In der Abwesenheit des Prinzen habe ich in den letzten Tagen die Zeit genutzt, um das Schloss noch etwas besser zu erkunden und etwas mehr über diese Welt heraus zu finden. In der Bibliothek fand ich ziemlich interessante Bücher über die verschiedensten Pflanzen und Tierarten. Ich fand auch vieles über die verschiedensten Völkergruppen heraus. Tatsächlich befinden wir uns hier auf einer riesengroßen Insel, die drei verschiedene Königreiche beherbergt. Die Insel und die Stadt in der ich bin, heißen beide Liverad. Die Stadt liegt zwischen den beiden anderen Städten und außerhalb der Inseln ist noch nicht viel erforscht worden. Eigentlich gar nichts. Die Menschen hier glauben an kein Leben außerhalb dieser Inseln und wenn doch, dann soll es angeblich verkommen sein.
Ebenso haben die Menschen hier keine Religion wie wir sie kennen. Sie verehren die Toten, bauen eigene Tempel für sie, auf dass sie eines Tages wieder auf die Erde zurück kehren mögen. Sie verbrennen die Toten und platzieren die Asche in Runen, zusammen mit etwas, was der oder dem Verstorbenen mal gehört hat. Am Todestag zünden sie Kerzen an und verbringen einen gesamten Tag mit den Verstorbenen, um ihnen Gesellschaft zu spenden.
Einen Gott haben sie nicht, daran glauben sie nicht. Sie glauben an Waldgeister, die einst Menschen waren, Tiergeister und generell kursieren in Liverad viele Mythen von umherwandernden Seelen herum. Als ich dies las, bekam ich eine Gänsehaut. Einer toten Seele würde ich nicht so gerne begegnen...
Zen hat sich in der Zeit zurück gehalten und ich habe ihn kaum gesehen. Ich weiß allerdings, dass er immer an meiner Seite war und auf mich geachtet hat. Der Palast hat viele Abschnitte. In einem Abschnitt werden Botaniker, Apotheker und Heiler ausgebildet. In einem anderen Abschnitt werden Musiker für den Palast gebildet und in wiederum einem anderen werden Soldaten trainiert. Der Palast und der Hof umfasst Weiden für Tiere und einige kleine Häuser für die höher gestellten, wie die Ausbilder, oder die Ärzte.
Ich befinde mich gerade in den Stallungen und beobachte dieses wolfsartige Wesen mit den Flügeln wieder, das Dritka genannt wird, als mich ein Bote des Prinzen ereilt.
"Miss, der Prinz ist wieder zurück gekehrt und wünscht mit Euch nun zu speisen. Bitte zieht Euch um und begebt Euch in den Speisesaal", sagt der Bote. In mir spannt sich sofort wieder alles an. Beruhige dich Nika. Er möchte nur etwas mit dir essen. Du schaffst das schon, rede ich mir ein.
Ich nicke und begebe mich zuerst in mein Zimmer um mich umzuziehen und dann in den Speisesaal. Ich merke, wie meine Hände zu schwitzen beginnen und meine Finger unwillkürlich etwas verkrampfen, je näher ich komme. Mir ist nicht wohl bei der ganzen Sache mit diesem Prinzen. Als ich vor der Tür stehe, spüre ich die Präsenz von jemandem hinter mir und ich drehe mich um.
Zen steht mit ernstem Blick da und nickt mir zu. Ich nicke zurück, atme durch und öffne die Tür zum Speisesaal. Darin ist keiner, außer der Prinz und ein Leibwächter... in? Bei genauerem hinsehen erkenne ich, dass es eine Frau ist. Eine Frau mit roten Haar, roten Augen und vielen vielen Sommersprossen. Ihr Haar ist kurz, weshalb ich sie fälschlicherweise nur für einen kurzen Moment, für einen Mann gehalten habe.
"Setzt Euch neben mich, Nika", sagt der Prinz und ich gehorche. Seine Körperhaltung strahlt die Ruhe selbst aus und er scheint mit der Welt im Einklang zu sein, so als hätte er keine Sorgen in der Welt. Er nippt an seinem Weinglas und sieht mich dann direkt mit einem freundlichen Lächeln an. Die Anspannung weicht etwas von meinen Schultern, als er mich so ansieht.
"Wie ist es Euch in den letzten Tagen ergangen?", fragt er mich. "Habt Ihr den Palast erkundet?"
Ich nicke und sage: "Ja. Es ist wirklich schön hier und so groß!"
"Ja, das stimmt", antwortet er und wir werden in Schweigen gehüllt. Als das Essen gebracht wird, drehe ich mich kurz zu Zen um und er zwinkert mir zu, was mich etwas beruhigt. Ich widme mich dem Essen.
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Reminiscence - Meine Erinnerungen
FantasyIch weiß nicht, ob ich ertrunken bin. Ich weiß nicht, ob ich gestorben bin. Was echt ist und was nicht. Doch ich weiß eines. Da wo ich gelandet bin muss ich schnell lernen und mich anpassen. Denn wenn ich es nicht tue, nun, ich möchte nicht wissen w...