7 ~ Chemisch Gesehen...

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Nach zwanzig Minuten waren wir am Club angekommen und Rewi parkte seinen Wagen am nahegelegenen Parkplatz. Im Vorbeifahren sah ich auch schon Petrit, Kelly, Moritz und ein paar Jungs, die ich nur vom sehen bei Rewi kannte. Direkt zog sich alles in mir zusammen. Das waren viel zu viele Menschen, ich wollte gar nicht erst aus dem Auto raus!
Rewi stieg gleich aus und wunderte sich nach wenigen Sekunden, dass ich mich nicht bewegte. Also öffnete er wieder die Autotür.
„Kommst du..?“, fragte er irritiert und runzelte leicht die Stirn.
„...Nee.“, antwortete ich. Rewi seufzte nur.
„Komm jetzt aus meinem Auto, man!“, sagte er etwas lauter, musste aber auch lachen.
Widerwillig bewegte ich mich dann auch aus seinem Auto.
„Es wird schon nicht so schlimm sein, dass du dich so anstellen musst.“, sagte Rewi mir, während wir langsam zur Disco schlenderten.
Von weitem sah ich neugierige Blicke, die mir zugeworfen wurden, vorallem von Moritz. Bei ihm hatte ich mich nämlich überhaupt nicht gemeldet, obwohl er mir geschrieben hatte. Aber zugeben, dass ich mit der Miete alleine nicht klarkam, wollte ich auch auf keinen Fall.
Angekommen bei unseren Freunden begrüßte Rewi jeden lässig und ich war einfach nur unbeholfen. Mooo kam aber auch direkt zu mir.

„Alter..?“, fragte er lachend und umarmte mich. Diese Reaktion hatte ich jetzt nicht erwartet. Aber besser als das meiste, was ich mir vorgestellt hatte. Überfordert erwiderte ich die Umarmung bis sich Moritz löste.
„Warum machst du einen auf tot und meldest dich bei keinem?“, fragte er dann und Verschränkte die Arme vor mir.
„Mir.. Ging's halt nicht so gut. War dumm von mir, ich weiß. Mach ich nicht mehr.“, entschuldigte ich mich halbwegs. Er knirschte etwas mit den Zähnen, überlegte wohl, ob er mich einfach so davonkommen lassen würde, aber zu meinem Glück veränderte sich seine Gestik.
„Nagut. Sag den anderen erstmal Hallo und dann lass uns rein gehen.“, schlug er vor, und genau das tat ich dann. Ich wich auch den neugierigen Fragen von Jodie aus und ging dann mit der Gruppe rein. Ich fühlte mich zwar immer noch nicht wohl in dem, was ich tat, aber es war besser als im Auto. Ich wollte nicht gleich jedem erzählen, dass ich wieder single war, ich musste das selbst erstmal sacken lassen, bevor ich anderen das erzählte.

Drinnen war mir die laute Musik erst richtig präsent und während die anderen sich schon sichtlich freuten und aufgeregt waren, war ich nur irgendwo verwirrt dazwischen. Feiern war noch nie so wirklich meine Stärke. Und von Tanzen mal ganz zu schweigen. Ich setzte mich ich dem abgedunkelten Raum, in dem es schon reichlich nach Alkohol und Schweiß roch, erstmal mit Mooo an die Bar.
„Was willst du trinken? Rum-Cola? Viel brauchst du ja nicht.“, er grinste und stach mir mit seinem Ellbogen in den Bauch.
„Rum-Cola ist okay.“, sagte ich und ignorierte seine Aussage. Unrecht hatte er aber nicht, ich brauchte echt nicht viel Alkohol um dicht zu werden, darüber war ich ehrlich gesagt auch ziemlich froh. Weil Alkohol mir absolut nicht schmeckte. Was war daran überhaupt so geil? Es war bitter, ungesund und die Leute, die es tranken mussten kotzen. Zumindest manche. Das einzig gute daran war dieses Gefühl, betrunken und betäubt zu sein. Und es kam mir schon so rüber, als wäre es Rewis und Moritz' Plan mich abzufüllen, damit ich mal abschalten konnte. Und vielleicht war das auch gar keine so schlechte Idee. Langsam und immer in kleinen Schlücken nahm ich die Rum-Cola zu mir und versuchte immer mehr zu trinken, weil tanzen ging bei mir ohne Alkohol sowieso nicht. Nicht mal ansatzweise. Selbst besoffen bestimmt nicht. Aber da war mein Schangefühl auf dem Nullpunkt. Ich schämte mich besoffen echt für gar nichts, selbst wenn ich vor meinen Freunden reiern würde wäre es mir egal und ich würde drüber lachen.

„Kommt ihr mal auf die Tanzfläche? Ihr fällt auch gar nicht auf, also keine Sorge, Felix!“, rief Rewi uns zu.
War es echt so bekannt, dass ich nicht tanzen konnte?
Moritz stand gleich auf und zog mich vorsichtig mit sich mit auf die Tanzfläche. Unbeholfen versuchte ich bei meinen Freunden mitzuhalten, die ganz normal tanzten, als wäre es das einfachste auf der Welt. Aber ich war stocksteif, was bestimmt nicht nur mir selbst auffiel.
„Alter, du brauchst echt mehr Alkohol, man.“, lachte ein Freund von Rewi mich an. Oh, verdammt. Sah ich so affig aus? Jetzt ging gar nichts mehr.
Beschämt lachend ging ich langsam rückwärts um von der Tanzfläche zu kommen. Aber der ominöse Freund von Sebastian folgte mir und drängte mich zur Bar.
„Wir trinken jetzt Shots! Wer bist du eigentlich?“, fragte er mich als wir uns an zwei Barhocker setzten.
„Felix, ein Freund von Rewi.“, stellte ich mich vor, während er beiläufig zwei Shots bestellte.
„Dito, ich bin Christian, aber nenn' mich einfach Chris, macht eh jeder.“, offenbarte er mir.
Ich nickte nur und sah, wie der Barmann und zwei Shots auf den Tisch stellte.
„Wir trinken jetzt so lange Shots, bis zu was merkst, klar?“, gab er vor.
Ich nickte erneut und nahm das kleine Gläschen zur Hand und kippte es nach kurzem Anstoßen runter. Es schmeckte ungelogen ekelhaft, aber ich kam ganz scharf an einem Würgen vorbei und kniff nur die Augen zu.
„Geht übrigens auf mich.“, sagte er noch, bevor er die nächsten Shots bestellte.
So ging es dann weiter, wir kippten einen Shot nach dem anderen, bis ich das Gefühl hatte, beim nächsten kotzen zu müssen. Trotzdem machte ich weiter. Und als ich nach dem rund 7. zu Chris aufsah, merkte ich, wie sich alles etwas zu drehen begann.
„Ich glaub das reicht..“, lachte ich leicht dümmlich. Grinsend führte er mich zurück zu unseren Freunden, die beim Tanzen ihre Gläser noch in den Händen hielten und es fiel mir tatsächlich viel leichter, mich zur Musik zu bewegen als vorher. Mein Körper tat irgendwie alles von allein und ich machte mir auch keine Sorgen mehr, dass ich dumm aussah. Es machte mir sogar erstaunlich viel Spaß!

So waren wir alle nun auf der Tanzfläche und lachten und tanzten miteinander, bis ich beobachtete, wie der erste von einem Mädchen angetanzt wurde. Und es war Moritz! Ich pfiff' den beiden grinsend nach und tanzte noch eine Weile mit meinen Freunden.
Nach einer guten Stunde ließ der Alkohol dann aber leider schon wieder etwas nach und weil genau jetzt ein schlechter Song kam, ging ich zur Bar um mir noch mehr Getränke zu holen. Mit Alkohol, versteht sich.
Als ich zurückkam, hatte sich meine Gruppe aufgelöst, Mooo war mit seiner Dame wie verschwunden, Palle und Christian laberten an der Bar und Rewi und Jodie tanzten eng zusammen.
Ich schaute ihn kurz dabei zu und irgendwie deprimierte mich das, Rewi und Jodie so innig zu sehen.
Ich wusste nicht mal ganz wieso, wahrscheinlich wegen Sophia oder so.. Keine Ahnung, Alkohol war komisch.
Zum Glück wurde ich von Kelly zu sich gerufen und wir tanzten mit einigen fremden Menschen zusammen.

Und auch wenn ich es in dem Moment kaum erwartet hatte, wurde ich von einem Mädchen angetanzt. Und da mir gerade alles egal war, begann ich mit ihr zu tanzen.
Sie deutete nach etwas tanzen fragend auf mein Glas und ich hielt es ihr hin, woraufhin sie kurz an dem Strohhalm nippte.
Sie war echt süß, relativ klein, braunhaarig und tattoowiert.
Wir lachten etwas und kamen uns immer näher, was sich zuerst komplett vertraut anfühlte. Wahrscheinlich nur, weil ich daran an wen gedacht hatte. Wahrscheinlich Sophia.
Sie schwang mit ihren Hüften und legte meine Hände an ihre Seiten, ab da fühlte ich mich etwas unbehagen, aber ich machte einfach weiter. Es war ja eigentlich egal. Wir kam uns immer näher und irgendwann konnte ich ihren Atem spüren. Wenn das so weiterging, würden wir uns gleich küssen. Als der Gedanke oben in meinem Kopf ankam, löste ich mich schreckhaft, weswegen mir der Rum aus meinem Glas langsam über meine Hand lief.
„S-Sorry, ich muss kurz.. Raus!“, sagte ich überfordert und flüchtete aus dem Gebäude, nach draußen, wo viele Leute gerade eine rauchten. Da bekam man ja glatt selbst wieder Lust, zu rauchen. Aber ich hatte nicht umsonst damit angefangen.

Ich lehnte mich gegen die Steinmauer des Gebäudes und atmete tief durch. Meine Hand war komplett verklebt vom Alkohol und mir wurde gerade klar, was da gerade passiert ist. Ich hatte fast eine andere Frau geküsst! Auf den Schrecken exte ich erstmal den Rest in meinem Glas und schloss die Augen.
„Felix, ist alles okay..?“, hörte ich eine vertraute Stimme fragen.

Never Too Late For Rewilz! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt