2012
~Mats~
Das erste Mal sah ich SIE an einem Montag.
An jenem Morgen war ich ganz normal aufgestanden und hatte mit meiner Freundin Marie gefrühstückt. Nachdem wir uns an der Tür voneinander verabschiedet hatten fuhr sie zur Uni und ich stieg in meinen Audi und machte mich auf den Weg zum Trainingsgelände des Vereins, für den ich nun schon eine Weile spielte.
Ich war kaum fünf Minuten unterwegs, da ärgerte ich mich auch schon über eine neue Baustelle in einer Straße, die auf meinem Weg lag. Ich war also gezwungen den Umleitungsschildern zu folgen, die mich dann an einer Bushaltestelle vorbei führten wo ich SIE zum ersten Mal sah.
Ich weiß noch genau, wie sie an jenem Montag – es war am zwanzigste Februar – ausgesehen hatte. Sie trug eine blaue Jeans mit dunklen Stiefeln, die ihr bis an die Knie reichten und einen hellen kurzen Mantel. Ihr dicker Schal war knallrot. Wahrscheinlich war sie mir deshalb an der Bushaltestelle unter all den anderen wartenden Menschen aufgefallen. Ihre wilde blonde Mähne hing ihr über der linken Schulter nach vorn runter und wehte leicht in der frischen Prise. Ihr Blick ruhte auf ihrem Handy mit dem sie gerade beschäfftigt war. Ich konnte ihr Gesicht nicht richtig sehen, weil sie ja wie gesagt nach unten guckte, aber auch ohne ihr Gesicht gesehen zu haben, hatte mich ihr Anblick so gefesselt, dass ich beinahe einen Auffahrunfall verursacht hätte. Nach diesem kleinen Schreck, hatte ich sie erst einmal vergessen und ich gab danach besonders viel acht auf den Verkehr vor mir.
Am nächsten Tag musste ich notgedrungen wieder die Umleitung nehmen und die hübsche Blonde kam mir erst wieder in den Sinn, als ich an der Bushaltestelle vorbeifuhr. Sie stand wieder da, dieses Mal trug sie keine Stiefel, sondern einfache Turnschuhe zu einer dunkelgrünen Jeans und eine dicke Jacke. Auf ihrer Mähne war eine schwarze Mütze. Sie kramte in ihrer Tasche, aber ich war zu schnell an ihr vorbei um sehen zu können, was sie da heraus holte. An diesem Tag schlich sie sich gleich zwei Mal in meine Gedanken.
Am Donnerstag wanderte mein Blick schon zur Bushaltestelle, da war ich kaum in die Straße eingebogen.
Und am Freitag hielt ich mich exakt an die Geschwindigkeitsbegrenzung, so dass ich einen etwas längeren Blick auf sie werfen konnte.
Ich war dankbar dafür, dass ich am Wochenende nicht in der Stadt war. Aber auch in Hannover wollte die Blonde mir nicht so recht aus dem Kopf gehen.
In der Woche danach versuchte ich es mit den unterschiedlichsten Wegen zum Trainingsgelände. Ich fuhr Umwege, die mich sogar durch die Innenstadt führten, mit dem Ergebnis, dass ich zum Training zu spät kam. Aber das war mir egal. Ich wollte die Verspätungen von einigen Minuten in Kauf nehmen, nur um SIE nicht sehen zu müssen, aber Jürgen Klopp war weniger erfreut darüber.
Während der darauf folgenden beiden Wochen fuhr ich weiter meinen Umweg, fuhr aber früher von zu Hause los. Trotzdem zog es mich zu der Bushaltestelle an der SIE ganz sicher wieder stand.
Dann kam Marie auf eine wirklich schlechte Idee: Fahrgemeinschaft. Sie hatte ihre Liebe zur Natur entdeckt und ihre Leidenschaft diese zu erhalten wurde zur echten Zerreißprobe.
Wegen der Blonden, die mir einfach nicht mehr aus dem Kopf ging, hatte ich ein schlechtes Gewissen Marie gegenüber, deshalb war es für sie auch ein Leichtes mich zu einer Fahrgemeinschaft mit Sven, der bei uns im Haus wohnte, und Marcel, der ganz in der Nähe wohnte, zu überreden.
Mir blieb also nichts anderen übrig als wieder die Umleitung, die mich an der Bushaltestelle vorbeiführte, zu fahren, aus Angst vor unangenehmen Fragen, die sicher aufkommen würden, wenn ich weiter meinen langen Umweg nehmen würde.
Zuerst versuchte ich nicht hinzusehen – es war vergebens.
Bei der nächsten Fahrt versuchte ich die anderen beiden in ein Gespräch zu vertiefen.
„Was ist denn da so besonderes zu sehen?“, fragte Marcel.
Ich hatte natürlich doch geguckt.
„Ich dachte ich hätte jemanden gesehen, den ich kenne“, log ich schnell.
Verdammt! Wann war denn die blöde Straße endlich fertig?
Warum musste SIE denn auch so unglaublich gut aussehen?
Die Wochen vergingen, das Wetter wurde freundlicher und die Temperaturen stiegen. Dem entsprechend änderte sich auch ihre Garderobe. Mal trug sie eine enge schwarze Jeans mit einer schwarzen Lederjacke, mal einen Rock mit Kniestrümpfen und einmal – es war ein sehr warmer Maitag – trug sie eine Jeansshorts mit einem Strickpullover und hochhackigen Schuhen. Kaum zu glauben, SIE sah einfach in allem sehr gut aus.
Ich muss unbedingt etwas unternehmen. Heute mussten wir wegen einer alten Oma mit einer Gehhilfe warten bis diese über die Straße gewackelt war. Das hieß, das ich mitbekam wie die Blonde von so einem Idioten angesprochen wurde. Scheinbar wollte er nur Feuer für seine Zigarette, aber seine gierigen Blicke auf ihre überaus hübschen Beine, hatten ausgereicht, dass ich das Lenkrat so fest drückte, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Irgendwann ging ich in die Offensive. An einem Tag, an dem wir kein Training hatten, wollte ich es genau wissen. Also stellte ich mich zu der Zeit, an der sie auch immer dort war an die Bushaltestelle.
Sie sah wieder einmal unglaublich gut aus. Ihr wilde blonde Mähne hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt. Ihr schlanker Nacken wirkte irgendwie anziehend auf mich. Sie trug eine weiße Jeans, mit einem schwarzen Gürtel und einem weißen Top, das nur vorn im Bund steckte. Sie war ganz vertieft in ein Buch. Zu gern hätte ich gewusst, was sie da las, aber ich war zu groß um darunter zu sehen und extra bücken wollte ich mich nicht, da ich befürchtete, dass ich mich damit zum Deppen machen würde.
Zum meinem Leidwesen erkannten mich auch noch zwei Jungs, die wohl auf dem Weg zur Schule waren. Sie baten um ein Foto und ein Autogramm. Immer wieder sah ich zu der Blonden rüber, vielleicht würde sie mich ja auch erkennen und ich würde dann mit ihr ins Gespräch kommen. Aber sie bekam nichts mit, sie las einfach nur. An einigen Stellen im Buch verzogen sich ihre Lippen sogar zu einem zaghaften Lächeln. Wirklich, ich hätte zu gern gewusst was sie da las.
Dann kam der Bus. Eigentlich wollte ich ja nicht mit einsteigen, aber da ich meine Chance mit ihr zu reden noch nicht gehabt hatte, und so nicht erkennen konnte, dass sie eigentlich eine furchtbar eingebildete Tussi war – so hoffte ich jedenfalls – stieg ich dann hinter ihr doch mit ein. Sie ließ eine ältere Dame vor. Kurz bevor sie selbst einstieg, sah sie kurz zurück und lächelte mich entschuldigend an. Ihr strahlendes Zahnpastalächeln wirkte so fröhlich, dass ich gleich darauf in den Bus stolperte. Sie setzte sich zu einer Frau, die sie wohl kannte, denn diese redete gleich mal auf sie ein. Ich musste mich nach ganz hinten setzen, wo der noch einzige freie Platz war.
ENDLICH! Die Sommerpause nahte. Nur noch eine Woche, dann war die Saison zu Ende und ich würde SIE nicht mehr sehen müssen. Noch nie hatte ich so sehr auf das nahende Ende der Saison gewartet, wie jetzt. Die Baustelle, so stand es in der regionalen Zeitung, würde erst im nächsten Herbst fertig werden, da Archäologen da irgendwelche antiken Balken gefunden hätten. Solche Idioten! Buddelten den ganzen Tag im Deck rum und hatten dann nichts besseres zu tun, als Bauarbeiten zu verzögern.
Am Montag der letzten Woche, geschah etwas völlig unerwartetes. SIE war nicht da. Die Frau, die mich während der letzten Monate durch ihre permanente Anwesenheit gepiesackt hatte, stand nicht an der Bushaltestelle. Ich war so erschrocken, dass ich an der Bushaltestelle gleich mal auf die Bremse stieg.
„Alles klar bei dir?“, fragte Marcel gleich und wurde von der Wucht der Bremsung in den Gurt gedrückt.
„Was? Ja, alles klar“, stammelte ich etwas abwesend. Ich fragte mich, wo sie nur sein könnte und hoffte, dass ihr nichts passiert war.
Wo genau sie zu diesem Zeitpunkt war, sollte ich Wochen später erfahren.
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Die Neue {mats hummels ff}
FanficMats hat ein Problem und das ist blond und wunderschön. Die Neue beim BVB schleicht sich immer mehr und mehr in sein Herz, lässt ihn fast seine Freundin vergessen... und er ist machtlos dagegen... oder?