1 ~ Toilette, Essen, Schlafen.

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Toilette, Essen, Schlafen.
Ja, das war eigentlich auch schon alles, was ich die letzten Tage tat. Wobei? Manchmal aß ich nicht mal, weil ich kaum noch Hunger habe. Sobald irgendwas den Weg in meinen Magen findet, habe ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
Ihr fragt euch jetzt bestimmt sowas wie 'Woah, wie ist der denn drauf?' oder 'Wer ist dieser Edgelord?'
Aber die Frage kann ich euch relativ einfach beantworten. Manche von euch kennen mich vielleicht sogar.
Ich bin Felix Hardy, 22 Jahre alt und mache beruflich Videos auf Youtube.
Und meine miese Laune? Gerade läuft absolut nichts richtig bei mir, und das Glück ist definitiv nicht auf meiner Seite.

[. . .]

Seufzend öffnete ich die Augen, nachdem ich eine Ewigkeit einfach nur wach in meinem Bett lag und schaute mich um. Alles war wie immer, nur jeden Tag etwas unordentlicher. Komisch dafür, dass ich kaum was zuhause tat.
Ich hatte momentan ein ziemliches Tief, nachdem ich mich von meiner Freundin getrennt hatte. Seitdem verließ ich das Haus nicht mehr, ließ Youtube sowieso hängen und vegetierte nur vor mich hin. Natürlich wusste ich, dass es nicht auf Ewig so weiter gehen kann, aber mich aufzuraffen funktionierte einfach überhaupt nicht. Vorallem nicht, wenn Depressionen in unserem Familienstammbaum tief verwurzelt waren. Schon meine Oma war depressiv und hat das an meine Mutter weitergegeben. Eigentlich war ich ein ziemlicher Optimist und ein Sonnenschein, aber an Tagen wie diesen merkte ich davon absolut gar nichts.

Ich raffte mich nach einer Stunde rumliegen auf und ging zur Toilette. Seitdem Moritz zu Jodie ins Büro gezogen war, hatte ich die Wohnung ja sowieso für mich alleine und konnte tun und lassen was ich will. Mehr oder weniger gut, um ehrlich zu sein.
Mein Blick schweifte zum Waschbecken, wo meine Zahnbürste lag, aber ich hatte absolut keine Kraft sie zu benutzen. Von Duschen mal ganz abgesehen! Ich stank wahrscheinlich unheimlich nach Schweiß, aber nach fünf Tagen ohne Duschen? Wahrscheinlich kein Wunder.
Meine Zahnpflege schob ich mal wieder auf und ging in die Küche, wo mich direkt ein Haufen dreckiges Geschirr förmlich anlachte. Nach dem dritten Tag hatte ich jedoch gelernt den Berg der Verdammnis zu ignorieren.
Ich nahm mir eine saubere Schüssel aus der Spülmaschine, die ich noch nicht ausgeräumt hatte und griff nach meinen Cornflakes. Allerdings wäre mein Tag nicht schon schrecklich genug, wenn die Cornflakes nicht auch noch leer waren.

Verzweifelt seufzend und mit äußerst dunkler Miene durchforstete ich nochmal meine Küchenschränke und fand alte, abgelaufene CiniMinis.
Fast schon so klischeebehaftet, dass ich sie gar nicht essen wollte.
Ich machte mir eine Schüssel voll und schüttete den letzten Schuss Milch dazu. Sofort leitete mein Instinkt zurück in mein Bett und dort aß ich dann auch stumm die CiniMinis.
Beim gelangweilten Umherschauen fielen mir viel zu viele Sachen von Sophia auf, die sie irgendwann nochmal abholen wollte. Ohne sie fühlte ich mich echt wie ein Wrack. Komplett ohne Lebensenergie und auch auf irgendeine Art ziemlich kaputt. Es ist nun schon fast eine Woche her, dass Sopse gegangen ist. Und laut ihrer Instagram-Story zu urteilen ging es ihr auch echt gut, als würde sie mich absolut nicht vermissen.

Die letzten Wochen haben wir uns zwar auch kaum gesehen und eigentlich auch nur gestritten, aber deswegen gleich Schluss machen? Ich finde, wir hätten noch eine Chance gehabt.
Der Hauptgrund der Trennung war eigentlich, dass wir komplett andere Meinungen zu Dingen hatten, wie zum Beispiel ihre Story auf Sozialen Netzwerken. Sie gab sich manchmal echt so, wie ich es eben nicht wollte. Nur ich sollte meine Freundin so freizügig sehen, aber sie fand, dass sie nichts zu verstecken hatte. Oder dass sie so oft nicht zuhause war und irgendwie von Zeit zu Zeit weniger Zeit für mich hatte.

Und dass Moritz ausgezogen ist machte alles nicht unbedingt besser, denn die Miete alleine zu stämmen war doch schwerer, als ich erwartet hatte. Aber dafür hatten Rewi und ich ja diese Merch-Idee, bevor Sophia und ich uns getrennt hatten.
Jedenfalls fühlte ich mich echt ein wenig einsam, so ganz alleine in der Wohnung.. Aber auf der anderen Seite hatte ich auch gar keine Lust darauf mit irgendwem zu reden.
Nur irgendwie war noch kein Ausweg in Sicht.

Never Too Late For Rewilz! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt