20 Ein Problem kommt selten allein

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Ihre Augen weiteten sich und sie begann an der Krabbe herumzureissen. Bitte nicht. Der Panzer rutschte ein Stück, wobei ein Knirschen erklang. Oh nein! Sie schob die Riesenkrabbe weiter bis es unter ihren Sohlen knirschte. Yuna liess die Krabbe los und sah zu Boden, wo sie die Splitter der Sake Flasche entdeckte.

»Das hast du ja prima hinbekommen.«

Das Mädchen fuhr sich mit den Händen durch die Haare, während es ein Grummeln von sich gab und sich im Kreis drehte. Ein Wutschrei entfuhr ihr und sie schlug gegen den Panzer der Krabbe. »FUCK!« Sie holte erneut aus und schlug nochmals zu. Tatsächlich ebbte ihre Wut ein wenig ab, also reagierte sie sich an der Riesenkrabbe ab und prügelte sie über den Höhlenboden.

Yuna stoppte erst als sie Luft holen musste und stützte sich an der Krabbe ab. Erst jetzt bemerkte sie, dass das Ungetüm langsam rutschte. Sie schielte an ihr vorbei und stellte fest, dass der Boden hier abfallend war und schon nach wenigen Metern steiler wurde.

»Verpiss dich!«, zischte sie, trat kräftig gegen die Riesenkrabbe und beförderte sie den Abhang hinab. Sichtlich entspannter wandte sie sich wieder dem leuchtenden Wasserbecken zu.

»Wow. Der Krabbe hast du es aber gegeben.«

Halt den Mund.

Sie verspürte nicht das geringste Verlangen sich schon wieder mit dem Oni zu zanken, also ging sie zum Wasserbecken und sah hinein. Unbeirrt flitzten die leuchtenden Krebse durch das Wasser. »Ja. Ihr habt keine Probleme, was?«

Was jetzt?

»Müssen wir wohl oder übel eine andere Flasche holen.«

Yuna liess den Kopf hängen und schnaubte. Was für eine Zeitverschwendung. Sie betrachtete die abgetrennte Schere. Und alles nur wegen diesem Mistvieh.

»Ich habe einen Plan.«

Ihre Schultern hingen nach wie vor nach unten. Lass hören.

»Du musst die Schere ausräumen. Danach können wir sie als Gefäss benutzen.«

Igitt, nein. Wie eklig!

»Stell dich nicht so an. Hast du noch nie Krabbe gegessen?«

Doch schon, aber als Spiess oder so. Ich musste die noch nie selber schälen.

Der Oni lachte hinterhältig. »Das schaffst du schon.«

Yuna presste die Lippen zusammen, ging in die Hocke und zog die Schere zu sich. Gross genug wär sie ja, damit man damit eine ordentliche Menge Wasser transportieren könnte. Was jetzt?

»Brich erst einmal den Arm ab. Wir brauchen nur die Schere.«

Sie zerrte an der Gliedmasse, doch nur die Schale gab nach, also legte sie das Gelenk auf ihr Knie und bog die Teile nach hinten. Mit einem Knirschen trennte sich der Arm von der Schere und flog zur Seite. Die Schere ist viel zu gross. Das kleine Stück reicht doch.

»Da hast du wahrscheinlich recht.«

Yuna nickte und drehte am kleineren Scherenstück bis sie es abreissen konnte, dann blickte sie in die gefüllte Chitinschale. Schätze, ich muss sie ausnehmen?

»Bingo.«

Sie stiess einen Stöhnen aus und grub ihre Finger in das Fleisch. Der Geruch des Krabbenfleisches füllte die Luft und ihre Nase, worauf ihr Magen knurrte. Ich hab ewig nichts mehr gegessen. Die Jägerin riss die erste Hand voll Fleisch heraus und betrachtete es. Da sie sich sowieso schon am Tiefpunkt befand, zauderte sie nicht und steckte sich etwas davon in den Mund.

Ein japanisches SommermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt