Niemand mag Petzen

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Endlich hielt der Bus vor der Schule an. Ich stieg als letztes aus, verabschiedet mich von meinem Onkel. Der Schulhof war voller Schüler, in 15 Minuten wird es erst zum Reingehen klingeln. Genug Zeit um beim Schließfach die Bücher zu holen. Wir hatten heute Geschichte, Deutsch, Kunst, doppel- Mathe und Biologie. Ich konnte Geschichte überhaupt nicht leiden. Meine Noten waren mittelmäßig, nichts besonders. Ich schloss grade meinen Spind, als ich einen kräftigen Stoß von der Seite bekam. Mit voller Wucht landete ich auf den kalten Steinfliesen. Moritz hatte mich einfach beiseite gestoßen und sortiere jetzt selbst seine Bücher. Mühsam stand ich auf, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und schaute an mir herunter. Hose sauber und heil, ich spürte, wie etwas Warmes meinen Unterarm runter lief. Ich hatte mir stark den Ellenbogen aufgeschlagen, der stark pochte und blutete. Es klingelte zum Reingehen und schnell füllten sich die Flure. So schnell ich konnte kämpfte ich mich durch die Massen und achtete darauf niemanden dreckig zu machen. Ich wollte nicht noch mehr Ärger. Schließlich kam ich bei der Sozialarbeiterin an. Sie hatte mich schon öfter zusammengeflickt.„Anastasia was ist passiert?", fragte sie und griff gleich nach dem Erstehilfekasten. „Moritz wollte an sein Schließfach, das ist über meinem.", sagte ich, während sie mir meinen Ellenbogen verband. „Anastasia so geht das nicht weiter, ich werde mit deiner Klassenlehrerin reden. Diesmal lasse ich mich nicht umstimmen, dass ist das dritte Mal in zwei Wochen, das ich dich verarzten muss.", sagte sie wütend. Ich seufzte, sie würde alles nur schlimmer machen. Ich versuchte sie umzustimmen, aber diesmal ließ sie sich nicht erweichen. Zusammen gingen wir in die Klasse und sie holte Frau Holzbach und Moritz aus dem Raum. Ich stand abseits als Frau Grund, Frau Holzbach alles erzählte, was die letzten Wochen vorgefallen war. Sie erzählte sogar, dass Susanne meine Tasche komplett unter Wasser gesetzt hatte. Ich wusste, sie würden alle Ärger bekommen, aber ich würde die Retourkutsche bekommen. Mir graute es davor wieder in die Klasse zu gehen, ich wollte nur noch nach Hause. Doch mein stilles Flehen hörte keiner. Meine Mobber bekamen einen Eintrag ins Hausaufgabenheft, in dem die Eltern zu einem Gespräch gebeten wurden. Auch meine Eltern sollten kommen. Sie würden nicht kommen, das waren sie noch nie. Papa war irgendwo in England und Mama vergaß die Termine meist, weil sie zu lange Ausritt. Alle blickten mich böse an, als ich an ihnen vorbeiging, um mich in die letzte Reihe zu setzen. Immer wieder trafen mich Papierkugeln und die Kugeln aus den Tintenpatronen. Ich bekam von der Stunde kaum was mit, da Geschichte eines der Fächer war wo ich gut stand, weil ich mir dem Stoff gut merken konnte, konnte ich es mir mal erlauben mal nicht aufzupassen. Und es war sowieso nur Wiederholung. Nach dem Stundende hatten wir einen Raumwechsel und ich ließ mir wahnsinnig viel Zeit damit einzupacken. Ich lief also im Schneckentempo zum Raum und hatte Pech. Alle standen noch vor der Raumtür. „Da ist ja unsere kleine Schneepetze!", rief Alexander. Er war das, was in den
Klischeefilmen die blonde Oberzickenschönheit ist. Alexander war jedoch schwarzhaarig und gut gebräunt. Einige glauben er hätte indische Vorfahren, weil er auch diese brauen Mandelaugen hatte, dies bestritt er, aber so heftig, dass ers auch einfach zugeben hätte können. „Weißt du was du Bollywoodfresse, lass mich in Ruhe.", sagte ich und schaute giftig. Bevor ich realisieren konnte, was ich da grade gesagt hatte,stürze ich die zwei Treppen runter und kurz vor der dritten,kam ich zum Liegen. Dann wurde alles schwarz.

Briefe von Niemand (Pausiert) #Passionaward19 #Wortnebel-AwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt