Kapitel 9 - Die Wege trennen sich

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"Meinetwegen darfst du mit Kleiner.
Aber hast du dir das wirklich gut überlegt? Das kann sehr gefährlich werden da draußen wenn dich keine geschützten Mauern umgeben."

"Das weiß ich doch!"
"Na dann.
Also ich werde in ein paar Tagen aufbrechen. Wo wohnst du denn?"

"Ich schlafe in einer kleinen Ecke ganz hinten im Stall. Da wird das Heu gelagert, das die Pferde bekommen."

"Warte mal kurz einen Moment, ja?"
Nachdem ich das gesagt habe, stehe ich auf und gehe nach draußen zu Tobi. "Du Tobi? Wäre es für dich in Ordnung wenn Anderlin hier bleibt bis wir aufbrechen?"

"Warum "wir"?" fragt mein Bruder leicht verwirrt
"Er wird mich begleiten." Mit einer kurzen Zusammenfassung erkläre ich ihm, warum ich ihn mitnehme.
"Bei allen Göttern...
Der arme Junge. Natürlich kann er bleiben, das ist ja nicht zumutbar."

"Du bist der Beste Tob'."
"Tob'? Was soll das denn?"
"Wie du mir, so ich dir."

Dann gehe ich wieder rein und überbringe Anderlin die tolle Nachricht. Seine Augen werden noch größer als sie sowieso schon sind. Sie scheinen nun sein halbes Gesicht einzunehmen.
"Das würdet ihr wirklich tun?" fragt er ungläubig.

"Aber natürlich würden wir das tun Kleiner. Du bist nun wirklich keine Belastung."
"Du bist echt nett, danke Vabea"
"Dafür musst du meinem Bruder danken, nicht mir."

Mit einem dankbaren Blick rennt er raus zu Tobi, der gerade mit einem Dolch fertig geworden ist und ihn in einen Eimer mit Wasser gelegt hat, so dass es laut zischt, springt hoch und fällt ihm um den Hals.

Von der Attacke überrascht, schaut mich mein Bruder überrumpelt an, schlingt daraufhin aber seine Arme um Anderlin, damit er nicht herunterfällt. Nach einigen Sekunden setzt er ihn wieder auf dem Boden ab und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Da es später Nachmittag ist, gehen wir rein und albern den Rest des Abends herum.

Zeitsprung: zwei Wochen später

Probehalber balanciere ich Seelendieb auf meinem Zeigefinger und nicke meinem Bruder anerkennend zu.
Er hat mir einen neuen Griff gemacht und die Balance perfekt hinbekommen. Mit einer eleganten Bewegung meines Zeigefingers werfe ich das Schwert ein Stückchen in die Luft und fange es, am Griff haltend wieder auf. Anschließend stecke ich es in die Scheide zurück und schnalle sie mir auf den Rücken.

Tobi steht neben mir und hält die Zügel des pechschwarzen Hengstes Feuerherz in den Händen, den Jon ihm zur Verfügung gestellt hat.

Als Anderlin kommt, setzt mein Bruder ihn auf den Rücken des Pferdes und auf ein Kopfnicken seinerseits gehen wir los.
Nach einigen Stunden kommen wir an eine tiefe Mauer, um die Tobi herumgehen muss um dann auf der anderen Seite wieder zurückgehen zu können. Das ist der Ort an dem es für uns heißt, Abschied zu nehmen.

Anderlin rutscht von Feuerherz runter und wir drei umarmen uns ganz lange.
Das ist die letzte Umarmung mit meinem Bruder für eine sehr lange Zeit.

Tobi POV:

Seit viereinhalb Tagen reite ich nun schon Richtung Mauer. Dabei halte ich mich an die Wegbeschreibungen, die Vabea mir gegeben hat, da sie schon einmal vor der Mauer stand und dort diesen Hund gefunden hat. Momentan reite ich durch einen Wald, an dessen Rand ich bald angelangt bin.

Durch den Schnee, der immer dichter wird muss ich meine Augen zusammenkneifen um überhaupt etwas erkennen zu können.
Etwa eine halbe Meile vor mir kann ich etwas ausmachen. Ich kann die kleinen Umrisse eines Pferdes ausmachen, das in meine Richtung galoppiert - ohne Reiter. An der Stelle, an der das Pferd losgaloppiert ist, sehe ich eine schwarze Kugel, die auf dem Boden herumrollt.

Die Bastarde von Westeros (Game of Thrones ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt