Ich bin niemand, der in ein Flugzeug steigt und nach dem Flug noch annähernd so geordnet aussieht, wie beim Betreten des Fliegers. Im Gegenteil.
Während all meiner Flugreisen habe ich es niemals geschafft, eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden, was regelmäßig dazu führt, dass mein Nacken steif wird. Die klimatisierte Luft entzieht meiner Haut jede Feuchtigkeit, mein Make-up setzt sich in Lid- und Lachfalten ab und meine Wimperntusche bröselt scheinbar innerhalb der ersten Minuten von meinen Wimpern. Wenn ich Glück habe, wische ich mir im Laufe des Flugs mit meinem Ärmel über das Gesicht, um das unangenehme Gefühl loszuwerden und verlängere damit meinen Lidstrich bis hinter meinen Haaransatz. Außerdem stellt die Luft irgendwas mit meinen Haaren an, so dass sie sich, egal wie gepflegt sie am Morgen im Spiegel noch aussahen, am Ende der Reise zu störrischen, widerspenstigen Locken gemausert haben.Der Flugbegleiter, der mir beim Betreten des Flugzeuges schon erklärt hat, wo ich meinen Platz finden würde, fragt mich, ob ich später ein Sandwich mit Schinken oder Käse haben möchte.
„Weder noch", gebe ich zurück und rutsche in meinem Sitz von links nach rechts. „Aber könnte ich einen doppelten Wodka bekommen? Ohne Eis?"
„Selbstverständlich", sagt er, deutet eine Verbeugung an und eilt auf den Vorhang zu, hinter dem er eben erst hervorgekommen ist.Ich seufze. Es ist nicht das Fliegen, weswegen ich mir Mut antrinken muss. Tatsächlich, abgesehen von dem desolaten Zustand, in den es mich versetzt, mag ich Fliegen sehr. Es ist das Ankommen, das mir dieses Mal Kopfzerbrechen bereitet und weswegen ich den Drink mit einem dankbaren Lächeln annehme. Die letzten Monate meines Lebens waren, um es milde auszudrücken, turbulent, und die nächsten Wochen würden dem Ganzen nochmal die Krone aufsetzen. Alles würde heute beginnen, und zwar ziemlich genau in dem Moment, in dem dieses Flugzeug am Heathrow Airport landen würde.
Ich bin viel zu aufgeregt. In mir wütet eine Nervosität, die ich so noch nie in meinem Leben verspürt habe und die mich dazu veranlasst, einen großen Schluck Wodka zu trinken. Ich verziehe das Gesicht, als sich der Alkohol seinen Weg in meinen Magen brennt, entspanne mich jedoch ein bisschen, als das Brennen von alkoholtypischer Wärme abgelöst wird. Hätte man mir vorhergesagt, dass sich mein Leben gleich mehrere Male um 180° wenden würde, dann hätte ich mir vielleicht zwei Mal überlegt, ob ich diesen Weg einschlagen wollen würde.
Alles hatte mit diesem Buch begonnen. Mein erstes. Es war kein Zufallsprodukt, keine glückliche Fügung. Ich wurde nicht zufällig auf der Straße von jemandem entdeckt, der mir mein Talent an der Nasenspitze ansah, ich hatte hart dafür gearbeitet.
Jahrelang hatte ich Beiträge für Literaturwettbewerbe geschrieben, hatte mich Literaturmagazinen vor die Füße geworfen und hatte vermutlich keine Gelegenheit ausgelassen, mein Geschriebenes an den Mann zu bringen. Die Absagen hatte ich im Laufe der Zeit in einer Kiste unter meinem Bett gesammelt, für die Veröffentlichungen reichte eine kurze Liste an meiner Pinnwand.
Ich gehörte schlichtweg nicht zu denen, die jedes Wochenende auf einem anderen Poetry Slam poetisch von den Ängsten und Wünschen ihres Lebens erzählten und sich dabei eine seltsame Silbenbetonung aneigneten. Stattdessen hatte ich mir in den Kopf gesetzt, einen ernsthafteren Weg einzuschlagen, der mich viel öfter verzweifeln ließ, als dass er mich glücklich machte. Tagsüber ging ich zur Schule, zur Universität, zur Arbeit; nachts schrieb ich.
Gerade in den letzten Jahren, als ich das Gefühl bekam, mir würde langsam, aber sicher die Zeit davonlaufen, schrieb ich immer mehr und wusste manchmal selbst nicht, wann ich noch Zeit finden würde, um ein paar Stunden zu schlafen.
In einem meiner ersten Interviews hatte man mich gefragt, was ich mir für die Zeit danach vorgenommen hatte, wenn alle Presseevents und Lesungen vorbei waren und ich einfach mal freie Zeit haben würde.
„Ich plane, eine Woche lang durchgehend zu schlafen" hatte ich trocken erwidert und alle Anwesenden hatten gelacht.Bisher hatte es diese Woche nicht gegeben.
Ein Ruck geht durch das Flugzeug und reißt mich aus meinen Gedanken. Von mir unbemerkt hat sich ein Mann in Anzug zu mir in die Reihe gesetzt. Er lächelt mir verhalten zu, als er meinen verwirrten Blick bemerkt.
„Mich schläfern diese Sicherheitsanweisungen auch immer ein", sagt er.
Ich erwidere sein Lächeln und nicke. „Noch ein paar Flüge mehr und ich steh da vorne und kann das Programm durchziehen."
„Aber bitte reden Sie dabei genauso furchtbar monoton. Sonst hört Ihnen noch jemand zu."
„Glauben Sie mir, ich werde alle mit meiner Performance einschläfern. Dann wird es ein entspannter Flug ohne viel Arbeit."
Er lacht als ich mich von ihm abwende und aus dem Fenster blicke.
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»3 am« [harry styles]
RomanceStell dir vor, du schreibst ein Buch. Und ohne, dass du jemals damit gerechnet hättest, wird dieses Buch zu einem unglaublichen Erfolg. Die halbe Welt verschlingt es; leidet, lebt und liebt mit den Protagonisten, und diese kleine Geschichte zieht im...