31 Spielerwechsel

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Voller Wucht rammte Yuna ihm den Dreizack in den Rücken. Alle drei Zinken bohrten sich in das Fleisch von Nibori und er stiess einen gellenden Schmerzensschrei aus. Er drehte sich, wobei Yuna von den Füssen gerissen und mitgezogen wurde. Der Dreizack verliess die Wunde – allerdings nicht ohne vorher mit seinen spitzen Haken noch grösseren Schaden anzurichten. Die Jägerin rollte auf der Strasse, bremste die unkontrollierte Bewegung und versuchte wieder aufzustehen.

Nibori stampfte bereits mit wutverzerrtem Gesicht auf sie zu.

Aus der Hocke stürzte Yuna mit den Zinken voraus auf ihn zu, doch er passte sein Timing an, drückte die Gabel mit einer Hand zur Seite und schmetterte seine andere in Yunas Nacken, als sie auf seiner Höhe war. Wie eine Kanonenkugel zischte sie ab und bohrte sich mit ihrem Kopf in den Kühler des Lastwagens. Sie liess den Dreizack los, stemmte sich mit beiden Händen gegen den Kühler und versuchte sich zu befreien.

»Du hättest wirklich auf mich hören sollen, Mädchen«, sagte Nibori, während er sich ihr näherte. »Du hättest dir eine Menge Schmerzen ersparen können, wenn du bloss getan hättest, was ich verlangte.«

»Ich bin halt dumm!«, fluchte sie in ihrem Gefängnis, aber seine Ohren erreichte nur unverständlicher Lärm.

»Jetzt bekomme ich trotzdem mein Juwel. Und du den Tod.« Er griff nach dem Dreizack, da trat Yuna mit einem Bein nach hinten aus und traf ihn am Kopf. »Au!« Nibori rieb sich seine Wange. »Wozu wehrst du dich noch so? Du hast verloren.« Wieder wollte er den Dreizack nehmen, aber die Jägerin trat wie von Sinnen um sich. »Jetzt reicht es aber!« Er packte ihren Fuss, riss sie aus dem Kühler, wobei ein Teil der Fahrzeugfront mitgerissen wurde, schwang sie hoch und schlug sie neben sich auf die Strasse. Der Asphalt wurde eingedrückt und von Rissen übersät, während die Fahrzeugfront in Dutzende Splitter zerschellte, die sich über die Strasse verteilten.

Yuna schrie auf und wälzte sich in der Wölbung am Boden.

Der Wani liess ihr Bein los und widmete sich wieder dem Dreizack.

»Lauf einfach weg! Vergiss es!«

Niemals! Sie stemmte sich zitternd hoch und wandte sich Nibori zu. »Wir sind noch nicht fertig, Arschloch!«

Er schmunzelte. »Du weisst wirklich nicht, wann es genug ist. Normalerweise bewundere ich Willensstärke. Aber in deinem Fall ist sie einfach nur lästig.«

Mit dem rechten Handrücken wischte sich Yuna über den Mund. Sie bemerkte eine Blutspur daran, beschloss aber sich nicht darum zu kümmern. »Freut mich, dass ich dir so ans Herz gewachsen bin.« Sie ballte ihre Fäuste und hob sie kampfbereit hoch. »Jetzt komm her!«

»Süss.« Nibori ging neben dem Dreizack in die Hocke und streckte seine Hand danach aus.

»Du beschissene Kaulquappe! Traust dich nicht einmal gegen ein Mädchen zu kämpfen!« Sie sammelte Speichel in ihrem Mund und spuckte den Wani an. Auf Hüfthöhe traf das Gemisch aus Speichel und Blut, bevor es eine rote Spur auf dem Weg nach unten hinterliess.

Seine Hand verharrte über dem Stab des Dreizacks. Er warf einen Blick über die Schulter und funkelte die Jägerin mit seinem gelben Auge an. »Hast du mich gerade angespuckt und mit deinem Blut besudelt?«

»Du bist so dämlich!«

Yuna kniff ihre Augen zusammen. »Ja, das hab ich!«

Nibori seufzte und erhob sich, ohne den Dreizack anzurühren. »Bisher hätte ich dich verschont. Du bist zwar eine Nervensäge, aber trotzdem sehr beeindruckend.« Er wandte sich dem Mädchen zu und näherte sich ihm. »Aber diese... diese bodenlose Frechheit werde ich nicht hinnehmen.«

Ein japanisches SommermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt