6|Outnumbered

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[Überarbeitet - 29.02.20]

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I C H atmete verärgert aus. "Ich dachte wir hätten gesagt, keine Gedanken lesen ohne das Einverständnis des anderen."

"Und ich dachte dir gefiele es hier." Er machte nicht einmal den Versuch zu verstecken, dass ihm die Idee missfiel. Ich wusste, er hätte eine harte Zeit zu verstehen, was mir auf dem Herzen lag. Wäre ich in seiner Situation ginge es mir nicht anders. Er hatte mich aufgenommen, mir Kleidung und Essen gegeben, hatte mich in seinen Unterricht miteinbezogen und sich Zeit genommen um mich zu trainieren. Charles war für mich da und fühlte sich im Moment vielleicht, als hätte mir alles nichts bedeutet. 

"Charles", seufzte ich. "Du weißt was mir passiert ist. Versuch einfach mich zu verstehen." Er verzog sein Gesicht. Ich merkte, wie er innerlich mit sich selbst tritt. Im war wohl bewusst, dass er mir wenigstens eine Chance geben musste. Er wollte nicht ungerecht oder selbstsüchtig sein, so war er einfach nicht. Ihm war bewusst, dass er es so hinnehmen musste. 

"Wenn es das ist, was du willst, werde ich dich nicht aufhalten", sagte er und drehte sich weg, zu seinem Fenster. Großartig, er konnte mir nicht einmal mehr ins Gesicht sehen. "Wo willst du dann hin?" Hakte er noch nach und steckte dabei seine Hände in die Hosentaschen. Ihm gefiel die Vorstellung überhaupt nicht, mich einfach gehen zu lassen. Er wusste aber, dass es das war, was ich brauchte. Seit dem ersten Tag an dem ich hier war, war ihm klar, ich würde nicht bleiben. Ihnen allen war es klar. Sie sahen ja schließlich die sehnenden Blicke, die ich Charles immer zu warf, wenn er mit dem Auto irgendwo hinfuhr.

"Naja." Kurz lächelte ich, da es wohl die bescheuertste Begründung war, die man hätte haben können. "Da ich ja jetzt Brooklyn heiße... Dachte ich Brooklyn in New York, wäre 'ne Idee", antwortete ich ihm und blickte zu Boden, wie er es vorhin auch getan hatte. Es war mir eigentlich eingefallen, als sie ihm Fernseher über Brooklyn berichtet hatten. Ich wartete darauf, dass er sich wieder umdrehte oder einfach etwas sagte. Ich drehte den Saum meines Shirts nervös zwischen meinen Fingern. Durch Charles Verhalten fühlte ich mich nur noch schlechter. 

Er spürte wohl genau wie ich, die Spannung in der Luft, denn er atmete schwer aus und drehte sich zu mir. "Ich hoffe du findest dein Ziel", sagte er und lächelte leicht. Es ja jedoch gequält aus, einfach kein ehrliches Lächeln. Ich nickte nur. Ich war mir nicht sicher, ob es unangebracht wäre, ihn zu umarmen. Mein Herz schmerzte, wenn ich daran dachte, dass er sauer auf mich war oder gar enttäuscht von mir. Doch bliebe ich hier, würde ich irgendwann an Unbehagen ersticken. Es war fast eine traumhafte Vorstellung - Ich alleine in New York, fähig alles zu tun, was ich wollte. Vor Monaten wäre mir so etwas nie auch nur in den Sinn gekommen. Es hinterließ ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut - der Gedanke an Freiheit. Neue Gebiete zu sehen, Dinge zu erleben. Vielleicht bekäme ich wirklich die Chance ein normaler Teenager zu sein. Eigentlich ein lachhaftes Vorhaben. Ich war nicht normal - würde ich auch nie sei. Diese Chance hatten mir diese Leute genommen. Zugegebener Maßen, brodelte deswegen tief in mir reiner Hass. 

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"Aber was ist mit deinem Training?" Tönte Jeans Stimme, als sie in einer Ecke in meinem Zimmer stand und mir beim packen zu sah.  "Was ist wenn wieder so etwas passiert wie in dieser einen Nacht? Was ist wenn-" Ich unterbrach Jean bei ihrem inzwischen schon 20 minütigen Vortrag. Es war ein Wunder wie lange sie über die Gefahren von Verkehr, Menschen des Alleinseins reden konnte. Sie war nur einige Jahre älter als ich und machte sich sorgen wie eine dieser Helikoptermütter. Es war schon fast lustig mit anzusehen, wie sie wortlos ihre Arme bewegte und nach weiteren Argumenten suchte. 

"Jean, alles wird gut..", lachte ich, weshalb sie einen Schmollmund zog. Wir waren in dem halben Jahr, in dem ich hier war ziemlich gute Freunde geworden. "Ich hab mindestens die Hälfte meiner Kräfte ziemlich gut unter Kontrolle und muss ich noch ein einziges Mal einem der kleinen Scheißer dabei zusehen, wie sie mit den Kräften besser umgehen, als ich, drehe ich ab." Ich lachte, was auch ihr ein kleines Schmunzeln auf die Lippen brachte.  "Außerdem, was da in dieser Nacht passiert ist, passiert nur wenn sich meine Zellen verändern. Und ich denke nicht, dass es, wenn es in den letzten sechs Monaten nicht passiert ist, es je wieder passiert. Ich mach das schon, okay? Ich bin verplant, unordentlich und weiß kaum etwas übers Leben, was kann da schon schief gehen?" Sie warf mir einen bösen Blick zu. Ich lachte nur. "Komm schon, Jean. Sei kein Spießer. Wo bleibt da der Spaß?"

Lautstark seufzte sie auf. "Ich werde dich vermissen", meinte sie sie schließlich und schenkte mir ein trauriges Lächeln. "Aber muss ich noch einmal hören wie du wo bleibt da der Spaß sagst, bin ich die Jenige, die abdreht."

"Aw", machte ich. "Du liebst diesen Spruch." Ich piekte sie leicht in die Schulter, doch schlug sie meine Hand weg. Ich war mir sicher, sie liebte dieses Spruch. Wirklich jeder liebte ihn, selbst wenn sie es nach außen hin nicht zeigten, sondern immer nur ein genervtes Grummeln von sich gaben.

"Versprich mir, dass du vorsichtig bist", sagte sie. "Ich weiß, wie es ist, wenn man sich der Kraft, die man in sich trägt, nicht gewiss ist."

Ich nickte leicht und umarmte sie letztendlich. "Ich versprech' es." 

In diesen sechs Monaten war mir jeder einzelne von ihnen ans Herz gewachsen. Sogar Scott, was ein Wunder war. Wenn ich ehrlich war, konnte man mit ihm aber ziemlichen Spaß haben. Ich hatte Zahl schon vergessen, wie oft wir von Charles wegen sämtlicher Sachen Ärger bekommen hatten. Charles mochte es nicht sonderlich, wenn man mit den Kräften unachtsam umging, um Spaß zu haben. Dennoch fand Scott es toll, wenn ich ihn fliegen ließ oder wir die jüngeren ärgerten. Es kam dabei leider auch öfter vor, dass Jean etwas eifersüchtig wurde. In diesen Monaten hatte ich zum ersten Mal das Gefühl erfahren, wie es war ein Teil einer Familie zu sein. Eigentlich war es richtig seltsam gebraucht oder gemocht zu werden, vielleicht sogar geliebt. Storm bemutterte mich und jeden hier, Jean war meine beste Freundin geworden, ebenso wie Scott. Hank hatte immer wieder meinen Organismus untersucht und mich untersucht. Nicht wie die Untersuchungen in der Anstalt, aber er war wild darauf zu erfahren, wie meine Zellen sich so genau den Injektionen anpassten. Er landete aber jedes Mal in einer Sackgasse und sagte, dass die Tests nicht brauchbar wären. Ich war nicht unbedingt interessiert daran heraus zu finden, wie all das funktioniert hatte. Das einzige, was für mich relevant war, war, dass ich mich selbst nicht die ganze Zeit in Selbstmittleid wägte. Ich ächzte nach Neuem und dem Unbekannten. Als ich es also nicht hatte, lag ich des Öfteren nur in meinem Bett und schmollte. Ich hatte einfach nicht die Eier gehabt um mit irgendjemanden darüber zu reden. Nun war alles anders und schon bald wäre ich auf mich selbst gestellt. Charles hatte es schließlich akzeptiert - er hatte nicht wirklich eine Wahl - und arrangierte alles für mich. Ich konnte meine Dankbarkeit für das was sie für mich getan hatten, nicht in Worte fassen und hoffte inständig, wieder auf solche Leute zu treffen. 

𝐓𝐡𝐞 𝐌𝐮𝐭𝐚𝐧𝐭 𝐆𝐢𝐫𝐥 |𝟏| ᵃᵛᵉⁿᵍᵉʳˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt