Entspannung. Für ein Mal war etwas Ruhe eingekehrt. Kein Handy. Keine Anrufe. Reese lehnte sich entspannt zurück. Seit dem nur noch ab und an Nummern reinkamen, hatte er endlich ein Mal etwas Zeit für sich. Die Schlacht um die Maschine hatte nicht nur an seinen körperlichen Attributen gezehrt, sondern auch an seiner Psyche. Es war so viel geschehen. So viele Menschen, die er nicht hatte retten können. Allen voran Jocelyn Carter. Gedankenverloren strich er sich über das Kinn und spürte die aufkommenden Bartstoppeln. So viele Leben. So viele Verluste hatte er erleiden müssen. Doch mit Finch und den anderen hatte er Gutes bewirkt. Sie hatten es geschafft 'Samariten' aufzuhalten. Die Maschine existierte weiterhin. Sie sendete die relevanten Nummern den US Behörden und die Irrelevanten Nummern landeten bei Finch. Alles schien wieder beim Alten zu sein. Oder etwa nicht? John schien etwas zu schaffen zu machen. Seine Gedanken kreisten und wenn er ehrlich zu sich selber war, so fühlte er sich trotz allem Leer. Ausgebrannt. Verloren. Vielleicht lag es daran, dass er schon zu viel Leid gesehen hatte in dieser Welt. Zu viel Böses bekämpft hatte. Und nie hatte er für sich gekämpft. Nie hatte er für sein Glück gekämpft. Mit einem wehmütigem Schmunzeln dachte er an Zoe Morgan, die eine Bereicherung für das 'Team Maschine' gewesen war. An die Nächte, die sie Undercover verbracht hatten und auch an die Nächte die davor und danach kamen. Ein Abenteuer. Eine gegenseitige Abmachung und Vergnügen. Eine Freundschaft, die immer irgendwie nur das benötigte, was der andere gerade brauchte. Ja, Zoe war eine attraktive Frau und John mochte sie auch, aber mehr war da nicht wirklich. Eine einvernehmliche Partnerschaft, nicht mehr und nicht weniger.
Seufzend stand er auf und setzte seine Sonnenbrille auf, als er aus dem Schatten des Schirms trat. Der weisse Sand gab unter seinen Füssen nach. Spielende Kinder rannten an ihm vorbei und er sah mit einem Lächeln den lachenden Jungen und Mädchen hinterher. Das Rauschen des Meeres, die leichte Brise und das Stimmengemurmel der anderen Strandbesucher, begleitete ihn bis zu der Bar, die sich am Anfang des Strandes befand. „Einen alkoholfreien Pina Colada bitte." sagte er zum Barmann, der nickte und sich an die Bestellung machte. John setzte sich auf den Barhocker, einen Arm lässig an der Theke abgestützt, halb mit dem Körper zum Strand gedreht, die Wellen und Besucher beobachtend. Fast ein Paradies, könnte man meinen. Denn egal wie sehr John lieber alleine gewesen wäre an diesem Fleckchen Natur, so liess es sich in der heutigen Zeit kaum noch vermeiden an einem Strand auch auf Touristen zu stossen. Nun, man konnte eben nicht alles haben. „Ihr Drink, Senõr." meldete der Mann und John legte ihm das Geld hin: „Danke. Der Rest ist für Sie." meinte John und nahm einen Schluck aus dem Strohhalm. „Hi." meldete sich eine kindliche Stimme und John blickte hinunter zu einem etwa 5 Jahre alten Jungen mit strohblondem Haar und blauen Augen. John zog eine Augenbraue hoch und sah den Kleinen fragend an: „Meinst Du etwa mich?" fragte John und verschaffte sich einen kurzen Überblick. Er war der einzige an der Bar und niemand schien wirklich zu dem Jungen zu gehören. Vermutlich war er beim Spielen etwas weiter gelaufen, als seine Eltern ihn gebeten hatten. Der Junge nickte eifrig. „Wo sind deine Mummy und Dein Daddy?" fragte Reese nun achtsamer und der Junge zuckte nur lächelnd mit den Schultern: „Weiss nicht." kam nur die kindliche Antwort und John seufzte. Nicht ein Mal in Ruhe etwas trinken konnte er, ohne das gleich wieder eine neue Nummer auf dem Plan stand.
Nun fairer Weise sei gesagt, dass es sich bei dem Jungen nicht um eine Nummer handelte, aber er bedeutete Arbeit und genau vor solcher hatte John Reese sich ja gerade entfernen und erholen wollen. „Also schön." murmelte John und nahm noch ein Mal einen tiefen Schluck, ehe er das Glas hinstellte: „Würden Sie das bitte für mich zurückstellen, ich bin gleich wieder da." wies er den Mann an, der lächelnd nickte: „Si Senõr." antwortete und das Glas an sich nahm. John bezweifelte, dass er sein noch fast Volles Glas je wiedersehen würde, ohne erneut dafür zahlen zu müssen. „Wollen wir Mummy und Daddy suchen gehen?" fragte John den Kleinen, der wieder nur mit der Schulter zuckte. „Ich heisse John und Du?" fragte er und der kleine Junge griff nach seiner Hand: „Adam." antwortete er und John nickte zufrieden: „Gut und weisst Du wie Deine Eltern heissen Adam?" fragte John, der jedoch bezweifelte, dass der Junge die Namen kannten und wurde auch gleich in seiner Annahme bestätigt als der kleine Mann freudig ausrief: „Mummy und Daddy." John unterdrückte ein Augenrollen und einen tiefen Seufzer. „Na das kann ja heiter werden." murmelte er mehr zu sich als zu dem Jungen. „Also schön. Wir werden sie schon finden." sagte John und ging mit Adam an der Hand los. Dieser lachte und hüpfte über den Sand. John beobachtete die Menschen und hoffte, dass jemand so aussah, als würde er nach seinem Kind suchen. Doch der Strand war nicht gerade klein und John wusste nicht aus welcher Richtung Adam gekommen war. Sie suchten also buchstäblich die Nadel im Heuhaufen.
Nach einigen Minuten betrachtete John den kleinen Adam, der so bereitwillig an seiner Hand lief und runzelte die Stirn. Es war befremdlich ein Kind an der Hand zu haben und löste in ihm eine Erinnerung aus. Ein Gespräch mit Jessica, das vor Jahrhunderten stattgefunden hatte, wie ihm schien. Er verzog das Gesicht und marschierte weiter über den warmen, weichen Sand. Natürlich musste er mehrmals stehen bleiben, weil Adam stehen geblieben war um eine Muschel zu betrachten, oder weil der kleine Junge etwas sah, das ihn interessierte. Das machte die Suche natürlich zu einem längeren Zeitaufwand, wie John es befürchtet hatte. Sein Pina Colada war vermutlich längst Geschichte. John kam eine Idee, wie er die Suche vielleicht doch noch beschleunigen konnte, als sie an einem Strandschild vorbeikamen, das ihnen sagte, das sie hier am Turtle-Beach Abschnitt waren. „Adam, weisst du welches Tier an dem Strand war, wo Mummy und Daddy mit Dir hingegangen sind?" fragte Reese, in der Hoffnung der kleine Junge wisse zumindest dieses Detail. Adam machte einen nachdenkenden Ausdruck und blieb stehen: „Hm..." kam es von ihm und Reese deutete auf das Schild. Der Junge betrachtete es und wackelte mit seinen Lippen hin und her ehe seine kleinen Äugelein gross wurden und freudestrahlend rief: „Da war ein grosser weisser Vogel." sagte er heftig nickend und John schmunzelte: „Eine Möwe." meinte er und der kleine Junge ruderte mit seinen Armen, als wolle er die Bewegung der Flügel nachahmen: „Möwe. Möwe. Möwe." begann er in einem schiefen Singsang und fing an krächzende Geräusche zu machen.
John sah sich um und entdeckte Strandbuden, die es wie bei dem Strandabschnitt gegeben hatte, wo sie hergekommen waren. „Fragen wir doch mal nach, wo sich die Möwe versteckt." sagte John und Adam kreischte erfreut auf und lief los – mit John im Schlepptau. Reese konnte nicht anders als zu schmunzeln. Dieser kleine Junge steckte voller Energie und Freude, er war gar nicht ängstlich oder hatte Berührungsängste. Das machte John schon etwas sorge, da er doch für den kleinen Jungen ein Fremder war. Er hätte auch ein nicht ganz so freundlicher Mann sein können, der zum Beispiel für einen Kinderring arbeitete und hätte den kleinen Adam seelenruhig entführen können. John nahm sich vor mit den Eltern des Kleinen ein ernstes Wörtchen zu reden. „Olla, was darf es sein?" fragte der Mann hinter der Theke und lächelte. „Wir suchen den Strandabschnitt mit der Möwe." sagte John und der Mann strich sich nachdenklich über seinen ungepflegten struppigen Schnurrbart: „Mh. Ich glaube der ist in der anderen Richtung Senõr." sagte der Mann, wirkte aber eher unsicher. „Warten Sie einen Moment ich rufe meinen Cousin José an, der arbeitet meist dort." Meinte er schnell, als er den zerknirschten Ausdruck auf Reese' Gesicht sah. Denn dieser hätte sich gerade am liebsten selbst in den Arsch beissen können. Sie waren in die falsche Richtung gegangen. Er hatte es irgendwie geahnt.
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Person of Interest - Into the Light [Updates ungewiss]
FanfictionNachdem John & Co erfolgreich 'Samaritan' ausgeschaltet haben, scheint es friedlicher in der Welt zu werden und sie erhalten auch kaum noch Nummern. Doch der Schein trügt. Eine Gruppe namens 'The Sentinal' taucht kurz nach dem Zusammenbruch von 'Sam...