25 Eine Reise voller Wunder

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»Ich sollte mir mal ein paar Dokumentationen über das Meer ansehen. Die Farben sind interessant.«

Hm... Schön, dass es dir gefällt. Yuna sah immer mal wieder auf eine Seite, damit sie nicht ständig die Unterseite von Emi anstarren musste. Der Aal hatte keinen Ton mehr von sich gegeben, seit sie losgeschwommen waren. Natürlich konnte dies daran liegen, dass zwei Hände in ihrem Mund steckten. »Ist es noch weit?«

»Ja.«

»Okay.« Es kam Yuna vor, als wären sie schon seit einer halben Stunde oder sogar noch länger unterwegs. Zum Glück besass sie den Schattenblick, so war es ihr möglich auch hier unten noch verschwommen zu sehen. Emi war bis fast zum Meeresboden abgetaucht und schwamm vielleicht drei Meter darüber.

Sie zogen an Pflanzen und Felsformationen vorbei. Zu Beginn ihrer Reise entdeckte Yuna sogar ein Korallenriff, was sie verwundert hatte. Sie hatte geglaubt, dass diese Tiere nur in den Tropen gedeihen würden. Tja, wieder etwas gelernt – aber nur weil dieses Wissen von ihrem Oni bewahrt werden würde.

Auch hatte sie eine Gruppe von japanischen Riesenkrabben beobachten können. Der Anblick der langen Beine, die mit köstlichem Fleisch gefüllt waren, hatte die Jägerin daran denken lassen, dass sie noch immer nichts Anständiges zu essen gehabt hatte.

Sie schielte zum Kopf des Aals. »Isst du eigentlich Fische?«

»Ja.«

»Roh?«

»Du doch auch.«

Augenrollend verbesserte sich Yuna: »Ich meinte lebend.«

»Ja. Es ist ziemlich schwierig unter Wasser zu kochen, falls dir das entgangen ist.«

»Stimmt.« Die Oberschülerin musste sich eingestehen, dass ihre Frage tatsächlich etwas dämlich war – auch wenn das kein Grund war so schnippisch zu antworten.

Sie sah einen Tintenfisch vorbei schwimmen. Bei den gleichmässigen Bewegungen seiner Tentakel überlegte sie sich, wann sie das letzte Mal welchen gegessen hatte. Dann fiel ihr ein, dass sie Tintenfisch abgeschworen hatte, nachdem sie den Anime Ika Musume gesehen hatte. Ein Gefühl von Wehmut machte ihr Herz schwer, da dies in ihrem alten Leben geschehen war. Bevor die ganze Sache mit Tirr und den Oni alles zerstört hatte.

Das Gefühl verschwand schneller, als es gekommen war. Sie wusste das auf die Kraft des Oni zurückzuführen. Nach der Katastrophe war sie im Krankenhaus erwacht, wobei Yuna bald bemerkt hatte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Dann hatte Yoshiro sie in einer Nacht besucht, und sie dabei fast zu Tode erschreckt, denn zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie seine Oni-Gestalt gesehen. Wahrlich furchteinflössend.


»Achtung!« Emi schlug wild mit ihrem Schwanz und änderte ihren Kurs.

»Was soll das?«, blaffte Yuna, die sich mit Mühe und Not am Kiefer des Aals festhalten konnte. Dann rauschte etwas Grosses an ihnen vorbei. Die Strömung schüttelte sie durch und zog Yunas Beine mit sich. Sie krallte sich an Emis Zähnen fest.

»AU!« Der Aal wandte sich und wirbelte um die eigene Achse.

»Hör auf!« Sie verschwanden in einer Wolke aus Sand, die aufgewirbelt wurde. »Was ist los?« Yuna fühlte den Meeresgrund in ihrem Rücken, wobei sich Steine hinein bohrten. Sie zog ihre Hände aus dem Mund von Emi.

»Das war ein riesiger Fisch! Vielleicht ein Amemasu, oder ein Shachihoko.«

»Ich versteh kein Wort«, gestand Yuna.

»Er will uns auf jeden Fall fressen. Wir sind lohnende Beute wegen unserer Grösse.«

Eine Wolke aus Luftblasen stieg von Yuna auf. »Kannst du nicht mit ihm reden?«

Ein japanisches SommermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt