,,Pa? Waar ben je?'' Ich laufe jetzt schon seit 5 Minuten durch unser Haus, auf der Suche nach meinem Vater. Montags war Pa's und mein Sporttag. Wir hatten ihn eingeführt damit wir mehr Zeit miteinander verbringen. Mein Vater war die meiste Zeit des Jahres geschäftlich unterwegs, da blieb das meistens leider aus. ,,Man Pa, wo bist du?'', rief ich nochmal auf Deutsch. Ich hörte ein Poltern aus dem Schlafzimmer meiner Eltern und folgte dem Geräusch. Ich fand meinen Vater, seine Krawatte bindend und sein Handy am linken Ohr. Nach ein paar Sekunden schien das Gespräch am Telefon beendet und er wandte sich mir zu. ,,Es tut mir leid, ich muss leider heute schon los zur Arbeit. Ein Kollege ist ausgefallen. Wir holen das nach.'', sagt mein Vater und sieht mich entschuldigend an. Er greift nach seiner Aktentasche, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet. Danke Pa, jetzt ist mein Abend im Eimer, denke ich, aber laut sage ich: ,,Klar, machen wir'', und ringe mir ein Lächeln ab. Was mache ich jetzt?
Nach einer halben Stunde Nichtstun finde ich mich auf einer abgelegenen Strecke wieder. Ich habe beschlossen alleine joggen zu gehen. Anders ging es nicht. Vor dem Spiegel hatte ich mir meine langen, schwarzen Haare hochgesteckt und einige Strähnen herausgezogen. Anders wirkte es meiner Meinung nach zu streng. Ich lief also die Strecke entlang, bis es dunkel wurde. Wisst ihr, die Dunkelheit und ich, wir mögen uns nicht. Gar nicht. Niet. Nada. Beweg dich, Joleen! Mach schon! Ich lief - und stolperte über einen Ast. ,,Scheiße!'', schrie ich durch die Gegend und rappelte mich wieder auf. Etwas kleines lief mir über den Kopf. Regen. Auch das noch. Als Ausgleich für den gestrigen Tag ist der heutige also besonders scheiße, oder was? Völlig durchnässt renne ich durch die Nachbarstraßen zu unserem Haus. Wegen dem Regen habe ich die Augen zusammen gekniffen, und so sehe ich auch nicht, wie ich in jemanden reinlaufe. Wer steht denn bei dem Wetter vor unserer Haustür? ,,Zu dir wollte ich.'', sagt der geisteskranke Jemand plötzlich und stellt sich als - Oh Wunder - Ben heraus. ,,Hmm?'', nuschele ich und sehe ihn an. ,,Äh, ja... Wie kann ich dir helfen?'', setze ich schon ein wenig geistreicher hinzu. ,, Ich hab dir geschrieben. Du hast nicht geantwortet, also bin ich her gefahren.'', antwortet Ben völlig ungerührt. What? Irgendwie ist das... süß? ,, Ja, und jetzt bist du hier.'', murmle ich und suche den richtigen Schlüssel für die Haustür in meiner Jackentasche. ,,Also, ich kann auch wieder gehen.'', sagt Ben und zeigt kurz auf sein Auto. ,,Was? Nein, bleib!'', rufe ich hektisch und schiebe ihn zur Haustür rein. ,,Kann ich dir etwas anbieten? Tee, Saft, Limo, Cola, Kakao, Kaffee...'' Während dem Reden ging ich in die Küche und stellte mich vor den Kühlschrank. ,,Also Kakao ist gar kein Problem, ich mach gleich welchen.'', setze ich hinzu und schaue ihn aufmerksam an. ,,Danke, dann nehm ich den.'' Ich verschwand kurz im Bad und zog mir einen großen Hoodie und Jeans an. Dann erschien ich wieder in der Küche und fing damit an, Kakao nach meinem Rezept zu machen. Jaah, ich habe dafür ein Rezept. Kommt damit klar! ,, Kann ich dir helfen?'', höre ich Bens Stimme direkt hinter mir, an meinem Ohr. ,,Da'', ist das einzigste was ich sage und deute auf ein kleinen Berg Schokolade in verschiedensten Sorten. Er versteht und macht sich daran, diesen zu zerkleinern. Braver Junge. Die Milch kocht bereits, also gebe ich die Schokolade hinzu. Bevor ich alle Schokoladenstücke in die Milch werfen konnte, schnappte Ben sich ein Stück und schob es sich in den Mund. ,,Hey!'', rief ich gespielt empört und schlug ihm sachte gegen den Arm. Er hob die Augenbrauen und sah überrascht auf mich runter. Sein Blick war der Hammer. Ich konnte nicht anders und musste lachend kurz das rühren im Topf unterbrechen. ,,Was ist so lustig?'', fragte Ben grinsend. ,,Nichts, ich freue mich nur darüber, dass du hier bist. Kannst du ja öfter machen.'', sagte ich leise lachend. ,,Also nur wenn du willst.'', setzte ich schüchtern hinzu und konzentrierte mich darauf, die Schokolade in der Milch nicht anbrennen zu lassen. Plötzlich legten sich von hinten zwei Arme um meinem Bauch und hielten mich fest. ,,Wenn du schüchtern bist, bist du noch süßer als ohnehn schon'', flüsterte Ben direkt an meinem Ohr und zog mich nah an sich. Ich schloss die Augen und lehnte mich an ihn. Und wieder einmal wusste Ben, was ich gerade jetzt brauchte. Blödmann. ,,Ich würde dich jetzt gerne küssen. Sorry, I can't do this anymore.'', hauchte Ben und drehte mich in seinen Armen um. ,,Dann tu's'', antwortete ich ebenso leise und spürte kurz darauf schon Bens Lippen auf meinen. Der Kuss war nicht wild oder leidenschaftlich. Er war zart, liebevoll und ziemlich romantisch. Wie der erste Kuss war er atemberaubend und sehr innig. Gar nicht, als wären wir erst seit ein paar Tagen miteinander bekannt. Meine Hände wanderten zu seinem Hals. Während meine rechte Hand sich um seinen Nacken legte, strich die andere mit dem Daumen über den Ansatz seines Kinns. Bens Hände blieben wo sie waren: Um meine Hüfte geschlungen. ,,Bleibst du heute Nacht hier?'', fragte ich leise nachdem wir den Kuss beendet hatten. Er nickte und lehnte seine Stirn gegen meine. ,,Wir müssen noch den Kakao trinken.'', flüsterte ich und brachte ihn zum Grinsen. ,,Darf ich dich jetzt küssen wann ich will?'', fragte Ben. Und wartete nicht auf meine Antwort ab. ,,Warumfrage ich? Ich tu's einfach.'', lachte er und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Blödmann.