Der erste Tag

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Meine Lungen brennen und ich habe das Gefühl die Oberfläche nicht rechtzeitig erreichen zu können. Ist das das Ende? Ist jetzt alles aus? Ich kann nicht klar denken, nur ein einziger Gedanke treibt mich vorwärts: Ich muss leben!

Und da. Meine Fingerspitzen streifen die Luft, ich hieve mich ein letztes mal mit letzter Kraft nach oben und schnappe so sehr nach Sauerstoff, dass ich auch Wasser mit verschlucke und stark husten muss. Ich gehe wieder unter, ich fühle mich so kraftlos. Doch ich gebe nicht auf. Hustend und spuckend schwimme ich so schnell ich kann an Land und ziehe mich an einer Baumwurzel hoch.

So liege ich da. Ich spucke Wasser aus und versuche meine Atmung in den Griff zu bekommen. Es ist so kalt auf einmal und ich muss frösteln. Als ich mich etwas beruhigt habe, reibe ich das Salzwasser aus meinen Augen und lausche noch etwas dem Wellengang. Außer, dass da gar kein Wellengang ist. Um genau zu sein, hört sich das Wasser überhaupt nicht nach dem Rauschen des Meeres an.

Ich öffne meine Augen um das Meer zu betrachten, doch was ich sehe lässt meinen Atem erneut stocken. Mein Gehirn hat anfangs Probleme zu registrieren was da überhaupt los ist, was ich da gerade sehe, doch es ist wahr. Ich Träume nicht. Oder? Ich haue mir eine ins Gesicht. Erst sanft, dann immer stärker immer wieder.

"Ich muss aufwachen!", schreie ich leise. "Wach auf, wach auf, wach auf!"

Doch das ist die Realität. Ich sitze auf einer Baumwurzel in mitten eines Waldes. Vor mir erstreckt sich ein ruhiger, im Mondlicht schimmernder See. Um den See herum leuchten kleine Blumen in den verschiedensten hellen Farben. Weiß, hellblau, grün. Der See ist ruhig und bildet eine glatte Oberfläche. Aus dem Wald höre ich einige Vögel zwitschern, ehe sie sich schlafen legen.

An sich eine schöne Szenerie, würde ich nicht gerade meine Nerven verlieren.

Ich gebe mir noch eine Ohrfeige und reiße an meinen Haaren. "Wach doch endlich auf. Das kann nicht wahr sein!", sage ich mit erstickter Stimme.

Ich blicke nochmals auf und blicke mich um. Dafür muss es eine logische Erklärung geben. "Wie lange war ich denn unter Wasser?", frage ich mich flüsternd.

Der Sog muss mich irgendwohin getragen haben. Vielleicht ins Landesinnere? Und da ist so ein See. Genau. Das muss es sein. Und hier bin ich aufgetaucht. So muss es gewesen sein. Und wenn ich jetzt in irgendeine Richtung gehe, dann komme ich wieder ans Meer und an die Zivilisation. So muss es sein.

Dass ich gar kein Meeresrauschen höre, oder, was viel wichtiger ist, noch nie leuchtende Blumen gesehen habe, ignoriere ich völlig. Vielleicht sind das solche Blumen von denen ich einfach noch nichts gehört habe? Ja, so muss es sein.

Ich stehe schwerfällig auf und halte mich dabei an den Wurzeln des wirklich gigantischen Baumes fest. Langsam klettere ich auf festen Boden und stehe nun einem... einem beleuchteten Wald entgegen. Blumen, auf die Mondlicht scheint, scheinen das Licht zu reflektieren und spenden Licht.

"Bin ich denn... gestorben?", frage ich mich und bekomme sofort eine Gänsehaut. Bei dem Gedanken wird mir schlecht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein.

Ich gehe langsam in den Wald hinein und drehe mich noch einmal zum See um. Still. Er ist komplett still. Da ist keine Strömung. Seltsam.

Ich bewege mich weiter hinein und der See verschwindet hinter mir. Ich weiß nicht wohin ich gehe, geschweige denn habe ich einen Anhaltspunkt wo ich sein könnte. Und es ist noch dazu so verdammt kalt. Als mich langsam das Adrenalin verlässt, wird mir immer kälter und ich wünschte, ich hätte eine Jacke bei mir. Doch ich trage als einziges eine kurze Hose und ein schwarzes Shirt. Durchnässte Sachen, wohlgemerkt.

Wo sind eigentlich meine Freundinnen? Kathy und Mina? Sie suchen bestimmt nach mir. Ich hoffe sie suchen nach mir.

Ich horche nach einem Meeresrauschen, oder Autos oder irgendwas, doch da ist nichts. Nichts außer diese Stille, die begleitet wird von meinen Schritten. Irgendwie... beruhigend.

Reminiscence - Meine ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt