6 ~ Erzwungenes Glück

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Müde blinzelte ich. Wo war ich? Ich lag scheinbar in meinem Bett, was mir nach wenigen Sekunden klar wurde. Was war gestern passiert?
Wir haben was aufgenommen, Sophia hat ihr Zeug abgeholt, ich habe mich bei Rewi geheult, und dann..? Ich erinnerte mich nicht. Wahrscheinlich war ich zu kaputt, um mich dran zu erinnern, wie ich schlafen gegangen bin.
Ich hatte die Decke fast komplett über mich gezogen und lag in der Embryonal Stellung. Meine Augen fühlten sich total trocken an und waren auch noch angeschwollen, wahrscheinlich vom ganzen weinen.

Ich blieb noch ein paar Minuten liegen, schaute auf mein Handy, antwortete auf die wenigen WhatsApp Nachrichten, die ich erhalten hatte. Petrit fragte mich zum Beispiel, ob ich morgen aufnehmen wollte, und obwohl ich mich viel zu kraftlos dafür fühlte, sagte ich zu. Ich wollte ja selbst auch irgendwie wieder auf die Beine kommen, ich hasste es, mich so zu fühlen, wie ich es momentan tat.
Rewi hatte mir leider nicht geschrieben, also hatte ich noch keine Ahnung, was ich heute machen sollte. Nach etwas Überlegen, fiel mir ein, dass ich die #FelixMachtAlles-Folge noch schneiden und hochladen musste, also kroch ich aus meinem Bett, an meinen PC.
Ich machte mir etwas Musik an, und begann zu schneiden. Es war ausnahmsweise gar nicht mal so langweilig, weil ich schon länger keine Videos mehr geschnitten hatte und mich auch freute, meinen Fans wieder etwas 'Futter' zu geben. Es war auch relativ lustig, weil ich es mochte, Rewi und mich zu beobachteten, wie wir Mist bauten.
Und ehe ich mich versah, hatte ich alles schon perfekt geschnitten.
Als ich auf Rendern klickte, entschied ich mich in der Zwischenzeit zu duschen, was mir wieder leichter fiel. Gestern ist durch meinen Heulkrampf wohl das meiste Leid aus mir rausgeflossen, dass sie Welt schon wieder anders aussah.

Nach dem Duschen machte ich mir grob die Haare, ich hatte ja eh nichts mehr vor. Anschließend lud ich mein Video hoch und lehnte mich im Stuhl zurück. Freute mich über die positiven Kommentare, dass sie sich freuten, wieder ihr Lieblingsformat zu sehen.
Passend dazu, dass mir wieder langweilig wurde, bekam ich einen Anruf von Rewi. Lächelnd nahm ich ab und begrüßte ihn.
„Hey, wie geht's dir..?“, war seine erste Frage.
„Viel besser irgendwie, seit gestern.. Aber ich kann mich irgendwie nicht mehr an alles erinnern. Wie so 'n Blackout.“, erklärte ich ihm.
„Blackout..?“, er lachte leicht, „Was weißt du nicht mehr?“
„Wann und wie ich ins Bett gekommen bin. Bin ich ins Bett gegangen..?“, fragte ich.
Rewi schwieg kurz.
„Ja, bist du.“, sagte er.
„Aber was ich dich eigentlich fragen wollte, ist, ob du mit uns feiern gehen willst. Ich glaube, das wäre eine coole Ablenkung für dich, oder?“, schlug er mir vor.
Diesmal schwieg ich.

Feiern gehen..? Ich wusste nicht recht. Feiern war anstrengend und war ich für sowas überhaupt schon wieder bereit? Ich lenkte mich gerne ab, aber war das nicht etwas zu viel des Guten?

„N-Nee, Rewi.. Ich glaube nicht, dass ich feiern will..“, sagte ich.
„Och komm schon, du wirst Spaß haben, vertrau mir.“, versuchte er mich zu überreden. Da ich sowas nie lange Stand hielt, versuchte ich das Gespräch schnell zu beenden.
„N-Nein, aber viel Spaß euch, auf jeden Fall..“, ich lachte angespannt und verabschiedete mich schnell, legte auf.
Auch wenn Rewi gerade noch was sagen wollte.
Man, war das unfreundlich. Was wenn er jetzt sauer auf mich war? Ich fing wieder an, mich etwas mies zu fühlen.

Ich versuchte mich mit Youtubevideos abzulenken, aber irgendwann klingelte es. Als ich mich erhob, kam mir ein unwohler Gedanke. Wenn das jetzt wirklich die Person war, mit der ich rechnete..
Ich öffnete die Tür und meine Befürchtungen wurden wahr.
„Überraschung!!“, begrüßte mich Rewi und schob mich beiseite, um in meine Wohnung zu gehen.
„Wenn du mich schon so schlecht abschüttelst, musst du auch mit den Konsequenzen leben. Hopp hopp, mach dich Disco-Bereit.“, befahl er und sah mich schmunzelnd an.
„Dein Ernst, Sebi..?“, sagte ich gequält.
„Man muss dich ja scheinbar zu deinem Glück zwingen, Kleiner. Also los, mach nicht so ein Gesicht..“, lächelte er.. charmant?

Seufzend gab ich mich geschlagen.
„Was soll ich anziehen?“, fragte ich Rewi und musterte ihn derweil auch. Er war recht cool angezogen, fast schon wie immer eigentlich.
„Willst du echt Mode-Tipps von mir? Guck lieber in den Schrank, mach dir deine Haare and shit, Lix.“, sagte Rewi und ließ sich auf meinem Bett nieder.
Genau das tat ich dann gezwungenermaßen und suchte mir eine Jeans und ein schlichtes, schwarzes Hemd aus. Damit ging ich dann ins Bad, zog mich um, und machte meine Haare, was wohl die meiste Zeit in Anspruch nahm, wegen dem Glätten. Aber ich denke mal, Rewi dachte, dass ich so lange brauchte, weil ich noch duschen wollte. Aber das hatte ich ja schon vorher erledigt.

Als ich wiederkam, musterte mich Rewi ein mal und nickte dann langsam.
„Wir können.“, wies ich an, nachdem ich alles wichtige eingepackt hatte.
Wir verließen das Haus und stiegen in Rewis Wagen, in dem wir vermutlich zum Club fahren würden.

„Warum wolltest du eigentlich ums verrecken nicht feiern?“, fragte er kurz nachdem wir losgefahren waren.
„Keine Ahnung, ich fühl mich dafür irgendwie noch zu schwach und unmotiviert..“, gab ich leise und schulterzuckend bekannt, sah aus dem Fenster.
„Hmm..“, machte er bedrückt.
„Ich fühl mich einfach etwas leer und irgendwie.. Zerbrechlich? So dumm das auch klingen mag. Und laute Musik, brüllende Menschen, so viele Lichter.. Ich weiß nicht, ob ich das alles aushalte, ohne dass mir das zu viel wird.“, sagte ich.
„Ich pass' schon auf. Nachdem du etwas getrunken hast, hast du die Sorgen gar nicht mehr, sondern einfach nur noch Spaß, glaub's mir. Power of Alcohol, und so.“, versuchte Rewi mich zu beruhigen.
„Wir werden sehen..“, schmunzelte ich.

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