Zeit im Krankenhaus

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Langsam öffnete sie ihre Augen. Der Geruch von Desinfektionsmittel stieg ihr aufdringlich in die Nase, dass sie niesen musste.
>>Wo bin ich?<<, dachte sie.
Erst jetzt fiel ihr der Schmerz auf, welcher ihr Kopf auslöste. Kaum eine Bewegung war möglich. Ihren Arm konnte sie nicht mal mehr bewegen.
>>Was ist hier los?!<<
Als sie zur Seite sah, konnte sie ihre Eltern und den Chauffeur erkennt.
,,Mutter? Was ist passiert?", murmelte sie.
,,Gott sei Dank, Kind! Du bist endlich wach!", rief ihre Mutter völlig außer sich.
,,Du hattest einen Unfall!", mischte sich nun ihr Vater ein.
>>Ein Unfall?<<
Ein Arzt betrat das Zimmer, doch davon bekam sie nicht mehr findet. Vor ihren Augen wurde es schwarz.

Weitere Tage vergingen, wo Michiru sich kaum in der realen Welt befand. Elza hatte erfahren, was passiert war und besuchte sie des Öfteren.
Haruka nahm sich am heutigen Tag vor, sie zu besuchen. Michiru hatte es ihr mal geschrieben, als ihr es doch mal etwas besser ging. Doch als sie auf dem Weg war, wurde sie von einem Fan abgehalten.

Es klopfte an der Tür und sie wartete ein 'Herein' ab. Doch es war nicht von Michiru, sondern von ihren Eltern. Trotzdem kam sie hinein. Michirus Eltern waren gerade am Anziehen und wollten gehen.
,,Tschüss Michiru ", hauchte die Mutter und küsste sie auf die Stirn, denn diese war mal wieder nicht wach.
,,Schläft sie?", fragte er Elza.
,,Nein, wir waren vorhin nur mal kurz mit ihr im Gang, als sie wieder zusammengebrochen ist."
Die Rothaarige nickte und setzte sich auf das Bett ihrer Klassenkameradin. Die Eltern winkten ihr und verließen dann das Zimmer.
Nun war sie alleine mit ihr. Aber Michiru würde nicht mit ihr reden.
>>Ein Glück liegt sie nicht im Koma...<<, dachte sie.
,,Und da war Haruka nicht einmal da. Du tust mir so leid. Du scheinst ihr doch nicht so wichtig zu sein.."
Schon bald war die Besucherzeit vorbei und die Sprinterin wurde herausgeschmissen.

Als Haruka am Krankenhaus angekommen war, war sie Besucherzeit seit 20 Minuten vorbei. Sie stöhnte genervt aus und legte den Kopf in den Nacken.
,,Na super!", fluchte sie total geschafft.
Ihr Herz raste noch, da sie den Weg hier her gerannt war.
Und trotzdem war sie nicht rechtzeitig angekommen und das Krankenhaus würde ganz sicher keine Ausnahme für sie machen.
Jedoch entschied sie sich dafür, am folgenden Tag bereits am Vormittag zu kommen und die Schule einfach mal ausfallen zu lassen. Sie war selten nicht da und konnte sich das auch mal erlauben.
Kurz griff sie nach ihrem Handy, um Michiru anzurufen. Sie hatte ja keine Ahnung, wie es der Künstlerin gerade ging und was sie machte. Doch diese konnte das Telefonat nicht annehmen, da sie noch immer nicht erwacht war. So ging nur die Mailbox ran, was Haruka das nächste Stöhnen entlockte.
,,Ich hoffe, dir geht es nicht allzu schlecht", seufzte sie und machte sich auf den Rückweg.
Diesen bewältigte sie mit dem Bus, denn laufen nach Hause wäre jetzt noch unmöglich gewesen.

Als Haruka die Augen öffnete, schien ihr die Sonne mal wieder ungünstig ins Gesicht. So wurde sie von den Sonnenstrahlen aus dem Schlaf gerissen, was sie mit einem Murren kommentierte.
,,Okay... Auf ein Neues", murmelte sie und stieg dann entschlossen aus dem Bett.
Sie vermisste Michiru sehr und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in den Arm zu nehmen.
Was passiert war und vor allem das mit Yuri tat ihr sehr leid. Bei dieser Aktion hatte sie wahrscheinlich selber nicht mal nachgedacht. Und dann ging das Ganze auch noch schlecht aus! Aber die Beiden hatten sich wieder verziehen und nun war alles so wie früher- nur das Vertrauen war nicht beim Alten, doch das konnte man Michiru auch nicht übel nehmen.
Und dann passierte auch noch dieser Unfall!
So machte sie sich fertig für den Aufbruch, welchen sie keine 20 Minuten später in die Wege leitete.

Vor dem Krankenhaus angekommen, schaute sie noch mal auf das Handy. Michiru war vor 3 Tagen das letzte Mal online gewesen. Das war doch ziemlich lange und sehr ungewöhnlich für die Türkishaarige.
Haruka hatte ohne hin ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.
An der Rezeption fragte sie nach Michiru und in welchem Zimmer sie lag. Die Frau wollte erst keine Auskunft geben, doch als Haruka ihren Ausweis zeigte und diese erkannte, dass vor ihr niemand anderes als Haruka Tenoh stand, wusste sie sofort, wo sich ihre Freundin befand.
Mit dem Lift fuhr sie dann noch in das passende Stockwerk und dort suchte sie nach dem Zimmer.
Angekommen.
,,Endlich. 20 Minuten hat der Scheiß hier hoch gebraucht!", murrte sie leise vor sich hin.
Doch für Michiru wäre sie selbst eine Stunde das Zimmer suchen gegangen.
Vorsichtig klopfte sie an und wartete, bis jemand sie herein bat, doch dies geschah nicht. Eigentlich hatte die Besucherzeit bereits begonnen. Vielleicht war sie aber auch wieder eingeschlafen. Oder sie hatte sich ganz einfach im Zimmer geirrt. Abermals sah sie an dem kleinen Schild nach, welches neben der Tür an der Wand hang.
Aber sie war am richtigen Zimmer!
Ein weiteres Mal klopfte sie an, bis sie ohne Vorwarnung einfach hinein ging. Und tatsächlich!
Michiru schlief tief und fest, hatte aber bereits gefrühstückt, da das Tablett noch hier stand.
Die Künstlerin hatte ein eigenes Zimmer und damit auch keine Zimmergenossen, die einem den Aufenthalt im Krankenhaus zu einem Albtraum machen könnten.
Aber nun wandte sie sich lieber Michiru zu.

Sie setzte sich neben ihre Freundin auf das Bett und musterte sie einen Moment. Zu gerne sah sie Michiru, wenn diese schlief. Denn dabei sah sie unfassbar süß aus. Lächelnd nahm sie den schlafenden Körper in ihre Arme, welcher ab und zu zuckte.
>>Vielleicht hat sie einen Albtraum?<<, nahm sie nun in Betracht.
Zärtlich streichelte sie über die weiche Haut ihrer Wange und sagte dabei liebevolle Worte wie:
,,Aufstehen, mein kleiner Engel"
oder
,,Ich bin hier, meine Hübsche".
Erst nach einer Weile öffnete die Geigerin ihre Augen, da sich eine Gänsehaut auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte. Augenblicklich erblickte sie Haruka vor sich, welche sie lächelnd ansah.
,,Na, Baby?", hauchte sie unfassbar leise.
Erschöpft sah Michiru sie an. Noch hatte sie nicht ganz realisiert, wer sie gerade im Arm hielt. Doch als sie es bemerkte, drückte sie sich gegen ihren Oberkörper.
,,Endlich bist du da!", seuselte sie so leise, dass Haruka Mühe hatte, die Worte zu verstehen.
,,Es tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Eigentlich wollte ich schon gestern kommen, aber da war die Besucherzeit schon vorbei", sagte sie extra leise, da Michiru eine Weile benötigte, um das Gesagte zu verarbeiten,
,,Was ist denn eigentlich passiert?"
,,Ich wurde angefahren, als mich mein Chauffeur nach der Herberge heim fuhr", sagte sie ganz langsam,
,,Man sagte mir, ich sei operiert wurden, sonst hätte ich es nicht überlebt..."
Haruka hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
,,Ich hoffe dir geht es besser."
,,Nicht so..", kam es wieder so leise,
,,Ich bin manchmal einfach weg und das mehrere Stunden."
,,Wie? Wirst du ohnmächtig?", hob Haruka die Augenbraue ziemlich besorgt.
,,Ja. Ich hab gestern zum Beispiel gar nicht mitbekommen, daß Elza da war", sagte sie.
,,Hm.. Können die Ärzte denn nichts dagegen machen?''
,,Weiß nicht..."
Michiru sog langsam das Parfüm ihrer Freundin auf. Dabei kuschelte sie sich immer mehr in den beigen Hoodie, welchen Haruka trug.
,,Hast du was darunter an?", fragte sie, ohne etwas Perverses zu beabsichtigen.
,,Ja, wieso?"
,,Kannst du mit deinen Hoodie da lassen? Er ist so weich und riecht nach dir", sagte sie.
Haruka begann lieblich zu lächeln.
,,Natürlich, für dich tue ich alles!", lächelte sie und küsste sie wieder auf die Stirn.
Vorsichtig legte sie Michiru auf der Matratze ab, da diese kaum Kraft hatte, und zog dann den Hoodie aus.
,,Danke, Ruka", hauchte sie wieder leise.
,,Keine Ursache. Das bin ich dir schuldig", zwinkerte die Blonde und nahm mit diesem Worten ihre Freundin wieder in den Arm.
Michiru schloss denn Hoodie und Haruka fast gleichzeitig in ihre Arme, doch ohne Harukas Hilfe hätte sie es nicht geschafft.
Denn diese hielt sie am Rücken fest, dass sie nicht wie ein nasser Sack zurück in die Matratze fiel.
,,Du bist ganz schön schwach, oder?", sagte die Pianistin besorgt.
Michiru nickte nur und presste sich weiterhin etwas gegen sie. Von ihr ging keine Kraft aus, die sie auf Haruka ausüben konnte.
,,Hast du heute schon mal was gegessen und getrunken?", fragte sie, als ihre Blicke auf das Tablett trafen.
,,Ja, ich habe schon gefrühstückt und einen halben Liter Tee getrunken", kam es fast schon stolz von der Türkisen.
,,Schön, daß freut mich."

Nach einer kurzen Zeit kam eine Krankenschwester hinein, die nach dem Rechten sehen wollte. Da alles in bester Ordnung war, verschwand sie auch schon bald und die Beiden waren wieder alleine.
,,Ich liebe dich, Michiru. Und es tut mir so leid, dass du solche Schmerzen erleiden musstest."
,,Welche meinst du?"
,,Egal welche. Wenn ich könnte, würde ich dir dein ganzes Leid abnehmen."
,,Aber das geht nicht", meinte Michiru,
,,Und so sehr hat es nicht weh getan, da ich eh nicht viel mitbekommen habe. Es tat zwar weh, als das Auto mich zu Boden riss und ich bin durch diese Schmerzen auch ohnmächtig geworden, aber danach ging es eigentlich. Meine Eltern meinten nur, dass ich fürchterlich gezittert habe", sagte sie wieder so leise.
Haruka musste sich wirklich anstrengen, den Worten folgen zu können. Trotdzem verstand sie alles und konnte Michiru antworten.
,,Du hast auch gezittert, als ich reingekommen bin. Hast du was Schlechtes geträumt?", fragte Haruka.
,,Weiß ich nicht mehr..."

Silly, Irritating & BeautifulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt