kapitel 21

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Luke nimmt eine Nadel und sticht sich damit auf die desinfizierte stelle. Seine grünen Augen musterten die Stelle intensiv und konzentriert. Bei ihm sah das ziemlich einfach aus, aber als ich es selbst versuchte, schaffte ich es nicht. Meine Finger waren so verschwitzt, dass ich es nicht hinbekommen habe, ein kleines Hautröllchen zu greifen. Schließlich pikste ich mich ein paar Mal mit der Nadel, bevor ich sie richtig durchgestochen habe.

Der Schmerz war stechend und kurz, doch der Adrenalinschub unfassbar intensiv. Es war das Gefühl, meinen eigenen Körper zu kontrollieren, das so überraschend aufregend war. Und obwohl es mich nicht wirklich sexuell anturnte, überkam mich ein Gefühl von Stolz. Ich schaute zu Luke und er grinste "siehst du? Das ist deine erste Nadel, die du dir in dein bein gestochen hast, herzlichen Glückwunsch!" Ich grinste breit und bedankte mich. Meine Augen strahlten förmlich, als ich realisierte dass ich meine größte Angst überwunden hatte. Jetzt allerdings kommt der schwere Teil der Session. Luke machte allerdings seine Arbeit als Leiter sehr gut und lenkte mich bei jeder Gelegenheit ab. Er war so locker, dass es schon fast ansteckend war.

In der Vergangenheit, erklärte mir Luke, hatte er Probleme gehabt, seinen Sadismus mit seinen persönlichen Ansichten zu vereinbaren.

"Ich bin ein Feminist und glaube, dass alle Frauen mit Respekt behandelt werden sollten", sagte er, während er nach einer weiteren Nadel griff. "Ich bin strikt gegen jede Form der Unterdrückung. Es ist also schwer, mir einzugestehen, dass ich es liebe, eine Frau leiden zu sehen. Es geht mir dabei um diese Impulse von Lust und Schmerz in ihren Augen und die Striemen auf ihrem Körper."
Es war für mich verständlich, mir war es auch schwer sowas ein zu gestehen. Aber als männlicher Dom muss es sogar etwas Schwerer sein.
Luke sagte, er sei erleichtert gewesen, als er schließlich eine Partnerin fand, die seine Fantasien teilte. "Ich lernte Frauen kennen, die froh waren, im Bett nicht länger das 'gute Mädchen' spielen zu müssen", erzählte er. "Sich fesseln zu lassen und die Kontrolle abzugeben, führt dazu, dass sie sie sich frei fühlen." "Und ich kann das sowas von verstehen" antwortete ich ihm und musterte dennoch leicht ängstlich jede seiner Bewegungen.

Ich wusste, jetzt ist es an mir, die Kontrolle an Luke abzugeben. "Ich mache Dinge gerne unvorhersehbar", sagte er. "So weiß ich, dass jemand sich mir total unterworfen hat." Er wählte meinen Rücken, damit ich nicht sehe, wo und wann er die Nadel reinsteckte. Nachdem er meine Haut desinfiziert hatte, begann er, mich behutsam zu streicheln. "Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse des Körpers zu achten, sonst tust du einem Menschen einfach nur weh."

Ich fand es bis zu dem Moment sehr angenehm, das kalte Desinfektionsmittel und seine warme Hand, die über meinen rücken Strich, ergänzen sich sehr und ich schloss meine Augen.
Ich fühlte mich wieder so ängstlich wie am Morgen. Plötzlich, während Hans immer noch mit mir sprach, versenkte er eine Nadel in meinem Rücken. Ich schrie auf. Ich wusste nicht, ob vor Schmerz oder wegen des Adrenalins, das durch meinen Körper schoss. "Dir wird auffallen, dass sich die Haut um die Nadel herum anders anfühlt", sagte er sanft, fast flüsternd. Er hatte recht. Sie fühlt sich schroff und empfindlich an, wie abgeschürft.

Es lag jetzt an Luke, wann er mir die Nadel wieder aus meinem Körper zieht. Und als er es endlich tat, verstand ich etwas besser, warum manche Menschen so sehr darauf stehen. Nicht nur achtet man auf Teile des Körpers, die man normalerweise ignorieren würde, das Gefühl nach dem Schmerz vermittelt einem eine angenehme Kombination aus Freiheit und Entspannung. Es war vergleichbar mit diesem Vertrauensspiel, bei dem man sich rückwärts fallen lässt und von dem anderen aufgefangen wird. Man hat gegen seine Instinkte angekämpft, um eine bestimmte Angst zu überwinden – egal wie klein diese auch war. Ich konnte mir vorstellen, wie aufregend es sein könnte, sich dieser ganzen kleinen Sexverletzungen unter den Klamotten bewusst zu sein, während man gerade eine langweilige Unterhaltung mit dem Kollegen in der Kaffeeküche führt.

"ich hasse dich"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt