Das Krankenhaus hatte einen eigen Briefkasten, wo die Patienten ihre Briefe einwerfen konnten. Da ich ja mein Zimmer verlassen durfte, ging ich runter zum Briefkasten. Ich fühlte mich komisch, als würde man mich beobachten. Immer wieder drehte ich mich um, doch es war niemand da. „Hier ist niemand und selbst, wenn hier sind nur Ärzte, Schwestern und Patienten.", ermahnte ich mich und schüttelte den Kopf. Trotzdem ging dieses Gefühl nicht weg und mit jedem Schritt zum Briefkasten hin, wurde das Gefühl stärker. Wenn mich jemand sehen würde, würde er denken ich leide unter Verfolgungswahn, denn ich drehte mich immer wieder um. Endlich hatte ich den gelben Kasten erreicht, ich warf den Brief ein. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter und dann rannte ich, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her. Ich rieß panische die Tür auf, stürzte ins Zimmer und ließ mich an der geschlossenen Tür hinuntergleiten. So saß ich da das Gesicht in den Händen vergraben, Minuten lang mit klopfenden Herzen und wartete darauf, dass etwas passierte. Es passierte, aber nichts und ich kam mir dumm vor. „Wer sollte mich hier auch verfolgen?", dachte ich und stand auf. Trotzdem schaute ich noch einmal nach draußen, der Flur war leer. Ich fühlte mich unwohl. „Was hast du dir dabei gedacht?", rieß mich eine Stimme aus meinen nervösen umherblicken „Dein Bein ist verstaucht und du rennst hier rum? Hast du keine Schmerzen?", fragte mich eine der Schwestern. „Ich ... Ich hatte das Gefühl verfolgt zu werden und plötzlich bin ich gerannt.", sagte ich. Sie schickte mich ins Bett und maß meinen Puls. „Warte mal ab, wenn das Adrenalin wieder abgebaut ist. Dein Bein wird dann höllisch wehtun. Du sollst dein Bein schonen und nicht wie von der Tarantel gestochen hier rum rennen.", schimpfte sie. Ich legte mich zurück ins Bett und sie behielt Recht, ich ertrug die Schmerzen kaum, aber schlimmer war, dass ich mich unwohl fühlte. Normalerweise wäre ich jetzt umhergelaufen, aber mein Bein hinderte mich daran. Gegen Mittag bekam ich Essen und Schmerzmittel. Ich hatte überhaupt keinen Appetit, trotzdem zwang ich mich zum Essen. Die Tür ging auf und ich zuckte zusammen. „Was ist nur los mit dir?", fragte die Schwester, die mich heute Vormittag schon ausgeschimpft hatte. „Ich weiß es nicht. Ich fühle mich unwohl und komisch unruhig.", erklärte ich und reichte ihr die Teller. „Ich werde mit dem Arzt reden, ob wir dagegen was machen können.", meinte sie und sah mich an, als wäre ich verrückt. „Gib es zu, du benimmst dich nicht normal.", dachte ich und fuhr mir durch meine Haare. Tatsächlich kam der Arzt zu mir. „Hallo Anastasia, die Schwester sagte mir, dass du dich nicht wohlfühlst. Erzähl mir genau, was du fühlst.", sprach er in einer Art, die mir so gar nicht gefiel. Ich erzählte ihm von den Briefen, die viel zu früh ankamen und von dem Gefühl was ich hatte, als ich durchs Krankenhaus lief. Umso mehr ich erzählte desto merkwürdiger wurde sein Gesichtsausdruck. „Du sagst es selbst, kein Brief kann so schnell von A nach B kommen. Selbst wenn er bei der Post arbeitet, diese Adresse gibt es nicht.", sagte er und mich beschlich immer mehr das Gefühl, das er mir nicht glaubte. Ich reichte ihm den letzten Brief von Niemand. Aufmerksam lass er ihn durch und sein Blich wurde ernster. „Anastasia, sei ehrlich hast du die Briefe selbst geschrieben?", fragte er und gab mir den Brief zurück. Mein schlechtes Gefühl wurde bestätigt, sie hielten mich für verrückt. „Natürlich nicht meine Mutter hat mir den Brief heute Morgen gebracht halten Sie mich etwa für verrückt?", fragte ich ihn ehrlich. „Nein natürlich nicht aber es ist schon merkwürdig.", sagte er. „Fragen sie meine Mutter sie wird ihnen sagen, dass sie den Brief aus dem Briefkasten genommen hat.", sagte ich angesäuert. Wie aufs Stichwort kam meine Mutter zur Tür rein. „Mama sag bitte dem Arzt, dass du mir heute Vormittag einen Brief gegeben hast.", sagte ich ohne sie zu begrüßen. „Schatz ich habe dir keinen Brief gegeben.", sagte sie verwundert. „Natürlich hast du und auch mein Briefpapier und mein Schreibzeug.", versuchte ich ihr auf die Sprünge zu helfen. „Ich habe dir das gebracht, aber keinen Brief. Ich war vorhin erst am Briefkasten und da waren nur Rechnungen drin.", erklärte sie. Ich verstand die Welt nicht mehr. „Wie kannst du das den vergessen?", fragte ich sie und hielt ihr den Briefumschlag hin. Meine Mutter schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich bin nicht verrückt!", rief ich verzweifelt. Ich war den Tränen nah. „Nein natürlich nicht. Du hast dir den Kopf angehauen, vielleicht hast du ihn heute Morgen schon aus dem Briefkasten genommen. Am besten wir machen morgen nochmal ein paar Tests. Mach dir keine Sorgen.", sagte der Arzt und ging mit meiner Mutter vor die Tür um etwas zu besprechen. „Und sie halten mich doch für irre.", dachte ich und ließ mich in die Kissen sinken. Ich lenkte mich mit Lesen ab und gegen Abend kamen zwei Polizisten, denen ich erzählte, was passiert war, danach war ich wieder allein. Ich brauchte ewig, bis ich endlich einschlief.
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Alles sehr merkwürdig oder? ;)
Noch was in eigener Sache welches Titelbild findet ihr besser?
Ich finde immer noch das weiße schöner.
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Briefe von Niemand (Pausiert) #Passionaward19 #Wortnebel-Award
Novela JuvenilEin falsch adressierter Brief ändert das Leben von Anastasia komplett, durch ihren geheimnisvollen Brieffreund lernt sie, dass es nicht gut ist Gefühle zu unterdrücken und dass das Leben viel mehr zu bieten hat als traurig in den Tag hineinzuleben. ...