Kapitel 33

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DEAN P.o.V

Was war hier passiert? Ich hatte einen verdammten Filmriss. Von dem Moment an als Denise weggerannt war, bis vor circa zehn Minuten. Nicht mal so lange also. Doch was war in der Zwischenzeit passiert? Mein Kopf fühle sich an als wäre jemand mit einem Staubsauger durchgerannt. Mir kam alles so vor wie in einem schlecht geschnittenen Film. Eben noch war ich auf der Tanzfläche und sah wie Denise sich von mir entfernte und im nächsten Moment stand ich wie betäubt, bei der Treppe, nahe der Bar. Getrunken hatte ich nichts, also hätte mir auch niemand etwas ins Getränk mischen können. Verwirrt und mit einem stätig dröhnenden Schädel, als hätte jemand eine Lastwagenladung Ziegelsteine auf ihm platziert, entkleidete ich den Kellner, welcher wohl in meinem Alter sein mochte und zog mir sein Jackett über. Mein Hose und das Hemd, in dessen Tasche der Stein sich befand. Die Uniform saß an den Oberarmen etwas zu eng, doch störte es mich nicht. Was mich jedoch störte war, dass diese letzten Minuten fehlten. Was war in dieser Zeit passiert? Nachdem ich wieder "zu mir gekommen" war, schien mir diese Kammer der richtige Ort zu sein. Wie oft hatte mir Sam auf der Karte gezeigt wo sich dieser Raum befand? Zu oft! Viel zu oft. Ab dem fünften Mal hatte ich nur noch Augen für Denise gehabt. Heimlich hatte ich zu der Jägerin hinüber geschielt wie sie mit Bobby ihren Plan weiter austüftelten. Mein Herz wurde mir so schwer wenn ich an unseren Kuss zurück dachte und wenn ich mir vorstellte wie sie mich eben gerade behandelt hatte, wollte ich meinen Arsch in den Impala schwingen und einfach nur abhauen. Auch wenn ich es nicht unbedingt gezeigt hatte, so hatte sie mir trotzdem wehgetan. Alleine wie sie sich in den paar Sekunden die wir uns vorhin gesehen hatten, benommen hatte wusste ich das alles anders war. Sie war so distanziert und kalt. Fast so wie am Anfang unserer Bekanntschaft. Nachdem wir uns vertragen hatten war sie nicht mehr so gewesen. Sie war das Mädchen geworden das zu mir gehörte, ob Ex-Engel hin oder her. Ich wollte sie. Ich richtete mir noch einmal die Jacke des Kellners und warf ein kurzer Blick in den Spiegel. Dann öffnete ich die Tür nach draußen. Denise stand angelehnt an der gegenüberliegenden Wand, die Arme vor ihrem Bauch verschränkt. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so bescheuert gefühlt. Warum hatte ich sie auch geküsst? Dachte ich etwa, dass sie es wollte? Vieleicht? Aber es war wohl doch eher wegen mir gewesen. Sam hatte uns schon einmal unterbrochen. Jedes Mal wenn ich sie gesehen hatte, hatte ich unweigerlich an diesen Moment zurück denken müssen. Ich fragte mich, was wohl passiert wäre, wenn Sam nicht aufgekreuzt wär. Doch er hatte es getan und nun standen wir hier. "Los gehen wir.", meinte Denise schroff und stieß sich von der Wand ab. Mit zusammengekniffenen Augen folgte ich ihr. Ich musste es ihr jetzt sagen. Wenn nicht jetzt, wann dann? So viele Chancen mit ihr alleine zu sein würden mir nicht mehr bleiben. "Denise,...", begann ich vorsichtig, bestimmt, jedoch konnte ich meinen Satz nicht mal weiter führen. Abrupt schnitt sie mir das Wort ab. "Nein, Dean!", züngelte sie, "Ich will nichts hören! Absolut gar nichts!" Mit hocherhobenen Kopf lief sie weiter, immer ein paar Schritte vor mir. "Ich möchte aber, dass du mir zuhörst!", widersprach ich wütend. Ich vernahm ein leises Lachen vor mir. Belustig erkundigte sich die Jägerin sarkastisch: "Ach ja? Das willst du also? Ist das schon alles, Mr. Winchester, Sir, oder kann ich ihnen noch bei etwas anderem behilflich sein?" Ich beschleunigte meine Schritte, sodass ich nun direkt neben Denise laufen konnte. Diese beachtete mich gar nicht, so lief einfach immer weiter gerade aus. Auf ihren Lippen befand sich zwar ein leichtes Lächeln, doch man erkannte sofort, dass es erzwungen war. Ihre Augen sprachen ganz anders. "Hey!", protestierte ich wütend, "Was soll das jetzt heißen?" Ebenso wütend, verharrte Denise plötzlich in ihrer Position und blieb stehen. In einem Schwung, drehte sie sich zu mir und überkreuzte die Arme vor der Brust. "Das soll heißen, Dean Winchester, dass ich deine Spielchen satt habe. Die stehen mir schon bis zu den nicht vorhandenen Flügeln, wenn du verstehst was ich meine?", giftete sie zornig, "Ich dachte wirklich, dass ihr Winchesters anständige Leute seid. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Es gibt immer ein schwarzes Schaf. In jeder Familie! Dennoch bin ich selbst Schuld. Ich hätte es mir ja auch denken können..." Die letzten beiden Sätze, murmelte sie noch leise, verächtlich vor sich hin, bevor sie ihren Gang fortsetzte. Spielchen? Welche seltsamen Spielchen spielte ich denn mit ihr? Wenn dann war sie es, die ihre Intrigen flocht. Sie mit ihren Flügeln und einen Dämon als besten Freund. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie beschimpfte mich hier und führte mich vor wie sonst jemanden. Das ließ ich mir garantiert nicht gefallen. Stürmisch rannte ich erneut hinterher um aufzuholen. Zornig knurrte ich: "So ist das also? Das schwarze Schaf? Dann sieh dich doch mal an! Du und Lucifer konkurrieren um den ersten Platz, als schlechtestes Kinder der Welt!" Mit einem breiten, zuckersüßen Lächeln drehte sich während dem gehen um und antwortete: "Wenigstens gebe ich das zu. Im Gegensatz zu dir. Wenn man von dir jemals eine Entschuldigung, oder so hören würde, sollte man schleunigst ein Exorzismus vollführen, denn ein anderes Szenario, wo dies möglich ist gibt es gar nicht." "Und wofür sollte ich mich bitte jetzt entschuldigen?", schnaubte ich, "Denn ein großer Wiederspruch deinerseits, kam weder heute noch damals!" Zornig und im schnellen Schritt lief Denise weiter voran. Bald hatten wir den Bedienstetenausgang erreicht. Grundsätzlich würden wir jetzt niemanden in dem Raucherhoferwarten, da der Laden drinnen gerade Hochbetrieb hatte, aber dennoch waren wir bei unserem Plan lieber auf Nummer sicher gegangen und hatten die Kleidung der Kellner angelegt. Die Farbe dieser Kleidung war in einem dunklen Rot gehalten und eben diesem rot machte Denise's Gesichtsfarbe Konkurrenz. "Dazu gebe ich jetzt kein Kommentar ab!", wetterte sie. "Oh, ein Wunder!", brüllte ich zynisch, "Das Fräulein hält mal ihre Klappe. In diesem Fall kann ich jetzt auch mal was loswerden: Für jemanden der sooo viele schlaue Sachen sagt und Moralpredigten über alles und jeden hält rennst du viel weg." Wutschäumend wandte sie den Kopf zu mir. Man erkannte an ihrer Mimik das ihr fast etwas entglitten wäre. Beinahe hätte sie ihre Stimme laut erhoben, doch dies blitzte nur für eine Millisekunde auf und im nächsten Moment hatte sie sich wieder gefangen. "Ich renne vor nichts und niemanden weg!", zischte sie angespannt. Ein lautes Lachen verließ meine Kehle. Ich konnte nicht anders. Dies Aussage war so irrwitzig und frei in den Raum gestellt, wie keine andere. "Ach ja?", erkundigte ich mich scheinheilig", Du rennst schon so lange vor deiner Vergangenheit davon, in der Hoffnung das sie dich niemals einholt. Ich kenne das! Ich sehe das täglich. Bei Sammy! Bei mir! Du tust das schon so lange. Vielleicht war es einmal eine Ausnahme, aber jetzt ist es Gewohnheit. Du kannst es nicht leugnen! Ich küsse dich, du rennst weg! Ich möchte mit dir reden, du rennst weg!" Schließlich waren wir bei der Türe angelangt. Wie erwartet keine anderen Angestellten und Kellner. Denise schlug erbost die Flügeltüren nach draußen auf und schritt hindurch. Draußen drehte sie sich um und starrte mich grimmig an. Ich trat nun ebenfalls nach draußen und stellte mich direkt vor ihr auf, sodass sie nun, um mir in die Augen zu sehen, ihren Kopf heben musste. "Bist du wirklich so ein Vollidiot, oder tust du nur so?", erwiderte sie schnippisch, "Du küsst mich, aber keine fünf Minuten stehst du mit einer anderen eng umschlungen da und tust das gleiche wie bei mir? Respekt! Du bist ein ehrlicher Mann, Dean Winchester!" Wovon redete sie da? Ich hatte doch keine andere Frau geküsst? Oder etwa doch? War dies während meines Blackouts passiert? Irgendetwas lief hier gerade falsch. Jetzt wo ich genauer auf die Umgebung achtete kam mir alles so seltsam vor. Fast so als würde eine unsichtbare Wolke über uns schweben. Etwas beobachtet uns und spielte uns gegeneinander aus. "Was ist hier nur los?", schrie ich aufgebracht, "Denise! Du musst mir jetzt zuhören! Hier stimmt irgendwas nicht!" "Du meinst wahrscheinlich mit deinem Gehirn?", konterte sie gereizt, "Ja, da stimme ich dir vollkommen zu." Entnervt fuhr ich mir durch die Haare. "Nein!", widersprach ich, "Ich meine es ernst! Was auch immer hier gerade passiert geschieht auf unsere Kosten. Irgendetwas ist hier faul! Spürst du das?" Für einen Moment hielt Denise inne. Man sah von außen das sie etwas ruhiger wurde. Sie schien ebenfalls dieses seltsame Etwas wahr zu nehmen. Es war wie ein Parasit, ein Schmarotzer, der sich unbemerkt bei uns eingenistet hatte. "Du... du hast.", bestätigte sie mir unsicher, "Du bist ein Arsch, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Das vorhin auf der Tanzflächen. Das kam nicht von mir. Etwas spielt mit unserem Verstand." Ja! Sie hatte es verstanden! "Genau!", fuhr ich fort, "Etwas hat uns manipuliert. Hör zu, Denise. Ich muss es dir jetzt sagen. Sonst ist es nachher wieder zu spät: Ich weiß nicht wie ich das sagen soll, aber du musst es jetzt erfahren. Ich habe..."
Doch da wurde ich von einem klatschen unterbrochen. "Was für ein Spektakel, Wie im Theater! Früher haben die Menschen mir immerzu Stücke gewidmet und immer übertrafen sie einander, in der Tragik, aber ihr! Ihr beide seid der Höhepunkt. Ihr beide seid der Funken der in solchen Stücken niemals eingefangen werden kann. Nur leider wird dieses Meisterwerk auf dramatische Weise enden!", sprach eine feminine Stimme. Denise und ich wandten uns gleichzeitig nach ihr um.
Hekate!

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt