Die Schicht geht schnell rum und ich fahre wieder nach Hause. Hastig laufe ich nach drinnen, weil es draußen wie aus Eimern schüttet. Das typische Herbstwetter halt, aber ich liebe den Regen. Wie sagt man so schön, manche werden nur nass, andere spüren den Regen. Drinnen ziehe ich mir die nassen Sachen aus und stelle meine Tasche ab. Dann mache ich mich auf den Weg in die Küche.
"Hey Mum", sage ich gut gelaunt und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
"Hey Malou, wie war dein Tag?", fragt sie und lächelt.
"Im Großen und Ganzen gut. Gibt's irgendwas neues?", interessiert sehe ich sie an.
"Oh ja in der Tat. Morgen Abend kommen die Millers vorbei und wir essen alle gemeinsam Abendessen", erzählt sie begeistert.
"Das ist ein Witz oder?".
"Nein Schätzchen. Jaden und Lilli haben sich schon so oft getroffen es wird langsam mal Zeit, dass ich Frau Miller kennenlerne".
"Christina ist wirklich toll", lächle ich in Gedanken an sie.
"Ja und Jace kommt auch mit. Ihr beide versteht euch doch so gut. Zumindest hat Christina das gesagt".
Entgeistert lausche ich den Worten meiner Mutter. "Das würde ich jetzt nicht so sagen, aber ich werde da sein", murmle ich und gebe mich geschlagen.
"Ach und wo wir schon über Jaden sprechen. Könntest du Lilli schnell abholen?".
"Ja", seufze ich genervt und ziehe meine Sachen wieder an und setze mich ins Auto.
Als ich bei den Millers ankomme, steige ich aus und laufe zu Tür, um nicht komplett nass zu werden. Ich drücke auf den Klingelknopf und warte bis mir jemand die Tür aufmacht. Gefühlte Minuten später öffnet sich endlich die Tür und Jace steht vor mir. Ich sehe an ihm runter und stelle fest, dass er nur in Boxershorts da steht. Ich beiße mir auf die Lippe.
"Willst du noch weiter starren oder kommst du jetzt rein?", fragt Jace amüsiert.
Ertappt sehe ich wieder hoch in sein Gesicht und merke wie ich rot anlaufe. "Ich komme rein", murmle ich verlegen.
"Wie schon mal gesagt: Ich finde meine Wirkung auf dich wirklich interessant", haucht Jace in mein Ohr. Seine Lippen streifen meine Wange und ich erschaudere leicht.
"Ich hab dir auch schon gesagt, dass du dir bloß nichts darauf einbilden sollst", erwidere ich.
"Das sagen sie alle...", setzt er an.
"Ich will absolut nichts von deinen Betthäschen wissen, okay?", blocke ich ihn reserviert ab. "Ich will nur meine kleine Schwester abholen".
"Das heißt ich möchte", verbessert er mich und lächelt dreist.
"Was weißt du schon von manieren?", blaffe ich ihn an.
"Mehr als du denkst".
"Wie wäre es wenn du dir was anziehst? Man öffnet so niemanden die Tür".
"Dein Wunsch ist mir Befehl", er macht einen Knicks und geht dann nach oben. Schmunzelnd sehe ich ihm hinterher. Dann bemerke ich Christina, die im Türrahmen der Küche lehnt und uns grinsend beobachtet.
"Du könntest ihm wirklich noch einiges beibringen", murmelt sie und lächelt leicht.
"Tut mir leid dich zu enttäsuchen, aber ich denke da besteht wenig Hoffnung", erwidere ich lachend. Auch Christina muss lachen.
"Er war nicht immer so", sagt sie in Gedanken versunken.
"Wer war nicht immer so?", fragt Jace der nun in Jogginghose und T-shirt neben mir steht.
"Ach niemand", wehrt sie ihn ab. "Ich mach dir mal einen Tee Malou. Du bist ja völlig durchnässt". Ehe ich irgendwas sagen kann, verschwindet sie in der Küche.
Jace läuft kurz nach oben und kommt mit einem Pullover von ihm wieder. "Hier zieh den an, sonst wirst du krank". Er gibt mir den Pullover. "Das Bad ist gleich da vorne", erklärt er und deutet auf eine Tür.
Ich nehme den Pullover, gehe ins Bad und tausche ihn gegen meinen Pitschnassen Pullover. Das mir der Pulli von Jace fast bis zu den Knien geht, ignoriere ich gekonnt und gehe wieder zurück zu Jace. Dieser mustert mich grinsend.
"Was ist so komisch?", irritiert sehe ich an mir runter.
"Du siehst aus wie ein Zwerg in dem Pullover", prustet er nun vor lachen.
"Ja sehr witzig ha ha ha. Es kann ja nicht jeder so ein Riese wie du sein", schmolle ich.
Da kommt Christina mit drei Tassen Tee wieder und wir setzen uns alle drei ins Wohnzimmer. Vorsichtig trinke ich einen Schluck aus meiner Tasse. Jace sitzt dicht neben mir. Eine Weile sitzen wir schweigend da.
"Ich hole mal Lilli und Jaden", sagt Christina und verschwindet nach oben.
Jace dreht sich zu mir und streicht mir behutsam eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Verunsichert blicke ich ihm in die Augen. "Ich muss gehen", hauche ich leise.
"Ich weiß", murmelt Jace und legt seine Stirn an meine. Ich schließe die Augen und er tut es mir gleich.
Plötzlich stehe ich entschlossen auf. "Wirklich ich muss gehen. Meine Mum wartet ich soll nur schnell Lilli abholen", rattere ich schnell runter und laufe in den Flur. Genau in dem Moment kommen Lilli, Jaden und Christina die Treppe runter. Ich verabschiede mich schnell von Christina und steige mit Lilli in mein Auto. Schweigend fahren wir nach Hause und dort angekommen gehe ich sofort in mein Zimmer.
Ich lege mich auf mein Bett und schließe die Augen. Was genau war das eben? Ich darfnicht vergessen, dass Jace, Jace ist. Er wird sich niemals ändern. Frauen sind für ihn nur eine Eroberung, nur eine weitere Trophäe, von denen er mehr als genug hat.
Kurzerhand nehme ich mir meinen Laptop, gehe auf Skype und rufe Ruby an. Sie geht sofort ran und wenige Sekunden später erscheint ihr Gesicht auf meinem Display.
"Alles in Ordnung Malou?", fragt sie besorgt.
"Meine Mum hat Jace und seine Familie morgen Abend zum Essen bei uns eingeladen", seufze ich.
"Mein Beleid", murmelt sie und verzieht ihr Gesicht.
"Und eben als ich Lilli abgeholt habe, stand Jace nur in Boxershorts vor mir und hat mich beim starren erwischt", berichte ich weiter und vergrabe mein Gesicht in den Händen.
"Okay, das ist peinlich". Ruby verkneift sich das Lachen.
Wir reden noch etwas, bis wir beide irgendwann schlafen gehen. Lange wälze ich mich hin und her, bis ich in einen leichten Schlaf falle. Meine Träume drehen sich um Zigarettenrauch und Tattoos. Am nächsten Morgen wache ich hundemüde auf, mache mich für die Schule fertig und fahre los.
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Another Bad Boy Story
Teen FictionJace und Malou. Malou und Jace. Zwei die verschiedener nicht sein konnten. Er ist arrogant, überheblich und selbstüberzeugt. Sie ist selbstlos, hat eine große Klappe und ist selbstbewusst. Doch was steckt hinter den Fassaden? Was verbergen sie? Nach...