Kapitel 14

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Matt seufzt nur laut, statt zu antworten.

"Matt du musst auch mal die offensive ergreifen", fordere ich ihn auf. Ratlos sieht er mich an. "Geh zu ihr und tanz mit ihr. Lass sie dir nicht von fremden Kerlen wegschnappen".

Ehe ich mich versehe geht Matt ebenfalls auf die Tanzfläche und verdrängt gekonnt den anderen Typen, um dann selber mit Ruby zu tanzen. Und so bleibe ich nur ich über und trinke in Ruhe meinen Cocktail aus. Schon nach kurzer Zeit merke ich den Alkohol.

Plötzlich steht Jace vor mir und hält mir seine ausgestreckte Hand hin. "Darf ich bitten?".

Ich nicke leicht und ergreife seine Hand. Gemeinsam gehen wir zu Tanzfläche. Ich versuche locker zu bleiben und lasse mich einfach vom Takt der Musik tragen, dann sehe ich auf zu Jace.

"Sag mal hast du gekifft?", frage ich ihn verwundert. Seine Pupillen sind groß und auch insgesamt wirkt er anders als sonst.

"Ja", murmelt er lachend. "Aber erzähl es nicht meiner Mum, sonst bringt sie mich um".

Wortlos drehe ich mich um und gehe zurück zu meinem Tisch. Mit Kiffern möchte ich nichts zu tun haben.

"Geh doch nicht einfach weg", ruft Jace beleidigt, setzt sich auf den Boden und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Dein Ernst?", rufe ich schmunzelnd und lege den Kopf schief.

"Ja und wenn du nicht wieder kommst ziehe ich mich aus".

"Das tust du nicht". Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen.

Statt zu antworten zieht Jace sich sein Shirt über den Kopf und wirft es in meine Richtung. Er grinst provokant. Ich stehe auf und hebe das Shirt wieder auf.

"Bist du jetzt vollkommen verrückt? Zieh das wieder an". Ich werfe das Shirt wieder zu ihm und halte ihm die Hand hin, um ihn hochzuziehen. Jace ergreift meine Hand und statt sich hochzuziehen, zieht er mich zu sich auf den Boden.

Lachend lande ich neben ihm auf dem Boden. "So war das nicht gemeint", pruste ich. Jace bricht ebenfalls in Lachen aus und mustert mich.

Langsam kommt er mir immer näher. Sein Blick wandert zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her.

"Oh nein mein Lieber", rufe ich hastig und drücke ihm sein Shirt in die Hand. "Du bist breit und halbnackt. Das wird nicht passieren".

Jace zieht sich sein Shirt wieder an und ich atme erleichert aus. Wir stehen wieder auf und sehen uns ratlos an. "Vielleicht solltest du besser nach Hause und deinen Rausch ausschlafen", schlage ich vor.

"Ich kann so nicht nach Hause", murmelt er und ich sehe zum ersten Mal Verzweiflung in seinen Augen.

"Wieso nicht?", frage ich verwirrt.

"Meine Mum reißt mir den Kopf ab, weil mein Vater Drogenabhängig war", haucht er kleinlaut.

Und aufeinmal sehe ich Jace in einem komplett anderem Licht. Hier vor mir, steht nicht der arrogante und überhebliche Jace, sondern ein verletzter, kleiner Junge. Und ich habe Mitleid mit ihm. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Mitleid mit Jace Miller.

"Du kannst bei mir schlafen", murmle ich leise.

"Wirklich?", er sieht überrascht auf.

"Meine Mutter ist nicht da und Lilli ist bei euch".

"Danke Malou".

Schweigend verlassen wir den Club und ziehen gemeinsam durch die Straßen.

"Sicher, dass wir nicht mit meinem Motorrad fahren sollen?", fragt Jace zum gefühlt tausendsten Mal.

"Jace, ja! Du bist völlig dicht", entfährt es mir genervt.

"Und du verurteilst mich dafür", stellt er fest.

"Ich bin einfach gegen Drogen, okay?".

Wir laufen weiter durch die kühle Nachtluft und ich merke, dass ich wieder komplett nüchtern bin. Wenige Zeit später kommen wir bei mir zuhause an. Ich schließe auf und wir gehen gemeinsam nach drinnen.

"Mum?", rufe ich laut.

"Ich dachte sie wäre nicht da", flüstert Jace neben mir panisch.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie noch bei der Arbeit ist. Sie kommt erst morgen früh wieder und ich wollte nur auf Nummer Sicher gehen", erkläre ich ihm.

Mühsam befreie ich meine Füße von den Highheels und seufze zufrieden.

"Warum tragt ihr Frauen, diese Teile, wenn sie doch so sehr weh tun?".

"Weil es besser aussieht und weil Ruby mich gezwungen", antworte ich schulterzuckend

"Du siehst auch so gut aus".

"Keine Anmach-Versuche, klar?".

"Das war nur ein Kompliment".

"Danke Jace".

Wir gehen nach oben in mein Zimmer und Jace legt sich natürlich direkt auf mein Bett.

"Na klar warum auch nicht?", murmle ich kopfschüttelnd und muss gleichzeitig schmunzeln.

Hastig schminke ich mich ab und binde meine Haare zu einem Zopf zusammen.

"Jace?".

"Ja?".

"Ehm..kannst du vielleicht den Reisverschluss von meinem Kleid öffnen?", druckse ich verlegen herum.

"Nichts lieber als das", erwidert er grinsend.

Ich verdrehe meine Augen. Jace steht auf und stellt sich dicht hinter mich. Behutsam streicht er mir über meine Arme und legt dann meinen Zopf beiseite. Langsam zieht er den Reisverschluss herunter und streicht über meinen Rücken. Augenblicklich bekomme ich Gänsehaut.

"Tue das nicht, Jace", hauche ich und drehe mich um.

"Wieso nicht?", flüstert er und streicht mit seiner Hand über meine Schläfe.

"Weil du, du bist und ich, ich bin. Wir sind so unterschiedlich".

"Ich denke wir sind uns ähnlicher, als wir es uns eingestehen wollen", sagt Jace behutsam.

Ich sehe ihn an und er sieht mindestens genauso verzweifelt aus wie ich. Vielleicht hat er recht. Vielleicht sind wir beide ähnlich kaputt von unseren Geschichten. Wer weiß das schon?

"Du bist immernoch bekifft. Du wirst dich morgen an nichts von dem erinnern", murmle ich. Jace nickt leicht.

Wir legen uns ins Bett. So dicht lag Jace noch nie neben mir. Und es wird auch nie wieder passieren. Seine Nähe macht mich ganz unruhig. Lange liege ich da und kann nicht einschlafen. Ich finde einfach keine Ruhe und wälze mich hin und her.

"Kannst du nicht schlafen?", flüstert er leise.

Ich antworte nicht und versuche möglichst ruhig und flach zu atmen.

"Tut mir leid, dass ich mich immer wie ein Arsch benehme. Du hast so viel besseres verdient", redet er leise weiter, in dem Glauben, das ich schlafe.

Ich lächle leicht und schließe meine Augen. Und tatsächlich falle ich schon nach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf. Als ich am nächsten Morgen aufwache, stelle ich als erstes Fest, dass ich alleine bin. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht bin. Erschöpft setze ich mich auf und bemerke einen Zettel auf meinem Nachtschrank.

Ich bin schon gegangen. Danke, dass ich bei dir sein durfte. Wir sehen uns morgen im Bus bei der Klassenfahrt. J.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2019 ⏰

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