Chapter 66

2K 284 106
                                    

Taehyung POV •

Doch so schnell wie Jungkook auch unter Tränen irritiert zu mir aufblickte, so schnell handelte ich Gott sei Dank auch aus dem Affekt und schaltete erst zügig das Licht wieder aus und zog ihm anschließend seinen Beanie weiter nach unten über sein Gesicht.

Für einen kurzen Moment hatte ich sogar die Befürchtung, dass er sich deswegen beschweren würde, jedoch bewegte sich kurz darauf der Aufzug mit einem Heulen nur erneut äußerst ungesund, weswegen sich Jungkook stattdessen viel eher komplett von neuer Panik durchzogen zu mir nach vorne an meinen Körper schmiss und sich schließlich an mir festklammerte.
Wahrscheinlich eine Instinkthandlung, die sich an alles zu klammern versuchte, das ihm potentiell Halt geben konnte.

Meine Lippen fest zusammenpressend, drückte ich ihn allerdings genauso schnell wieder von mir und zog ihn kurz darauf an seinen Oberarmen mit mir nach oben auf die Beine.
Für irgendwelche Kuschelstunden hatten wir gerade nun wirklich keine Zeit.

Jungkook blieb daraufhin zumindest weiterhin stehen, auch nachdem ich von seinen Armen wieder abgelassen hatte, wobei er aber nichtsdestotrotz sichtlich wackelig auf den Beinen und zugleich in einer Art Schockstarre verfallen war. Ich für meinen Teil, entfernte derweil das Sicherheitsseil von meinem Körper und legte es stattdessen meinem Schützling widerstandsfrei um.

Ein erneutes Knarzen ließ Jungkook dabei erbarmungslos zusammenfahren, wodurch er mir das Festzurren der Sicherung auch etwas erschwerte und mich mit meiner Zunge schnalzen ließ.

Kaum hatte ich ihm jedoch endlich dieses blöde Teil umgelegt und ihn damit bereits vor dem Schlimmsten bewahrt, musste ich nur noch zusehen, meinen eigenen Arsch aus dieser Metallbüchse zu retten und packte daher Jungkooks Arme und legte sie mir fest um den Hals.

Entweder verstand er auf Anhieb, dass er sich von nun an an mir festzuhalten hatte oder es war noch immer auf seine Instinkthandlung zurückzuführen, die aktuell wahrscheinlich alles umklammern würde, was ihm in die Arme fiel.

Ohne mir darüber aber weitere Gedanken machen zu wollen, umgriff ich stattdessen mit einem meiner Arme auch Jungkooks Körper und richtete meinen Blick anschließend angestrengt sowie verschwitzt über mich.
Ich habe nur einen beschissenen Versuch.
Entweder es klappt oder ich darf dann zusehen, wie ich uns beide an dem Seil nach oben bekomme.

Ich konnte regelrecht spüren, wie sich durch diese Gedanken ein neuer Adrenalinschub in meinem Körper bemerkbar machte und mein Herz unverzüglich deutlich schneller schlagen ließ.
So fucking knapp war es lange nicht mehr...

Der Aufzug rutschte derweil mit jeder verstrichenen Sekunde ein weiteres Stück nach unten, während ich wortwörtlich mit ansehen konnte, wie sich das Stahlseil über uns immer mehr Verdünnte und das Gewicht des Fahrstuhls kaum noch halten konnte.

Das dadurch entstehende Wackeln ließ auch den Brünetten mit einem atemlosen Wimmern von Sekunde zu Sekunde immer stärker an mir festklammern. Wenigstens verstand er scheinbar, dass er keine andere Wahl hatte, als mir zu vertrauen.

Wahrscheinlich ging er auch aus diesem Grund ebenfalls leicht in die Knie, als ich es tat.
„Spring, wenn ich es tue.", kam es mir lediglich noch angespannt sowie mit rauer, dunkler Stimme über die Lippen, während ich betete, dass Jungkook noch in der Lage war, solche Worte aufzunehmen und verarbeiten zu können.

Nichtsdestotrotz umgriff ich seinen zittrigen Körper abrupt nur noch fester und wartete vollends konzentriert sowie angespannt zurück nach oben blickend auf den Moment an—

Und ohne auch nur diesem Gedanken vervollständigen zu können, sah ich auch bereits mit an, wie das letzte Seil riss.

Wir hatten nur diese Chance.
Und leider hing sie auch davon ab, dass Jungkook instinktiv mitmachte und sich zu einem Sprung bewegen konnte.

Kaum drückte ich mich jedoch mit aller Kraft mit meinen Füßen nach oben vom Boden, tat es mir der Jüngere gleich. Nur leider mit einer kleinen Verzögerung.

„Argh!!!" Zwar hatte ich es, aus welchem Grund auch immer, noch geschafft, das gerissene Stahlseilende zu ergreifen, aber hatte es durch Jungkooks Verzögerung dennoch nur so weit am Ende gegriffen, dass es mir abrupt ein ganz neues Level von Schmerzen bereitete, um mich an diesem Teil festzuhalten.

Nur weigerte ich mich auch bei Gott zu Schreien.

Unter dem wahrscheinlich größten Druck meines bisherigen Lebens schwenkte ich also zu einer Pressatmung um, während ich meine oberen Vorderzähne erbarmungslos in das Fleisch meiner Unterlippe rammte.
Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich mir gerade den Arm auskugelte, während ich, so verkrampft ich konnte, am Seilende festhielt, während der Aufbau des Aufzugs den Rest erledigte.

Der Aufzug stürzte nach unten und das Seil schnellte mit uns zusammen nach oben.
Und ich tat mein Bestes, weder loszulassen noch abzurutschen, während mich ein metallischer Geschmack in meinem Mund begrüßte.

___________

Nun gut. Ein letztes Kapitel wartet noch auf euch. 💜

Guardian Angel • VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt