ab. Nachdem ich dies erledigt hatte, rannte ich um dieses runde Dinge.
Auf der anderen Seite befand sie absolut nichts. Ich hatte wirklich keine Ahnung was das hier alles bedeuten sollte. Keiner war hier. Nur dieser große Kreis der zu überhaupt nicht nütze zu sein schien.
Was war hier passiert?
Elegant kletterte ich durch den Kreis hindurch und lief zu Dean, der sich gerade misstrauisch umsah. Als ich mich neben ihn stellte richtete dieser sich auf und stemmte die Arme in die Hüfte.
„Ich habe hier nichts gefunden. Hast du was?", erkundigte er sich.
Bedrückt schüttelte ich den Kopf, sodass meine Haare hin und her schwangen.
"Was machen wir-", wollte ich gerade anfangen zu fragen, wurde jedoch von einem Ohren betäubenden Krach unterbrochen.
Geschockt blickte ich mich um, in die Richtung von der ich es vernommen hatte. Sofort hob ich meine Waffe, zielte und legte den Finger an den Abzug. Dean neben mir, machte das gleiche.
Als wir sahen was genau dieses Geräusch verursacht hatte und sich gerade eben durch das Tor zwängte, fielen uns beinahe die Augen aus dem Kopf.
Eine dicke, schwarze Rauch Wolke hatte sich gegen das Schiebetor geworfen, dass wir vor kurzer Zeit noch beobachtet hatten. Obwohl die Halle sehr alt und schon lange verlassen war, so hatte das Eingangstor doch einen ziemlich stabilen Eindruck auf mich gemacht. Das Metall, aus dem es gemacht worden war, war mindestens so dick wie der Umfang meines Unterarmes und zudem war es auch noch an allen Seiten mit Stahlträgern verstärkt worden, aber dennoch war sie einfach aufgeplatzt alles wäre sie eine überreife Frucht.
Die schwarze Rauchwolke hatte sich dem Anschein nach von außen gegen die Tür geworfen und hatte ein monströses Loch hinein geschlagen, durch das es nun hin strömte und die gesamte Halle in tiefe, undurchsichtige Dunkelheit drängte. Irgendwo neben mir hörte ich den Winchester fluchen und toben.
Kurz darauf ertönte ein Schuss. Er hatte in die Wolke gefeuert.
Panisch duckte ich mich und schrie aufgebracht: "Dean! Dean Winchester, wo bist du?"
Blindlings tastete ich mich vor und tappte in die Richtung aus der der Schuss gekommen war und ich den älteren Bruder vermutete. Rings um mich herum tobte so etwas Ähnliches wie ein kleiner Sturm der das Metall klappern ließ und Dinge umwarf.
Mir kam es so vor als würde ich durch einen unglaublich dichten, dunklen Nebel irren.
Da vernahm ich irgendwo, nur ein paar Meter neben mir, die Stimme eines Menschens. Dean!
"Denise! Verdammte Scheiße nochmal! Was ist das? Was ist das Zeugs? Ich kann hier nichts sehen!", brüllte er wütend durch den kleinen Sturm, der sich hier im Raum gebildet hatte.
Jedoch kam ich nicht drum herum zu bemerken das gleichzeitig, unterschwellige Angst in seiner Stimme mit schwang.
Kein Wunder!
Wann wurde man denn schon von einer gigantischen schwarzen Wolken umhüllt, die zuvor eine Tür eingerissen hatte? Selbst für so eine erfahrene Jägerin wie mich, war das etwas Neues und ganz ehrlich, ich konnte es kein bisschen leiden.
"Dean! Hier!", antwortete ich so laut ich konnte, um das heulen des Windes zu übertreffen, weil die gesamte Halle zum Beben brachte und den schwarzen Nebel durch den Raum gleiten ließ.
Hoffnungsvoll streckte ich, wie ein Kleinkind das gerade gehen lernte, die Hände nach vorne aus, um möglicherweise Dean irgendwie zu berühren. Und tatsächlich!
Ich streifte mit meinen Fingern über ein Stück Stoff. Die Person, welche ich berührt hatte, schien dies zu merken und drehte sich einmal um die eigene Achse, in der Hoffnung sich orientieren zu können. Jetzt wo ich wusste, dass vor mir eine leibhaftige Person stand, packte ich diese an den Ärmeln und zog mich näher.
Durch die Wolke hindurch konnte ich die Umrisse eines großen und muskulösen Mannes ausmachen. Es musste Dean Winchester sein, darin bestand kein Zweifel.
Mein Gegenüber, mutmaßlich Dean, griff nun ebenfalls nach meiner Kleidung und zog mich nun an meinen Schultern näher an sich, sodass ich mit meinem Kopf jetzt an seine Brust gedrückt wurde.
"Was ist zur Hölle ist das?", rief Dean.
Zum Glück!
Wäre das irgendeine andere Person gewesen, zum Beispiel eine dieser Rotäugigen, dann hätte ich ein immenses Problem gehabt. So kam es mir doch eher ganz gelegen, dass ich nun eng umschulung mit Dean Winchester da stand. Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich vor ein paar Tagen jeden Ausgelacht, der mir dies erzählt hätte.
Energisch schrie ich durch den Lärm: "Ich hab keine Ahnung!"
Was ja auch zu traf und so etwas kam nun wirklich nicht allzu oft vor. Aber was war das?
Mit einem Mal lichtete sich der Nebel. Der Wind hörte auf zu kreischen, wurde immer leiser, bis er schließlich fast gänzlich verschwunden war und nur noch meine Haare wie kleine Fähnchen wehen ließ.
Schließlich konnte ich sogar schon Dean erkennen, der mich noch immer schützend im Arm hielt.
Ein leichter Schauer zog sich über meinen Rücken, der von blauen Flecken übersät war und ließ mein Blut kochen. Der Raum erhellte sich immer mehr, unterdessen zog sich der Nebel immer weiter zurück zog, so alles würde er von einem Magneten, oder so etwas Ähnliches angezogen werden.
Konzentriert richtete ich meine Augen auf den Punkt der den Nebel zu sich zu ziehen schien. Gespannt und doch aufmerksam reckte ich meinen Kopf etwas nach oben um die Quelle dessen sehen zu können. Immer weiter schleiften sich die Schwaden zurück, bis zu dem Mittelpunkt. Schlussendlich waren nur noch einzelne Fetzen der schwarzen Wolke vorhanden.
Ich hob meinen Blick weiter nach oben um besser sehen zu können, aber das was ich da zu Gesicht bekam verschlug mir die Sprache.
Der letzte Rest des Nebels zog sich immer und immer weiter zurück und zwar in den zierlichen Körper einer Frau. Es sah fast so aus als würde sie die Wolke durch ihre Haut in sich aufsaugen. Sie schwebte mit ihren Füßen einige Zentimeter über dem Boden, die Augen geschlossen und ihre blonden, langen Haare wie schwerelos in der Luft hängend.
Immer noch verwirrt, bemerkte ich das Dean mich noch in den Armen hielt, aber nicht die Anstalt machte sich von mir zu lösen. Die Augen nicht von der Frau wendend, schob ich meine Hände zwischen Dean und mich und drückte uns dann leicht auseinander.
Als ich mich aus seinen Armen befreit hatte, richtete ich mich auf und zog die Waffe, die ich während dieser ganzen verwirrenden Aktion in den Waffehalter gesteckt hatte, heraus.
Skeptisch betrachtete ich die Frau. Sie war außerordentlich schön und groß und ihre schlanke Taille wirkte wie die einer Puppe aus Glas. Ein Model würde von der Statur nicht anders aussehen. Ihr Gesicht jedoch war spitze und ähnelte dem einer Maus.
Plötzlich riss sie die Augen weit auf und zuckte wie wild, beinahe so als würden mehrere Stromschläge durch sie ziehen.
Aber sie lächelte. Nein! Sie lächelte nicht. Sie lachte.
Laut und schallend beinahe so als würde es ihr Spaß machen.
Ihr Blick war starr auf mich gerichtet. Diese beinahe neongelben Augenpaare durchbohrten mich wie tausend Messer. Es kam mir so vor als würde sie mir tief ins Innerste blicken.
Da senkte sich ihr Körper und mit dem Zucken das allmählich aufhörte, verstummte auch ihr euphorisches Lachen. Mit einem breiten Lächeln sah sie uns an. Sie schien den Augenblick regelrecht zu genießen und für mich erübrigte sich jeder Zweifel in mir.
Sie war es die wir suchten. Sie war es. Kein Gott! Eine Göttin hatte sich dank der Hilfe von Professor Harington, aus den Tiefen des Tartaros gezwängt und sie stand uns nun gegenüber.
Dean, der sich bis zu diesem Moment nicht auch nur einen Meter geregt hatte, löste sich aus seiner Schockstarre, hob die Hand und zielte auf die Göttin, die nur wenige Meter vor im Stand und sprach bedrohlich: "Wer bist du?"
Sie lachte einmal kurz auf und breitete ihre Arme währenddessen aus, als wolle sie einen Unsichtbaren umarmen.
"Dean! Dean Winchester!", entgegnete sie ihm mit einer melodischen Stimme, "Ich bin deine neue Herrin. Knie nieder!"
Verwirrt sah er mich an und zuckte mit den breiten Schultern.
"Weißt du, ich hab es ein bisschen im Rücken. Verstehst du bestimmt, aber du hast meine Fragen noch nicht beantwortet! Also, wer bist du?", maulte er sie an.
Sie schritt ein paar Schritte auf uns zu, wobei ihr langes schwarzes Kleid sich sanft im Takt ihrer Schritte wog. Dabei spannte Dean sich an und entsicherte seine Waffe, die er bedrohend auf die Göttin gerichtet hatte.
"Senke dieses Rohr, Junge.", befahl sie ihm in einem herrischen Tonfall, "Es ist nutzlos gegenüber meinen Kräften. Ich bin Hekate! Göttin der Nekromantie, der Magier und der Wegkreuzungen. Herrscherin der Welt und neue Königin des Olymps! Unterwerft euch meiner selbst ihr nutzlosen Fleischhüllen!"
"Dieses "Rohr" wird dir gleich ein schönes Loch in deinen Schädel blasen, Schätzchen.", zischte er zurück.
So wie ich ihn kannte waren Befehle nicht ganz seine Sache und schon gar nicht wenn diese von einer verrückten Frau kamen und nicht wie gewohnt von Bobby.
Mir gefiel die ganze Situation überhaupt nicht. Beschwichtigend hob ich die Hände und legte diese auf die Waffe von Dean um ihn davon abzubringen auf die, uns deutlich überlegene, Göttin zu zielen.
"Wie bist du hier her gekommen. Was willst du hier? Du gehörst hier nicht mehr her. Die Menschen haben den Glauben an euch verloren. Du bist Tod! Und woher kennst du überhaupt unsere Namen. ", versuchte ich der Frau uns gegenüber zu erklären.
Wiederum lachte sie höhnisch.
"Denise!", züngelte sie mir überlegen zu, "Kind! Deine Geschichte, wie du zu einem Erdbewohner wurdest, blieb auch den Bewohnern des Tartaros nicht vorenthalten. Es mag dort zwar ein dunkler Ort sein, aber weltfremd sind wir wohl auch dort nicht.
Der Engel der den Himmel verließ, um eine Kreatur zu retten die sogar noch unter den Menschen steht. Dies hinterlässt Spuren. Eine wahrhaft ergreifende Geschichte. Wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich gesagt, du hegst Gefühle für diesen abscheulichen Wurm. Aber zu deiner ersten Fragen:
Ich schlummerte noch in den Tiefen meiner Höhle, als mich plötzlich etwas kitzelte und ich heraus gezogen wurde. Ihr Menschen seid doch so dumm wie ihr ausseht! Wenn ihr schon etwas weg schließen wollt, hängt auch ein Schloss davor. Ansonsten passiert es, dass ein kleiner Erdenmensch sich mit Dingen anlegt, denen er nicht gewachsen ist... "
Dean legte die Stirn in Falten.
Zögerlich unterbrach er die Göttin: "Thomas Harington! Den meinst du doch, oder?"
Wieder fing sie an zu grinsen, was ihre neongelben Augen bedrohlich funkeln ließ. Solche hatte ich noch nie in meinem ganzen, langen Leben gesehen. Am ähnlichsten war sie dem eines gelbäugigen Dämons, nur das diese hier um die tausend Mal intensiver waren.
"Hinter dieser verzückenden Hülle, ruht also ein heller Geist. Euer Schöpfer hat gute Arbeit geleistet.", säuselte sie anzüglich und zwar etwas zu anzüglich für meinen Geschmack, "Was soll ich sagen? Nun bin ich zurück und fordere das was mir zusteht.
Die Herrschaft der Welt! Als Zeus' Tochter habe ich das Anrecht! Meine Armeen werden zahlreiche durch das Portal marschieren und eure Zivilisation vernichten, solange bis keiner von euch dreckigen Maden mehr hier weilt und ein neues, besseres Zeitalter abbricht."
Wie verrückt fing sie an zu lachen, aber so hörte es sich einfach nur verwirrt an.
Verstörte blickte ich auf die Göttin, aber da regte sich etwas im Hintergrund. Ein Fenster wurde aufgeschoben und eine große Gestalt schob sich durch den Spalt.
Sammy!
Ich war noch nie im Leben so froh gewesen eine Person zu sehen, wie in diesem Moment. Ich bemühte mich so unauffällig wie nur möglich Blickkontakt mit dem Langhaarigen aufzubauen. Dieser hatte gerade beide Füße auf den Boden der Halle gestellt und sah sich verwundert um, bis er mich bemerkte. Er musste gesehen haben, dass wir in Schwierigkeiten steckten und zwar in nicht all zu kleinen. Verzweifelt versuchte ich ihm mit Blicken zu symbolisieren, sich bedeckt zu halten und ab zu warten.
Nun lächelte Dean auch, aber eher hinterhältig.
Verschmitzt schmunzelnd richtete er das Wort nun an Hekate: "Weißt du, uns geht es eigentlich recht gut. Ich denke wir brauchen nicht noch einen Gott. Also pack deinen Riesendonut ein und verschwinde dorthin zurück woher du gekommen bist! Deine kleinen Zaubertricks kannst du dir sonst wo hin stecken!"
In meine Gedanken schrie ich laut auf.
Scheiße! Er hatte gerade nicht im Ernst eine übermächtige Göttin beleidigt, die die Weltherrschaft an sich reißen wollte und zu allem Überfluss nur wenige Meter von uns entfernt war? Wie konnte man nur so blöd sein? Am liebsten hätte ich ihm jetzt kräftig eine Scheuern, aber ich unterdrücke meinen spontanen Impuls und beobachte weiterhin aufmerksam die Situation.
Die Göttin hatte indessen die gelben Augen zu kleinen Schlitten verengt und funkelte und zornig aus diesen an, so als wolle sie uns jeden Moment in Asche verwandeln.
"Ach! Zaubertricks! Na wenn das so ist, dann hast du bestimmt nichts dagegen wenn ich diese bei deiner kleinen Engelsfreundin hier teste.", fauchte sie den großen Mann jähzornig an.
Schockiert starrte ich zu der Göttin und eher ich mich auch nur zur Seite rollen konnte, oder auf eine sonstige Art irgendwie reagieren, streckte dieses Biest ihre Krallen artigen Hände nach vorne und riss sie hinauf.
Da spürte ich ein reißen. Es kam mir so vor als würde mir der Boden unter meinen Füßen weg gezogen werden und etwas in die Luft heben. Tatsächlich... Ich senkte meinen Blick etwas und ehe ich mich versah schwebte ich schon mehrere Meter über dem harten Betonboden. Aus Reflex wollte ich zappelnd nach einem der Lastenseile greifen die in meiner Nähe hingen, doch aus irgendeinem Grund hatte ich keine Kontrolle mehr über mich. Mein Körper weigerte sich meinen Befehlen zu gehorchen und verharrte weiterhin in der gleichen Position.
Unter mir erblickte ich nun die Göttin und Dean, der mich entgeistert anglotzte. Sam hatte sich in der Zwischenzeit näher an die beiden herangeschlichen und zu unserem Glück hatte Hekate ihn noch nicht bemerkt.
Diese hatte noch immer die Hände nach vorne gestreckt und die Handflachen parallel zum Boden gerichtet. Doch plötzlich, blitzschnell schloss sie diese zu einer Faust. Rückartig, als würde ich an einem Seil hängen, wurde ich nach hinten gezogen und knallte mit voller Wucht gegen die Wand, sodass ich wie eine zerquetschte Fliege daran kleben blieb. Aber das war noch lange nicht das schlimmste.
Ein stechender Schmerz durchzog meine Körper. Es fühlte sich so an als würden alle mein Gliedmaßen von meine Körper gerissen werden. Mein Blut brodelte in meine Adern wie überhitztes Wasser und ließ meine Haut brennen, als würden glühende Eisenstäbe darauf gelegt werden.
Verzweifelt schrie ich auf, um mir nicht vor lauter Schmerz die Zunge abzubeißen.
"Nein! Stopp!", hörte ich Dean protestieren, "Hör sofort auf damit!"
Mit einem Mal unterbrach die Folter und ich wurde los gelassen, sodass ich an der Wand zu Boden sank. Erschöpft lehnte ich mich dagegen und richtete mich auf. Da vernahm ich Schritt die auf mich zukamen. Dean griff nach meinen Armen und zog mich stützend zu sich. Überraschenderweise tat mir, abgesehen von den Wunden die ich mir beim Kampf in der Pizzeria zugezogen hatte, nichts weh.
Verblüfft betastete ich meinen Körper auf der Suche nach Verletzungen, konnte jedoch keine finde. Das musste Schwarze Magie sein.
Etwas erstaunt und mit einem flauen Gefühl im Magen, murmelte ich Dean zu: "Es geht mir gut. Mir fehlt nichts."
Dieser nahm sofort seine Hände von mir und drehte den Kopf zu der Göttin. Sie lächelte nur triumphierend.
"Ach war das eine Freude!", flötete sie mit eine so süßen Stimme als wäre diese in Honig getaucht worden, "Es hat mir sehr viel Vergnügen bereitet mich mit euch zu amüsieren, doch ich habe jetzt noch wichtigeres zu tun. Mein Gefolge im Tartaros erwartet mich und ihr seid es alle Beide nicht wert durch meine Magie zu sterben. Meine Untertanen werden sich um euch kümmern."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ eine schwarze Wolke aus ihrem Körper aufsteigen.
Wütend lief Dean ein paar Schritte auf die Rauchschwade zu und hob seine Waffe an. Mit dieser zielte er und schoss mehrmals auf den Nebel der sich nun in die Lüfte erhob und Hekate mit sich nach draußen zog.
Da merkte ich, dass sich rings um uns etwas regte. Dean feuerte weiter auf die Wolke die sich nun vollkommen aus der Halle gezwängt hatte. Sam lief auf uns zu. Er hatte sich aus seinem Versteck erhoben. Jedoch achtete ich gar nicht darauf.
Rund um uns herum, lösten sich Schatten aus der Wand.
Nein! Vermummte Gestalten.
Die Besessenen!
Sie hatten uns umkreist. Die Jungs schienen dies noch nicht bemerkt zu haben, denn aus dem Augenwinkel konnte ich sie mit ihren Armen wild Diskutieren sehen. Der Kreis den die Besessen um uns gezogen hatten wurde immer enger.
Entsetzt erblickt ich das sie auch Waffen trugen. So schnell ich konnte lief ich auf die Brüder zu.
"Hey! Jungs", schrie ich sie aufgebracht an, "Seht euch um! Wir haben ein Problem!"
Verwirrt starrten mich die Winchesters an, wendeten jedoch ihre Augen von mir ab und sahen sich den besessenen Menschen gegenüber.
"Verdammt!", fluchte Dean angeregt, "Die sehen nicht gerade Glücklich aus!"
Und mit dieser Aussage hatte er eindeutig Recht...

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt