14. Kapitel

23 3 0
                                    

,,Und jetzt?", fragte Roy, als sie sich in die Dämonenwelt teleportiert hatten. ,,Jetzt laufen wir", antwortete Jay und ging in eine Richtung, nachdem er auf seinen Handrücken geschaut hatte, wo ein kleiner, tätowierter Kompass zu sehen war. ,,Woher weißt du überhaupt, wo sie ist? Du kannst den Kompass doch überhaupt nicht benutzen, wenn du nicht weißt, wo du hin willst." Roy holte Jay ein, der schon ein gutes Stück vorausgegangen war. ,,Er funktioniert aber, siehst du?" Jay hob seinen Handrücken nach oben und drehte sich ein Mal im Kreis. Die Kompassnadel drehte sich mit, bis Jay wieder stehen blieb. Jetzt zeigte sie exakt nach Norden. ,,Ich vermute, dass die Skull's sie in das Versteck von Salvador gebracht haben", sagte Jay und ging weiter. ,,Woher weißt du, wo das ist?", fragte Roy überrascht und ging ihm hinterher. ,,Weil ich dort schon einmal war. Die Skull's haben mich vor fünf Jahren entführt, weswegen ich es noch in Erinnerung habe. Außerdem gibt es so weit ich weiß kein anderes Gebäude hier." ,,Gebäude kannst du das nicht gerade nennen, oder?", warf Roy ein. Jay nickte finster. ,,Eher sind es notdürftig zusammengebaute Ruinen, da hast du recht." Eine Zeit lang sagte keiner von ihnen etwas, bis Jay abrupt anhielt und Roy hinter einen Felsen zog. ,,Da hinten ist ein Dämon", flüsterte er und zog leise sein Schwert. ,,Er steht mit dem Rücken zu uns." Auch Roy griff jetzt nach einem langen Messer. Jay hob drei Finger und gab Roy damit zu verstehen, dass sie in drei Sekunden angreifen würden. Roy nickte und Jay knickte nacheinander seine Finger ein. Als er seine Hand zu einer Faust ballte, standen sie mit einer flüssigen Bewegung auf und schlichen geduckt zu dem großen Dämon, der ihnen noch immer den Rücken zugedreht hatte. Jay gab Roy Handzeichen, dass sie von zwei Seiten angreifen würden. Roy nickte und wandte sich nach links. Jay selber ging leise weiter nach rechts und blickte dann Roy an. Als er sah, dass auch dieser bereit war, stürmte er nach vorne und hieb mit einem Aufschrei dem Dämon den Arm ab. Der Dämon schrie gellend auf und wirbelte herum. Er hatte ein Maul mit mehreren Reihen von Zähnen und riesige Fangzähne, von denen gelber Speichel tropfte. Seine Augen glühten wie loderndes Feuer und waren vor Zorn und Schmerz zusammengekniffen. Sein abgetrennter Arm zuckte noch auf dem Boden und aus der Wunde schoss giftgrünes Blut. Nun richtete der Dämon seine Augen hasserfüllt auf Jay und schlug mit seiner krallenbesetzten Hand nach ihm. Jay wich aus und stieß dem Dämon in die übrig gebliebene Hand. Der Dämon schrie erneut und Jay musste sich die Ohren zuhalten. Bevor der Dämon sich erneut auf ihn stürzen konnte, griff Roy ein und sprang dem Dämon auf den Rücken. Dieser versuchte Roy abzuschütteln, aber der hielt sich an einem der Zacken fest, die auf dem Rücken des Dämons waren. Diese Ablenkung nutzte Jay, um vorzustürmen und dem Dämon sein Schwert in das Herz zu stoßen. Abrupt hörte er auf sich zu wehren und mit einem letzten Aufschrei löste er sich auf. Roy fiel zu Boden; konnte sich aber abrollen. Jay wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn. ,,Ich wette, dass Lys einen einfacheren Weg hierher hatte", sagte Roy. ,,Sie ist aber auch nicht freiwillig hierher gekommen", hielt Jay dagegen und sah in finster an. Roy wich seinem Blick aus und hob sein Messer auf, was ihm heruntergefallen war. Dann setzten sie ihren Weg fort.

Ich wich schnell von der Kante weg. Hatte er mich gesehen? Ich wollte es gar nicht herausfinden; deswegen zog ich Riley hoch und wir rannten weiter. ,,Was war da?", fragte Riley, während wir rannten. ,,Jede Menge Skull's und ein Junge mit weißblonden Haaren. Ich schätze, dass er genauso alt ist wie ich. Er hat mich direkt angesehen." ,,Was?" Ich wusste, dass Riley mich verstanden hatte und deswegen ignorierte ich seine Überraschung. Ich musste mich auf den Weg konzentrieren, damit wir nicht im Kreis liefen. Plötzlich waren wir in einer Sackgasse. Am Ende des Ganges war nur eine dicke Eisentür. Ich lief zielstrebig darauf zu und wollte gerade das Schloss sprengen, da warf Riley sich zwischen mich und die Tür. ,,Stopp, Lys. Wir wissen doch gar nicht, was dahinter ist. Dort könnte auch ein Dämon gefangen sein. Wir sind doch in der Dämonenwelt, oder nicht?" Bei seinem letzten Satz wurde ich misstrauisch. ,,Dir hat doch niemand gesagt, dass wir in der Dämonenwelt sind. Woher weißt du es dann?" Er stutzte und plötzlich verfinsterte sich sein Blick. Ich wich ein paar Schritte zurück, doch er folgte mir. ,,Verdammt, du hast es bemerkt", murmelte er. Auf einmal zerflossen seine Züge und vor mir stand Toen. Ich keuchte überrascht und fragte laut: ,,Du? Wie kommst du denn hierher? Du warst doch gefangen bei den Shadrior." Er lachte höhnisch. ,,Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass sie mich in ihrer mickrigen Zelle aus Energie festhalten können, oder? Ich konnte mich befreien und fliehen. Gerade rechtzeitig um den Befehl zu erhalten, bei dir zu bleiben und einzuschreiten, falls du Dummheiten machen solltest. Du bist aber wirklich so dämlich und hast geglaubt, die Skull's würden dich und deinen Bruder zusammen einsperren." Er lachte erneut und kam weiterhin langsam auf mich zu. ,,Wo ist dann der echte Riley?", fragte ich mit zitternder Stimme. ,,Ich weiß es nicht", sagte er mit Unschuldsmiene. ,,Was ich aber weiß, dass du bald wieder hinter Gittern sein wirst. Und dieses Mal mit Ketten, die deine Magie blockieren." Ich drehte mich panisch um und versuchte zu fliehen. Hinter mir hörte ich Toens höhnisches Lachen. Auf einmal legten sich unsichtbare Fesseln um meine Fußgelenke und ich schlug der Länge nach hin. Ich konnte mich mit den Händen abfangen, bevor ich auf mein Gesicht fiel. Schnell drehte ich mich auf den Rücken und versuchte aufzustehen. Doch da stand Toen auch schon über mir und mithilfe seiner Magie machte er mich bewegungslos. Ich konnte nur noch sprechen, was ich ausnutzte, um zu versuchen Toen gut einzureden. ,,Toen, du musst das nicht tun. Wenn du zurück zu den Shadrior kommst, dann werden sie dir sicher verzeihen und dich wieder aufnehmen. Wenn du aber bei den Skull's bleibst, dann wird Epirion unter ihrer Herrschaft leiden und niemand wird mehr glücklich leben können. Außerdem wollen sie die Erde zerstören und möchtest du wirklich Anteil an einem Massenmord haben?" Doch Toen lachte nur wieder und sah spöttisch auf mich herab. ,,Du weißt doch gar nichts. Außerdem wurde mir Freiheit und die Erlösung von meiner Gefangenschaft versprochen, wenn ich die Befehle befolge. Was interessiert mich schon Epirion und die Erde, wenn ich in einer anderen Welt leben kann, die ich mir auch noch selbst aussuchen kann?" ,,Was für eine Gefangenschaft?", fragte ich ihn verwirrt. ,,Ich bin an den Obersten Meister gebunden. Er hat mir versprochen, dass er mich erlöst, wenn ich meinen Teil erfüllt habe. Bei den Shadrior hatte ich nie eine so hohe Position. Dort sind doch praktisch alle gleich. Nur der großartige Sohn des Anführers wurde gut behandelt." Er spuckte neben mir auf den Boden und ich sah, dass seine Augen vor Hass funkelten. ,,Aiden behandelt alle Shadrior gut. Sie dürfen im Prinzip tun und lassen was sie wollen; solange es nicht Anderen schadet", protestierte ich. ,,Bei den Skull's habe ich aber das Gefühl dazuzugehören. Ich habe eine Bedeutung", zischte er. ,,Wer ist überhaupt der Oberste Meister?", wechselte ich das Thema, da mir nichts zur Verteidigung einfiel. Ich hoffte, dass er mir nicht die Angst ansah, die ich hatte. ,,Das wirst du gleich erfahren", sagte er drohend und zog mich hoch. Da ich mich noch immer nicht bewegen konnte, war es für ihn leicht mir Handschellen anzulegen. Sofort spürte ich, wie meine Magie verschwand. Das waren anscheinend die Fesseln, die meine Magie blockierten. Nachdem Toen mir die Handschellen angelegt hatte, nahm er die Bewegungsunfähigkeit von mir. ,,Los, jetzt wirst du den Obersten Meister kennen lernen", sagte er mit einem fiesen Grinsen und schubste mich vorwärts.

EpirionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt