Ein unerwartetes Geschenk

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„You don't love someone for their looks,

or their clothes, or for their fancy car,

but because they sing a song only you can hear."

Oscar Wilde




Ein grauer Morgennebel bedeckte das Tal. Feuchter Tannengeruch lag in der Luft und aus der Ferne hörte man das Echo von Krähen, die über dem weiten Land ihre Kreise zogen. Kalter Nieselregen fiel auf den Lack des schwarzen Impalas.

Während Dean in die Wildnis starrte, zitterte eine Zigarette zwischen seinen fröstelnden Fingern, die andere Hand, im Innern der Jackentasche, umklammerte eine halbleere Marlboro Schachtel. Wassertropfen perlten von seinem fiebrigen Gesicht. Eine weitere schlaflose Nacht lag hinter ihm und grub tiefe Furchen unter seine jugendlich anmutenden Augen. Er atmete den blauen Duft der Zigarette tief ein und versuchte seine Gedanken für ein paar Minuten zu entspannen.

"Dean." Die Stimme seines Bruders tauchte hinter ihm auf. "Was machst du hier? Es ist sieben Uhr morgens."

Dean seufzte. Natürlich war Sam aufgestanden, um nach ihm zu suchen. "Sam, könntest du einfach wieder schlafen gehen?"

Er schüttelte den Kopf. "Du hast mich geweckt, Dean. Du weißt, dass ich nicht mehr schlafen kann, wenn ich einmal wach bin." Da nahm er Dean die Zigarette aus dem Mund und warf sie zu Boden.

"Mann, was soll das!?", rief Dean verärgert.

"Seit wann rauchst du?"

Dean verdrehte die Augen. "Oh bitte, Sammy, du willst mir jetzt hoffentlich keine Moralpredigt übers Rauchen halten?"

"Scheint wohl nötig zu sein! Gibt es eigentlich ein Laster, das du nicht hast?!"

"Schon klar. Ich bin der böse Bruder. Kannst du mich jetzt wieder in Ruhe lassen? Ich habe vor die­ses Päckchen noch zu Ende zu rauchen."

"Oh, ich glaube nicht!" Mit diesen Worten griff Sams flinke Hand in Deans Jackentasche, riss die Zigaretten an sich und warf sie in hohem Bogen hinunter ins Tal.

"Sam!", brüllte Dean, sprang von der Motorhaube und rannte hinterher, doch es war bereits zu spät. Von der Packung war nichts mehr zu sehen. Wütend kam Dean zurück gestapft und packte Sam am Kragen. "Du elender...!"

"Dean! Es waren nur Kippen! Reg dich ab!"

"Nur Kippen?! Die kosten Geld!" Er hob die Faust.

"Willst du dich prügeln deswegen? Sind dir diese verdammten Glimmstängel so wichtig? Oder kompensierst du damit nur wieder irgendwas?" Bei diesen Worten verengten sich Sams Augen. Miss­trauisch forschte er in Deans Blick, aus dem plötzlich eine merkliche Verunsicherung sprach.

"Ach, vergiss es!", raunte er und ließ von Sam ab.

"Weißt du was, Hauptsache du bist nachher fit genug zum Fahren, der Rest ist mir egal! Ich jeden­falls, gehe wieder schlafen." Dean beobachtete aus dem Augenwinkel, dass Sam genervt davonging.

"Sorry Sammy, manche Dinge verstehst du einfach nicht...", sagte er leise in den Regen und verlor sich in den dunklen Nebelschwaden.

Wenige Stunden später trafen sie sich beim Frühstück. Dean lümmelte erschöpft auf seinem Stuhl, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan. Mit finsterer Miene stocherte er in seinen Pancakes und schien seinen normalen Appetit vergessen zu haben.

EVER THINEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt