Kapitel 14

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Seit Alex mich alleine an der Klippe zurückgelassen hat, haben wir kein Wort mehr gewechselt, obwohl der Vorfall nun schon einen Tag her ist. Doch bald wird er sein eisernes Schweigen brechen müssen, denn heute ist der Tag, an dem unsere Mission erst richtig beginnt. Heute werden wir endlich in die Stadt der Meermanier gelangen. In gewisser Weise bin ich erleichtert, dass wir bald da sind, da ich keine Lust mehr habe zu laufen, aber andererseits bin ich auch echt aufgeregt und nervös. Zumindest lenkt unsere baldige Ankunft mich ein wenig von Alex ab. Mittlerweile haben wir den Wald hinter uns gelassen und laufen nun an vielen endlos erscheinenden Feldern entlang. Mit jedem Schritt kommen wir der Küste näher und damit auch unserem Zielort. Die riesige Stadt. Atlantis steht auf einer Insel kurz vor der Küste unseres Landes. Eine einzige gigantische Metropole, die sich über die ganze Insel erstreckt und wenn ich sage über die ganze Insel, dann meine ich das auch so. Auch der Teil der Insel, der unter dem Meeresspiegel liegt, ist bebaut mit den Häusern und Geschäften der Meermanier. Ich habe schon viele Geschichten über diese sagenhafte Stadt gehört und alle haben etwas gemeinsam. Die Schönheit von Atlantis soll den ganzen Ozean erstrahlen lassen. Genau im Zentrum der Stadt liegt der Palast der Meermanier mit Perlen gesäumten Kuppeln, Toren aus Gold und geschmückt mit den wertvollsten Muscheln. Und selbst die einfachsten Häuser, sollen jeden Besucher vor Neid erblassen lassen. Gebäude in den Formen der verschiedensten Muscheln, in unglaublich strahlenden Farben, Balkone von denen aus man die ganze Insel in Augenschein nehmen kann. Und als wäre das nicht genug beherbergt die Stadt, den wohl bekanntesten Markt, auf dem die seltensten Sachen des ganzen Landes pfeilgeboten werden. Dinge von denen du nicht einmal wusstest, dass sie existieren. Wenn du es als Händler auf diesen Markt schaffst, dann weißt du, dass du etwas Besonderes bist. Denn selbst der Platz auf dem die Marktstände aufgebaut sind, soll so edel sein, dass die Händler, die zum ersten mal dort sind, denken sie sind im Paradies. Kein Wunder, da auf dem Platz das Wahrzeichen der Stadt steht, ein meisterhaft gefertigter Brunnen. Man sagt, wenn eine Jungfrau einen Tropfen ihres reinen Blutes in den Brunnen tropfen lässt, wird sich ihr sehnlichster Wunsch erfüllen. Ich weiß nicht, wie viel an dieser Geschichte wahr ist, doch die Vorstellung ist trotzdem schön. Ich seufze, als mir klar wird, dass ich die Stadt nicht zu meinem Vergnügen besuche und deswegen höchstwahrscheinlich ihre Schönheit nicht genießen kann. Es ist irgendwie ein komisches Gefühl die Hauptstadt einer anderen Spezies besuchen zu gehen und noch niemals in der Eigenen gewesen zu sein. Meine Eltern hielten es nie für nötig zu reisen und schon gar nicht in eine Stadt. Schließlich fühlen wir uns in der Nähe von einem Wald am wohlsten. Und auch wenn unsere Stadt das durchaus widerspiegelt, wollten sie einfach nicht mit mir in den Urlaub. Dabei wäre das bestimmt toll geworden, denn in einem Teil unserer Hauptstadt sind die Häuser in die Gipfel der Bäume gebaut oder auf großen Holzplatten, die zwischen den Bäumen befestigt sind. Verbunden werden die Gebäude mit Holzbrücken in den verschiedensten Größen. Der andere Teil steht auf festem Untergrund, soll aber nicht minder eindrucksvoll sein. Ganz in meinen Gedanken versunken merke ich erst, dass wir schon an der Küste angekommen sind, als ich den weichen Sand des Strandes unter meinen Pfoten fühle. Erstaunt mustere ich meine Umgebung. Ich stehe auf einem schier endlos erscheinenden weißen Sandstrand und bin nur einige Meter vom Wasser entfernt. Am liebsten würde ich mich jetzt in die blauen Fluten stürzen und mir mit meinen Freunden eine wilde Wasserschlacht liefern. Doch das wird wohl ein Traum bleiben, denn weder sind meine Freunde hier, noch ist jetzt die richtige Zeit für eine Wasserschlacht. Seufzend wende ich mich also vom Meer ab und drehe mich stattdessen zu meinen Begleitern. Ich sollte mich dringend auch mit Cassian, Larea und Rune verbinden, sonst muss ich mich jedes Mal zurück verwandeln, wenn ich mit ihnen sprechen will. Das könnte zu einem echten Problem werden. Schnell wechsle ich meine Gestalt und lasse meine roten Locken im Wind wehen, während ich darauf warte, dass meine Kollegen es mir gleich tuen. Rune ist der Erste, der wieder in seiner menschlichen Gestalt vor mir steht. Sogleich wirft er sich mir um den Hals und wuschelt durch meine Haare und zerstört meine Frisur nun vollkommen.
„Was liegt dir auf dem Herzen meine Kleine?", fragt der Irre mich in seiner besten Kinderstimme.
Ich schnaube belustigt und antworte ihm im selben Ton: „Ich frage mich nur, wie wir zu der Insel kommen. Haben wir eine Fähre gebucht oder so etwas?"
„Keine Fähre. Wir haben ein Boot gemietet. Falls wir schnell von der Insel runtermüssen, können wir nicht warten, bis die Fähre kommt", diesmal ist es Alex, der spricht. Und das sind auch die ersten Worte, die er seit unserer Auseinandersetzung mit mir gewechselt hat. Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich freuen soll, dass er wieder mit mir redet, oder ihn schlagen soll. Schließlich benimmt er sich so kindisch und unreif, wie nur möglich. Ich meine wir sind erwachsende Leute wir können Streitigkeiten vernünftig klären. Irgendwann muss er doch merken, dass dieses Ich-rede-nur-im-Notfall-mit-dir-Ding nicht hilfreich ist. Das ist schließlich keine Lösung, oder zumindest keine gute Lösung. Plötzlich werde ich an der Schulter angetippt, weswegen ich verwundert aufschaue, direkt in Cassian's Gesicht.
„Wir wollen jetzt weiter. Das Boot steht gleich dort vorne."
Mit einer desinteressierten Bewegung zeigt er irgendwo hinter sich und kehrt mir anschließend den Rücken zu. Schnell folge ich ihm zu einer kleinen Strandhütte, an der Larea den Schlüssel für das Boot abholt. Und nur kurze Zeit später sitze ich in dem schaukelnden Ungeheuer und überquere den Ozean. Zum Glück ist keiner von uns seekrank. Ich hätte wirklich wenig Lust, die ganze Fahrt über den Geruch von Kotze in meiner Nase zu haben, da ist mir die frische Seeluft wesentlich lieber. Lächelnd lehne ich mich an Rune an, der neben mir sitzt und genieße die Aussicht.
„Na machst du etwa schon schlapp", neckt mich mein Kopfkissen.
Woraufhin ich nur etwas Unverständliches vor mich hin brumme und ihm einen halbherzigen Schlag auf sein Bein verpasse. Tatsächlich merke ich, wie meine Augenlieder immer schwerer werden und irgendwann wird die Weld um mich herum dunkel und ich versinke im Land der Träume.

Hallöchen, wie ihr schon gemerkt habt, kommt dieses Kapitel einen Tag zu spät und das tut mir wirklich leid. Ich hatte gestern einfach keine Zeit zum Schreiben, da kurzfristig etwas dazwischen gekommen ist. Tut mir wirklich leid, aber jetzt ist das Kapitel ja da.XD

SchattenkriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt