Der Mōryō quietschte und verzog sich wieder in den Rucksack. Grummelnd rammte Yuna ihre Hand in den Rucksack und versuchte den Mōryō zu packen, der sich wand und wie am Spiess schrie. »Jetzt schrei doch nicht so!« Sie zerrte ihn heraus und hielt ihn an seinem linken Arm fest. Der Wicht zappelte mit allen Gliedmassen und kreischte weiter. Ein Stofffetzen hatte sich um seinen pelzigen Körper gewickelt. Möglicherweise versetzte ihn dies so in Panik. Yuna liess die Chitinschale in die Rucksack-Öffnung gleiten, damit sie ihre Hand frei hatte, um nach dem Tuch zu greifen, doch in dem Moment kam Tama hinter einem Baum hervor.
»Endlich seid ihr da.« Er sah zum Mōryō. »Der ist schon wieder wach?«
»Tama-sama! Geht es dir gut?«, erkundigte sich Emi.
Er winkte ab. »Alles gut.«
»Willst du uns erklären was der kleine Kerl in deinem Rucksack zu suchen hat?« Yuna hob ihre rechte Braue.
»Ich habe ihn da rein gesteckt. Er griff mich an und ich dachte im Rucksack könnte ich ihn gefangen halten.«
»Bist du bescheuert?«, knurrte Yuna. Sie wollte wieder nach dem Stoff greifen, da entglitt ihr der Mōryō und rannte davon. »Ja, lauf nur!« Sie wandte sich den anderen beiden zu. »Das sind vielleicht kleine Plagen.«
»Masuda-san! Das ist das magische Tuch!«, rief Emi und deutete auf den rennenden Mōryō.
Laut stöhnte Yuna. »Leck mich doch am Arsch! Was ist eigentlich los?« Sie rannte los, aber blieb mit einem Fuss an einer Wurzel hängen. Sie riss die Wurzel ein Stück aus dem Boden, doch dann knallte sie auf ihr Gesicht. Ein gedämpfter Aufschrei erklang und sie schlug ihre Fäuste auf den Boden. Bevor sie sich aufrappeln konnte, rannten Emi und Tama an ihr vorbei und hinter dem Mōryō her, der gerade hinter einem Baum verschwand.
Innert weniger Sekunden kam sie auf die Beine und überholte die anderen beiden. Der Mōryō versuchte auf einen Baum zu klettern, also sprang Yuna auf ihn zu, schlang ihre Hände um ihn und riss ihn mit sich zu Boden. Kreischend schlug der kleine Kerl mit seinen Krallen auf sie ein, während sie das Tuch von seinem Körper zog. Als es ihr endlich gelungen war, packte sie ihn am Kopf, holte aus und schleuderte ihn weit weg. Sein Schrei war noch zu hören und dann verschwand er hinter einem Haufen Blätter.
Die anderen beiden holten zu ihr auf. »Du hast es!«
»Ja. Ganz ehrlich, ich hab mehr als genug von Yōkai. Ganz besonders von diesen kleinen Ratten.« Die Jägerin betrachtete das Tuch in ihren Händen. »Sieht gar nicht so besonders aus.«
»Das soll es ja auch nicht. Stell dir bloss vor, man könnte magische Gegenstände von blossem Auge identifizieren.« Emi schüttelte ihren Kopf.
»Und wie funktioniert das Teil?«, wunderte sich Yuna, während sie aufstand.
»Du musst es dir bloss umlegen. Solange du es an deinem Körper trägst, wirkt der Zauber auf dich.«
»Moment...« Tama sah zwischen den beiden hin und her. »Du gibst es ihr? Ich bin doch der Held.« Emi lief rot an und wich seinem vorwurfsvollen Blick aus.
»Du bist ein Idiot, Tama-kun, und jetzt halt die Backen.« Yuna konzentrierte sich wieder auf das Aal-Mädchen, während sie sich das Tuch um den Hals schlang. »Bring mich zum Palast.«
»Wir müssen erst zu Benjiro-san. Du hast es ihm versprochen.« Emi verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
»Kannst du dir vorstellen, dass mich dieses Versprechen nicht interessiert?«
»Masuda-san. Wir sollten auf Emi-chan hören. Sie ist von hier und kennt sich aus. Sie weiss sicher am besten was wir tun sollen.«
»Genau«, bestätigte Emi.
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Ein japanisches Sommermärchen
FantasyEs hätte ein langweiliger, aber erholsamer Urlaub am Meer werden sollen. Doch kaum erreichen Yuna Masuda und ihre Freunde das Dorf am Meer, werden sie von Geschichten über Yōkai, die junge Frauen entführen, beunruhigt. Dazu kommt, dass ihr Domizil e...