kapitel 1

16.9K 161 7
                                    

Die nächsten Tage vergingen langsam und gewohnt. Eigentlich dachte ich gar nicht mehr an Mike oder Tim und deren verdammten Fotos. Mike meldete sich nicht, er schreib nicht Und rief mich auch nicht an. Resigniert schaute ich auf das Display meines Handys. Vielleicht auch besser so, vielleicht hat er es ebenfalls vergessen.
Es war mittlerweile dunkel geworden und das Licht des Bildschirms blendete allmählich in meinen Augen.
Eigentlich sollte ich glücklich sein, oder sollte ich enttäuscht sein? Mike würde sich was echt dummes als eine Wiedergutmachung überlegen.
Er wollte was von mir und er hatte ein druckmittel also werde ich alles machen müssen, egal was er verlangen wird. Immerhin konnte ich es mir nicht leisten, dass alle wissen, dass ich wie eine perverse in der jungenumkleide stöberte. Das war mir immer noch unangenehm, denn ich bin ein eher unauffälliger Mensch. Mike würde mich wohl auch vergessen, warum sollte er sich denn auch bei mir melden?
Ich wartete nicht länger auf eine Nachricht oder ein Lebenszeichen von ihm und legte mich schlafen.

Die Sonne weckte mich früh am Morgen und meine Hand tastete sofort nach meinem Handy. Ich blinzelte als ich versuchte den PIN ein zu tippen. Verschlafen sah ich, dass es erst acht Uhr war. Ich gähnte und kuschelte mich etwas mehr in meine Decke rein. Nochmal schaute ich auf das Display meines Handys und sah eine neue Benachrichtigung.
"Komm heute um 18 Uhr zu mir. Ich bin das Wochenende alleine zu Hause" oh Gott, es war Mike und es sah echt nicht vielversprechend aus. Sofort wurde ich hellwach.
Mit offenem Mund starrte ich auf seine Nachricht. Er wollte nicht wirklich so eine Sache von mir?
Ich atmete tief ein und antwortete mit einem stumpfen "okey".
Ich musste es tun, ob ich wollte oder nicht.

Den ganzen Tag schien ich ziemlich abwesend. Was wollte Mike denn von mir? Vielleicht ist es halb so wild und es wird ein Date. Wobei er ja etwas verlangen müsste, woran er auch einen Gewinn machen würde, so ist er eben, glaube ich. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich Ihn wirklich nicht einschätzen konnte. Ich kann doch nicht einfach zu ihm. Ich lief sinnlos im Haus herum und versuchte mich zu beschäftigen, damit ich die Aufregung vor meinen Eltern überspielen kann und damit die Zeit schneller vergeht.
Nun war es kurz vor 6 und ich erklärte meinen Eltern, dass ich zu einer Freundin von mir gehe.
Nach ihrer Zustimmung verließ ich das Haus. Die Sonne ging langsam unter und ich zitterte leicht. Ich wusste nicht, ob es an der kühlen Luft oder an der Aufregung lag, aber vermutlich war es beides.
Mike wohnte nicht weit weg von mir, ein paar Minuten musste ich laufen. Ich wusste wo er wohnt, weil seine Mutter und meine Mutter Arbeitskolleginnen sind, dementsprechend war meine Mutter oft dort, um Kaffee trinken zu gehen. Ich kam natürlich nie mit, denn ich hatte mit Mike ja nichts am Hut.
Ich Bog in eine schmale seitengasse, die direkt zu seinem Haus führte. Mit jedem Schritt, dem ich seinen Haus näher kam, wurde ich immer nervöser. Meine Gedanken brachten mich fast um, denn ich wollte wissen, was er denn jetzt vor hatte.
Und schließlich stand ich da, vor seiner Haustür. Meine Hände zitterten, als ich klopfte. Sein Haus war sehr groß von außen und er hatte einen gepflegten Garten. Dennoch wirkte das Haus neben allen anderen sehr gewöhnlich. Ich sah mich um und bemerkte, dass es dennoch ein ziemlich modernes Haus war, mit großen Fenstern, einer Terasse und einem Balkon. Plötzlich ging die Tür auf und riss mich aus meinen Gedanken. Ich atmete tief auf und versuchte zu lächeln. Mike stand vor mir bat mich rein.
Und als ich das Haus betrat, begann die Katastrophe. Ja, es war eine Katastrophe in die ich geraten bin.
Katastrophen warnen nicht "Achtung ich bin eine gefahr", Nein man bemerkt es erst, wenn man ziemlich tief drinnen steckt. Aber ich wusste nicht, was auf mich zu kommt.
Also betrat ich ganz ahnungslos sein Haus. Hätte ich gewusst, zu was das führen würde, dann hätte ich in dem moment umgedreht.
Der Boden war mit dunklem Marmor gepflastert und die Wände waren weiß und schlicht gehalten. Von innen sah das auch viel besser aus, als von außen.
"Es freut mich dass du gekommen bist" sagte Mike und grinste leicht, während er die Tür hinter mir schloss und langsam auf mich zu kam. „Ich hätte nicht gedacht, dass du hier auftauchst." fügte er hinzu.
Ich lächelte bedrückt und nickte leicht als Bestätigung. Als hätte ich eine Wahl.
Er bat mich ins Wohnzimmer und brachte was zu trinken. Ich zog meine Jacke aus, da es drinnen wirklich warm war, oder es war meine Nervosität, die es so auf mich wirken ließ. „Ich nehme sie dir ab und hänge sie auf" sagte Mike und kam auf mich zu. Er nahm die Jacke und blieb aber stehen. Er schien kurz nachdenklich gewesen zu sein, doch dann kam er etwas näher.
Mittlerweile war er nur wenige Zentimeter vor mir und ich spürte seinen Atem an meiner Stirn. Ich schaute verlegen auf den Boden und wollte nicht ganz wahr haben, was gleich passieren würde. So eine Nähe war ich nicht gewohnt und es war leicht unangenehm.
"Schau mich an" sagte er. Doch ich betrachtete meine feuchten Hände. Ich war viel zu nervös, um zu reagieren. „Schau mich doch an." wiederholte er überraschend sanft. Ich zuckte etwas zusammen und schaute zu ihm hoch.
Ich spürte wie meine Wangen rot anliefen und meine Knie weich wurden. Erst jetzt bemerkte ich, dass Mike wirklich angenehme Augen hatte. Sie waren blau, aber nicht so das typische helle blau, es war viel mehr ein ozeanblau. Sein Blick war irgendwie fest und aber vertrauensvoll. Er wirkt äußerlich wie ein Mensch dem man vertrauen würde, weshalb ich vermutlich auch in seinem Spind gelandet bin. Mike weiß was er tut und wie er es tut.
Er legte seine Hand auf meine Wange und strich mit seinem Daumen auf und ab. Das war etwas neues für mich und ich spannte mich kurz an, doch es gefiel mir sogar und ich legte meinen Kopf gegen seine warme Hand. Verdammt was mache ich hier? Ich kenne diesen Jungen nichtmal und ich lasse mich darauf ein, als wäre es selbstverständlich.
"Ich habe etwas für dich" sagte er, nahm seine Hand zurück und ging zu einer Kommode. Ich spürte die Wärme immer noch an meiner Wange und strich mit meiner eignen Hand darüber.
Er öffnete eine Schublade und holte etwas raus. Ich habe sowas noch nie gesehen, es sah aus wie ein Halsband. Es war schön verziert mit Spitze und es hatte einen Ring in der Mitte. Die Farben waren schwarz und pink gehalten. "Diese ist für dich" sagte er als er vor mir stand. Er betrachtete mich von oben nach unten Und lief dann hinter mich. "Was ist das? Ein Hundehalsband?" Fragte ich verwirrt als er hinter mir stand und meine langen braunen haare zur Seite Strich. "Du wirst den immer tragen, wenn ich es dir sage. Bei mir zu Hause hast du ihn immer zu tragen."  Antwortete er wieder kälter. Mike wechselte seine Stimmung sehr schnell.
Also war es keine einmalige Sache? Ich schluckte und nickte, während er mir das Halsband um meinen Hals machte. Naja wenn das wirklich das einzige ist was er verlangt, dann ist es doch in Ordnung oder nicht? Ein Kloß in meinem Hals hinderte mich daran, etwas zu sagen. War das jetzt so eine komische Vorliebe von ihm? Ich wusste nicht was er machte, aber ich fühlte mich leicht verlegen und er schüchterte mich ein, obwohl ich keinen Grund habe so zu reagieren. Es machte mich wahnsinnig. Ich verstand sehr wenig davon was gerade passierte oder was er wollte. Noch weniger verstand ich mich und warum ich mich darauf wirklich einlasse.

"ich hasse dich"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt