P I Ę Ć D Z I E S I Ą T T R Z Y

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Es hat sich nicht weiterentwickelt. Zu spontanem Sex ist es nicht gekommen. Ich schätze, dass die aktuellen Gegebenheiten einen großen Faktor spielen. Vielleicht irre ich mich auch. Ich habe Cessy beobachtet, als sie ihren Bademantel angelegt hat. Habe das Grinsen auf den Lippen behalten, als ich die vielen unzähligen dunklen Flecken auf ihrem Hals registriert habe. Einige befinden sich sogar bei dem Ansatz ihrer Brüste. Sie hat mir die linke Hand entgegengestreckt, ohne große Umschweife habe ich sie ergriffen, mich von Cessy auf die Füße ziehen lassen. Gemeinsam sind wir zu der Tür gegangen. Ohne dass ich es wirklich wahrgenommen habe, habe ich die Blondine an mich gedrückt. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich sie allein lassen werde. Irgendwelche Typen könnten sie aufsuchen. Die Vorstellung veranlasst mich dazu, die Lippen zu einem schmalen Strich zu formen.

„Falls Vince mich aufsuchen oder mir eine Nachricht schreiben sollte, werde ich dich davon in Kenntnis setzen", spricht sie und öffnet für mich die Tür. Schwerfällig nehme ich den Arm von ihrer schlanken Taille und setze einen Schritt in den warmen Abend. „Ich kann mir gut vorstellen, dass er dir nicht alles erzählen wird - besonders, wenn es um diese Sachen hier geht." Die Vierundzwanzigjährige schmiegt sich an den Türrahmen und lässt ihren wachsamen Blick über mich schweifen. Eine schwache Gänsehaut breitet sich wie von allein auf meinem Körper aus. Es ist, als würde mir dieser Blick unter die Haut gehen. „Weißt du, ich finde es sehr schade, dass du gehst. Ich hätte so gerne weitere Dinge mit dir angestellt." Sie stößt sich ab und tritt so nahe vor mir, sodass sich unsere Körper berühren. Mit der Spitze ihres rechten Zeigefingers fährt sie über meinen Brustkorb hinweg. „Bleib' doch noch ein bisschen."

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das will, antworte ich ihr in Gedanken, während ich ihre Hand nehme und sie mit meiner umschließe. Die andere Hand ruht auf Cessys unterem Rücken. Ich will mit dir dreckige Spielchen treiben, dich zum Stöhnen bringen, dass sogar die Nachbarn dich hören. Ich betrachte ihr Gesicht. Bisher habe ich Cessy permanent mit Make-up erlebt. Im Licht der Flurlampe kann ich Sommersprossen entdecken, die ihre spitze Nase sprenkeln. Jeder in der unmittelbaren Umgebung soll meinen Namen kennen. Ich hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Cessy trägt ihre High Heels nicht; sie ist um einen halben Kopf kleiner als ich. Nur geht es heute nicht. Heute wäre ich nicht ganz bei der Sache. Der nächste Kuss. Cessy schüttelt meine Hand ab und schlingt ihre Arme um meinen Nacken.

„Das will ich sehr gerne", rede ich leise und fahre mit einer Hand ihren Rücken entlang. „Aber leider kann ich es nicht. Du weißt ja, morgen muss ich wieder los, und da macht es sich besser, etwas mehr als fünf Stunden zu schlafen." Ich blicke in die stechend grüne Farbe ihrer Augen. „Außerdem weiß ich nicht, ob ich ab morgen für die Nachtschicht zuständig bin. Die kann gut und gerne bis sechs Uhr morgens andauern." Ich hebe ein wenig das Kinn empor, als Cessys wohlgeformte Lippen dort auftreffen. „Ich wäre ganze zwölf Stunden auf den Straßen unterwegs." Ich halte nicht mit den Bewegungen inne. „Wobei ... Ich könnte dir, falls es anders kommen sollte, vorher einen schnellen Besuch abstatten. Du musst doch erst um zehn Uhr abends los, oder? Also, soweit ich es mitbekommen habe, ist das deine gewohnte Zeit."

Die Vierundzwanzigjährige schmiegt sich an mich. Ich lächele etwas.

„Sage mir rechtzeitig Bescheid, und dann ist diese Hürde genommen", meint sie und entfernt ihre Arme von meinem Nacken. Legt sie stattdessen um meine Hüfte. „Für morgen trifft es zu einhundert Prozent zu. Auch dieses Mal werde ich bis morgens im Red Roses vorzufinden sein." Ein Moment der Lautlosigkeit. Von irgendeinem Hof bellt ein Hund, dann faucht eine aggressive Katze. „Hm, das wäre eine gute Idee. Du kannst mir gerne einen kleinen Besuch abstatten. Ich würde mich zumindest freuen." Ein leises Gelächter entfährt ihr, und sie vollbringt einen winzigen Schritt nach hinten. Mit großem Widerwillen lasse ich die Blondine los. „Weißt du, ich hoffe sehr, dass du das mit Vince schnellmöglich in den Griff kriegst. Dass ihr nur wegen mir die Freundschaft ein für alle Mal beendet, finde ich schwachsinnig. Ich will kein Grund sein."

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