Kapitel 21 - Kleine Wunden können ebenso schwer verletzen wie große

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Anderlin POV:

Seit ungefähr zwei Stunden schon warte ich jetzt darauf, dass Vabea mich holen kommt. Doch sie kommt nicht. Sie kommt einfach nicht.

Während ich gewartet habe habe ich einen Dolch geschliffen, den Vab' mir geschenkt hat. Danach habe ich in einen umgekippten Baumstamm ein x reingeritzt. Nun werfe ich den Dolch aus einiger Entfernung auf den Stamm und versuche das x zu treffen.
Nach dem 257. Wurf wird meine Langeweile zu groß und ich stecke den Dolch zurück in meine Tasche.

Jetzt reicht's! Ich werde jetzt nachschauen wo sie bleiben!
Entschlossen gehe ich zu unserem Pferd und binde es los. Dann steige ich auf den Baumstamm und versuche mich rauf zu schwingen, scheitere dabei jedoch.
Wenn die Dothraki das schaffen, werde ich es doch wohl auch schaffen!

Nach einigen Versuchen habe ich es tatsächlich geschafft und sitze mehr oder weniger auf dem Pferd. Ich treibe es an und es läuft zu dem Dorf, oder zumindest was es einmal war.
Als ich ein Zelt erblicke, das noch steht reite ich dort hin. Dort sitzt Khal Drogo und vor ihm kniet Vab' auf dem Boden. Sie tupft auf seiner Brust herum. Nachdem ich ein wenig näher rangeritten bin, sehe ich, dass sie anscheinend eine Wunde verarztet, die auf seiner Brust klafft.

Vor ihm auf dem Boden liegt ein toter Dothraki. Die restlichen Dothraki stehen um sie herum. Nachdem sie dem Khal einmal zugenickt hat steht sie auf und raunt Daenerys und Jorah etwas zu. Dann lässt sie ihren Blick über die Menge schweifen, direkt zu mir.

Mühselig mache ich mich kleiner und versuche mich hinter dem Pferdehals zu verstecken. Doch offenbar klappt es nicht, denn ich höre Schritte auf mich zukommen. Krampfhaft schließe ich meine Augen. Die Schritte bleiben stehen. Vorsichtig öffne ich ein Auge.
Vab' steht mit verschränkten Armen vor mir und sieht mich tadelnd an. Ich lächle nur entschuldigend zurück.

Daraufhin verdreht sie nur die Augen und hebt mich von dem Pferd runter.
"Was soll das Anderlin? Ich sagte doch, du sollst warten und ich hole dich." Fragt sie mich. " Ja schon, aber jetzt habe ich sooooooo lange gewartet!"
"Manchmal muss man eben warten. Es geht eben nicht alles so schnell wie du denkst." "Schade." antworte ich nur.

"Kinder" seufzt sie nur als sie sich von mir wegdreht.

Vabea POV:

Die Hexe, Mizzi Maz Duur geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Die ganze Zeit schon schwirren mir Gedanken über sie durch den Kopf. Khal Drogo wurde von einem anderen Khal bei einem Zweikampf verletzt. Noch immer weiß ich nicht worum es dort ging.
Der andere Khal hinterließ mit seinem Arakh, einer sichelartigen Waffe einen tiefen Schnitt in Drogos Brust. Die Hexe gab ihm Aznei, welche ich noch nie zuvor gesehen habe.

Danach bat die Khaleesi mich darum, dass ich mir die Wunde noch einmal ansehe, da ich mir durch meine Jahre in der Wildnis einiges Wissen an Wundversorgung angeeignet habe.

Jetzt stehe ich vor dem Zelt, in dem Daenerys und Drogo leben. Eine der zwei Wachen, die das Zelt bewachen, tritt vor und sieht mich angewidert an. Dann spricht er mich mit schroffen Worten an, von denen ich kein einziges verstehe. "Vabea" sage ich langsam und deute auf mich. Angestrengt schaue ich nach oben und rufe mir die dothrakischen Worte ins Gedächtnis, die Jorah mir beigebracht hat.

Irgendwie schaffe ich es, zu erklären, dass Daenerys nach mir geschickt hat.  Die andere Wache scheint mich zu verstehen, denn er spricht mit dem anderen und schließlich darf ich doch eintreten.  Die Szene, die sich mir bietet lässt meinen Atem stocken. Khal Drogo liegt in seinem Bett, eine riesige entzündete Wunde klafft auf seiner Brust. Daenerys sitzt neben ihm, weint und tupft mit einem Tuch über seine Stirn. Sie scheinen mich nicht wahrzunehmen.

Die Bastarde von Westeros (Game of Thrones ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt