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Sand. Er ist überall. In jeder noch so kleinen Ritze und wenn man ihn weg wischt, kommt er trotzdem wieder. Er ist in den Schuhen und wenn man diese dann trägt scheuert der Sand die ganze Zeit.

Ich hasse Sand.

Aber ich bin allein umgeben von Sand, zum sterben verurteilt und habe irgendwann angefangen ihn zu lieben. Er ist mein einziger Freund und ein steter Begleiter. Er hört mir immer zu und verlässt mich nie. Der Sand wird immer da sein.

Ich sitze im Sand und lasse einzelne Körnchen durch meine Hände rieseln. Mein Blick ruht auf der im Osten aufgehenden Sonne.

Ein weiterer Tag voller Qualen und ohne Erlösung.

Ich stehe auf und hebe das Tuch, auf welchem ich gesessen habe, auf. Ich klopfe dem hartnäckigen Sand ab, aber natürlich bleibt er an dem Tuch hängen, welches ich mir gleich darauf um um die Schulter wickle. Das Tuch ist aus weicher, aber widerstandsfähig Seide.

Darunter trage ich nichts, als ein dünnes, ausgeglichenes und verdrecktes weißes T-Shirt und eine kurze ebenso dreckige Hose.

Ich hebe den alten Lederrucksack auf, der neben mir auf dem Boden steht und krame einen Trinkbeutel und ein weiteres Stofftuch hervor. Ich nehme einen Schluck Wasser, aus der Fast leeren Flasche und wickele mit das andere Stofftusch um den Kopf.

Ich hatte mal dunkelblonde Haare, jetzt sind sie fast schon weiß, verfilzt und genauso dreckig wie der Rest von mir.

Ich Räume die Wasserflasche wieder in den Rucksack, den ich mir dann auch auf den Rücken henge.

Vom Boden hebe ich den einzigen Wasserschlauch auf, indem noch etwas von dem Elexier des Leben drinn ist. Diesen hänge ich mir um die Schulter. Als der Beutel noch voll war, störte mich sein Gewicht, jetzt wünschte ich er wäre schwerer.

Ich schüttele kurz den Behälter und höre ein leises Platschen von Wasser.

Das Reicht höchstens bis heute Abend.

Seit drei Monaten wandere ich schon durch die Hölle auf Erden, aber ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, was ich tun soll, wenn mir das Wasser aus geht. Zu Essen hab ich noch zwei Leib altes, hartes Brot, noch ein paar Dosen Fertigfutter und noch mehrere Packungen getrocknetes Fleisch. Das gepökelte Fleich ist mir vor einer Woche ausgegangen.

Aber zurück zu meinem Problem mit dem Wasser. Ich dachte immer, dass es reichen würde, bis ich die Wüste durchquert habe (immerhin hatte ich drei Wasserschläusche mit jeweils fast zwanzig Litern Wasser dabei), aber ich habe mich geirrt. Noch immer ist kein Ende meiner Qualen in Sicht.

Wie jeden Morgen auch ziehe ich mein Messer, welches ich fast jeden Abend wetze, aus der Messerscheide an meiner Hüft. Kurz fahre ich mit dem Finger über die Klinge, setze es aber schnell an meinem linken Unterarm an.

Den gesammten rechten Arm ziehren bereits Narben. Auch der linke Unterarm hat schon ein paar Musterungen.

Eine Narbe für jeden Tag.

Schnell ziehe ich das Messer über meine Haut und es hinterlässt eine schmale Blutsspur, die sich sofort ausbreit. Ich hebe meinen Arm zu meinem Mund und beginne über die Wunde zu lecken. Danach nehme ich eine Stofstreifen von meinem Gürtel und verbinde die Wunde.

Wenn Sand rein kommt entzündet es sich noch...

Der Stoffstreifen um meinem Arm ist bereits Blutgeträngt von den vorherigen Tagen.

Ich nehme den Holzstarb vom Boden. Er ist meine einzige Waffe, vom Messer abgesehen, und ohne ihn wäre ich nicht so weit gekommen.

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und setzte meinen Todesmarsch durch die Wüste fort.

↠ѕαи∂↞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt