Kapitel 10

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Jace hat die besondere Fähigkeit mich immer wieder auf's neue zu verwirren. Manchmal ist er so fürsorglich und dann ist er wieder so arrogant und unnahbar. Das passt einfach nicht zusammen! Hastig stehe ich auf, da ich spät dran bin. Nachdenken beansprucht viel Zeit, nur habe ich die morgens leider nicht. Schnell mache ich mich für die Schule fertig, setze mich in mein Auto und fahre los. Wie jeden morgen biege ich auf den Schulparkplatz ab und möchte am liebsten sofort wieder umdrehen. Und ebenfalls wie jeden morgen steht Jace Auto auch schon da. Lässig steht er mit seinen Freunden neben seinem Auto und raucht. Ich steige aus und schnappe mir meine Tasche.

"Du hattest nur vier Weiber diese Woche?", lacht Jace.

Ich verdrehe die Augen. Das kann nicht sein ernst sein! Wie redet er bitte über Frauen? Als wären sie ein Besitz oder eine Trophäe, die man erobern musste. Um sie anschließend wieder fallen zu lassen. Einfach nur widerlich!

"Also ich hatte schon was mit sechs Weibern diese Woche", prahlt er nun und reckt sein Kinn in die Höhe. Dann schweift sein Blick zu mir. Ausdruckslos sehen wir uns einen Moment an, ehe ich weiter gehe. "Aber mit so einer würde ich niemals etwas haben", er deutet auf mich.

Mir fällt wortwörtlich die Kinnlade runter. Ich bin also so eine? Er würde außerdem niemals was mit mir haben, weil ich es niemals so weit kommen lassen würde.

"Wieso die ist doch scharf", ruft ein anderer und pfeift mir hinterher.

Kopfschüttelnd laufe ich weiter und steuere direkt auf unsere Klasse zu. Wie ekelhaft konnte eine Gruppe von Kerlen bloß sein? Angewidert verziehe ich mein Gesicht.

"Wen hast du denn gesehen?", ruft Matt und mustert mich schmunzelnd.

"Jace", antworte ich augenverdrehend. "Er hat mit seinen Freunden über seine neuesten Eroberungen gesprochen. Ich musste mich zusammen reißen ihm nicht vor die Füße zu kotzen".

"So schlimm?".

"Was ist so schlimm?", fragt Ruby gut gelaunt.

"Malou hat Jace und seine Freunde über ihre neuesten Eroberungen reden hören".

"Ew. Das ist wirklich so schlimm", erwidert Ruby und verzieht ihr Gesicht.

"Ja besonders nachdem er gestern so nett zu mir war", murmele ich nachdenklich.

Verwirrt sehen Ruby und Matt mich an. Kurzerhand erzähle ich ihnen davon, wie er Lilli ins Bett gebracht und mich zugedeckt hat.

"Krass, das passt einfach nicht zusammen", denkt Ruby laut nach.

"Ach und eben draußen hat er gesagt, dass er niemals was mit einer wie mir haben würde", füge ich noch hinzu. Matt sieht mich erstaunt an.

"Warum überrascht dich das so, Matt?", frage ich ihn.

"Ach ehm..nur so", stammelt er ertappt

Verwirrt runzle ich die Stirn und wir machen uns auf den Weg ins Klassenzimmer. Wie jeden Tag setzen wir uns auf unsere Plätze und warten auf die Lehrerin, die keine Minute später eintrifft.

"Ich habe mehrere Informationen für sie. Zum einen werden sie heute ihre Leistungskurse wählen und zum anderen teile ich ihnen hiermit mit, dass es wie im letzten Schuljahr angekündigt nächste Woche auf Klassenfahrt geht. Das hatten wir ja so besprochen. Ich hoffe ihr habt das nicht alle vergessen", informiert sie uns.

Die Klassenfahrt! Das habe ich ja total vergessen. Mir graut es jetzt schon davor. Und dann ausgerechnet auch schon nächste Woche.

"Was wählst du?", flüstert Ruby neben mir.

"Bio und du?", flüstere ich zurück.

"Deutsch. Matt auch", sie verzieht ihr Gesicht.

Na super Leistungskurs ohne meine Freunde. Das wird langweilig werden, aber Biologie lag mir schon immer besser als Deutsch. Die Stunden vergehen heute tatsächlich relativ schnell und ehe ich mich versehe, befinde ich mich schon wieder auf dem Weg zu meinem Auto. Schon von einiger Entfernung sehe ich, dass Jace auf meiner Motorhaube sitzt und raucht.

"Runter von meinem Auto", sage ich bedrohlich als ich an diesen ankomme.

"Beruhig dich Kätzchen", antwortet er ruhig und grinst.

"Kätzchen?", schnaube ich verächtlich und ziehe meine Augenbrauen hoch.

Jace springt elegant von meiner Motorhaube und kommt dicht zu mir. Er zieht an seiner Zigarette und pustet den Rauch in meine Richtung. "Ja Kätzchen". Er grinst.

Als ich den Rauch einatme, muss ich husten. "Puste mir das Scheißzeug nicht ins Gesicht", murmle ich zwischen den Hustern. Statt zu antworten lacht er nur rau.

Ich ignoriere sein Lachen und schließe mein Auto auf. Hastig verstaue ich meine Tasche auf der Rückbank und steige dann ein.

"Wo fahren wir hin?", fragt Jace, der sich einfach auf den Beifahrersitz gesetzt hat.

"Wir?", ich ziehe meine Augenbraue hoch und sehe entgeistert zu ihm rüber.

"Meine Mum brauchte mein Auto und jetzt musst du mich mitnehmen, weil ich sonst laufen muss", erklärt er.

"Muss ich das?", frage ich provokant zurück.

"Könntest du mich bitte mitnehmen?".

"Hast du gerade bitte gesagt?", frage ich ihn erstaunt und drehe mich zu ihm.

"Jetzt provozier mich nicht", murmelt er und beugt sich etwas zu mir rüber.

"Das würde ich nie tun", erwidere ich und lächle unschuldig.

"Also?".

"Ausnahmsweise, aber rutsch wieder rüber auf deinen Platz", weise ich ihn an.

"Wieso?", fragt er leise und kommt noch etwas näher.

Ich kann beinahe seinen Atem an meiner Wange spüren. Unbehaglich rutsche ich hin und her. Ich könnte noch nicht mal behaupten, dass mir seine Nähe nicht gefällt. Aber Jace ist Jace.Ich schlucke laut hörbar. "Weil ich..es sage".

"Klingt nicht besonders überzeugt", haucht er und rutscht dann aber doch wieder rüber.

Ich atme einmal tief durch und entspanne mich wieder etwas. Dann starte ich den Motor und fahre los. Jace drückt auf den Knopf vom Radio und schon ertönt Radioactive von den Imagine Dragons aus den Boxen.

"Du hörst die Imagine Dragons?", fragt er erstaunt.

"Ja", gebe ich zurück und sehe konzentriert auf die Straße.

"Wow", er nickt anerkenned. "So viel Geschmack hätte ich dir gar nicht zugretraut. Die Imagine Dragons sind meine Lieblingsband".

"Was wirklich?". Ich sehe kurz zu ihm rüber und er nickt. "Jetzt bin ich wirklich überrascht".

Das nächste Lied beginnt. Es ist Demons, was wirklich mein absolutes Lieblingslied ist.

"When you feel my heat, look into my eyes, its where my Demons hide...", kann ich mich nicht halten mitzusingen und auch Jace wippt im Takt mit und trommelt mit seinen Fingern auf meinem Amaturenbrett. Ich drehe die Musik etwas lauter. Kurze Zeit später halte ich vor dem Haus von Jace.

"Danke für's fahren Babe". Er haucht mir einen Kuss auf die Wange, steigt aus und geht in sein Haus. Mit meiner Hand fasse ich mir an die Stelle, auf der eben seine Lippen waren. Kopfschüttelnd fahre ich ins Cafe, weil ich arbeiten muss.

Another Bad Boy StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt